Schlachtfeld Schwabing: Kultusminister Spaenle muss um Direktmandat bangen

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MÜNCHEN. München-Schwabing, das ist bei der Landtagswahl am 15. September der spannendste Stimmkreis in ganz Bayern: Gleich zwei Minister, eine Spitzenkandidatin und eine aussichtsreiche Oppositionspolitikerin treten gegeneinander an – und vor allem ein Minister muss zittern.

Muss er um sein Ministeramt fürchten? Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle steht unter Druck. Foto: Sigismund von Dobschütz /  Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Muss er um sein Ministeramt fürchten? Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle steht unter Druck. Foto: Sigismund von Dobschütz / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Für Ludwig Spaenle wird es am 15. September so richtig ernst: Er muss bei der Landtagswahl um sein Direktmandat bangen. Nur mit 725 Stimmen Vorsprung hatte der jetzige Kultusminister vor fünf Jahren im Stimmkreis München-Schwabing gegen die SPD-Integrationsexpertin Isabell Zacharias gewonnen. Die will es diesmal nun wirklich wissen. Und mit Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) und Grünen-Spitzenkandidaten Margarete Bause bewerben sich zwei weitere Hochkaräter im spannendsten Stimmkreis Bayerns.

Spaenle gibt sich optimistisch. «Ich sehe das mit größter Gelassenheit und großer Ruhe», sagt er. «Ich bin dort verwurzelt, ich lebe dort.» Darauf setzt er auch: Dass die Wähler sein langjähriges Engagement in Schwabing honorieren. «Ich bin dort seit vielen Jahren persönlich in der Stadtteil-Arbeit präsent.»

Spaenle räumt aber auch ein, dass der Stimmkreis Schwabing kein klassisches CSU-Gebiet ist: «Überhaupt nicht.» Das sei aber nicht neu. Deshalb sei es hier schon immer eng für die CSU gewesen. Vor fünf Jahren sah es bei den Erststimmen so aus: 28,9 Prozent entfielen auf die CSU, 27,6 Prozent auf die SPD, 18,1 Prozent auf die Grünen und 13,7 Prozent auf die FDP.

Zacharias sagt vor der diesjährigen Wahl, sie sei «sehr optimistisch, geradezu euphorisch». Die Stimmen, die ihr vor fünf Jahren fehlten, will sie diesmal holen. Und sie ist sich sicher: «Das wird richtig eng für Herrn Spaenle.» Zacharias hofft auch auf einen «Ude-Bonus» – deshalb hat sie Fotos mit sich und dem populären Münchner Oberbürgermeister und SPD-Spitzenkandidaten plakatiert. Zudem setzt sie darauf, dass der etwas veränderte Zuschnitt des Stimmkreises ihr Stimmen bringt – etwa im Glockenbachviertel. «Dort braucht der Herr Spaenle überhaupt nicht zu spazieren», meint sie.

Aber auch Bause hofft deshalb auf zusätzliche Stimmen für die Grünen – vor allem aber gegen die CSU: «Es ist wichtig, dass das Direktmandat nicht wieder an Herrn Spaenle geht.» Denn das Lebensgefühl der Menschen dort werde von ihm nicht ausgedrückt. Bause spricht von einem «spannenden und offenen Rennen».

Keine Chancen auf das Direktmandat hat Heubisch – aber auch er gibt sich nicht geschlagen. «Ich weiß, dass ich mit voller Kraft für meine Überzeugung und meine Positionen kämpfen werde», sagt er. Eines seiner Argumente: Im Stimmkreis Schwabing befänden sich ja viele Kultureinrichtungen, für die er zuletzt zuständig gewesen sei: von den Universitäten über die Oper und die Pinakotheken bis zum Nationalmuseum und dem Haus der Kunst. «Das ist ja ein Abbild meines Ministeriums», sagt er. Deshalb sei er auch selbstbewusst.

Für Spaenle steht am meisten auf dem Spiel. Bisher nämlich hatte nur der langjährige SPD-Spitzenpolitiker Franz Maget einen Stimmkreis für die Sozialdemokraten gewinnen können – den einzigen. Schon wird gemunkelt, ob Spaenle trotz der von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ausgesprochenen Job-Garantie wirklich Minister bleiben kann, wenn er seinen Stimmkreis verliert. Dazu sagt Spaenle zweierlei. Erstens: «Ich trete im schwierigsten Stimmkreis für die CSU in ganz Bayern an.» Und zweitens: «Ich kümmere mich jetzt um meinen Stimmkreis – und was danach kommt, werden wir sehen.» CHRISTOPH TROST, dpa

Zum Bericht: „Bayern: Spaenle zahlt Mitarbeitergehalt seiner Frau zurück“

 

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