Dissertation zum Thema künstliche Herzklappen mit Studienpreis geehrt

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HAMBURG. Künstliche Herzklappen halten maximal 25 Jahre und wachsen nicht mit – ein großes Problem, wenn der Patient ein Kind ist. Die Chemikerin Svenja Hinderer hat die Beschaffenheit des menschlichen Herzklappengewebes analysiert, um ein Hybridmaterial zu entwickeln. Für diesen entscheidenden Schritt hin zu mitwachsenden Implantaten wurde sie von der Körber-Stiftung mit dem Deutschen Studienpreis 2015 ausgezeichnet.

Mit dem Studienpreis ehrt die Stiftung exzellente Dissertationen, die besonders hohe gesellschaftliche Relevanz haben. Die drei Spitzenpreise sind mit jeweils 25.000 Euro dotiert. Neben Svenja Hinderer wurden dieses Jahr ebenfalls die Politologin Anita Gohdes von der Universität Mannheim und der Rechtswissenschaftler Tim Neelmeier von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ausgezeichnet.

Anita Gohdes beschäftigt sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem Internet im Kriegsarsenal moderner Diktatoren: Internet und soziale Medien gelten als weiche Waffe der Demokratie in autokratischen Staaten. Die Politologin zeigt in ihrer Dissertation, wie Diktatoren das Internet zur Repression nutzen. Am Beispiel Syriens legt sie dar, wie der Assad-Clan seine »Electronic Army« zur Überwachung der Bevölkerung einsetzt und Netzwerke gezielt ausschaltet, während Morde und Folter geschehen. Die methodisch hochinnovative Studie überzeugte die Jury in der Sektion Sozialwissenschaften.

In der Sektion Kultur- und Geisteswissenschaften erhielt der Jurist Tim Neelmeier den ersten Preis für seine Arbeit zum Thema Haftung von Klinikchefs. Klinikkonzerne schütten Rekorddividenden aus, zugleich verursachen Kosteneinsparungen in der Organisation immer häufiger Schädigungen von Patienten. Verklagt wird im Konfliktfall der behandelnde Arzt, der zum Beispiel eine überlange Schicht oder reduzierte OP-Ausstattung nicht abgelehnt hat. Neelmeier zeigt, wie das Strafrecht ohne Gesetzesänderung auch die kaufmännische und ärztliche Leitung der Krankenhäuser zur Verantwortung ziehen kann.

Neben den drei ersten Preisen vergibt die Körber-Stiftung sechs zweite Preise. Der Wettbewerb steht unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert.

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