Streit in Sachsens CDU um Lehrermangel

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DRESDEN. Sachsens Kultusminister Roland Wöller (CDU) steht unter Druck, und zwar aus den eigenen Reihen. Anlass ist ein – von der Landesregierung bestrittener – drastischer Lehrermangel im Freistaat.

Weist die Kritik aus den eigenen Reihen zurück: Sachsens Kultusminister
Weist die Kritik aus den eigenen Reihen zurück: Sachsens Kultusminister Roland Wöller (CDU). Foto: Kultusministerium Sachsen

Der CDU-Landtagsabgeordnete und Bildungsexperte Thomas Colditz, selbst Lehrer, hat sich ungewöhnlich offen gegen die eigene Regierung und Fraktionsspitze gestellt. Mit Blick auf den Lehrermangel in Sachsen sagte Colditz der „Sächsischen Zeitung“, in Sachsen werde ein funktionierendes Bildungssystem ohne Not an die Wand gefahren. „Ich sehe einen Finanzminister, der sich keinen Millimeter bewegt, einen Kultusminister, der sich nicht durchsetzt, und eine Staatskanzlei, die zuschaut“, sagte er. Im MDR-Radio erklärte der Parlamentarier, er halte das Verhalten der Landesregierung für unverantwortlich. Seit Beginn dieses Schuljahres sei die Situation in den sächsischen Schulen aufgrund des Lehrermangels dramatisch. Das Land müsse Junglehrern und Referendaren dringend signalisieren, sie einzustellen.

Kultusminister Wöller meint hingegen, es fehlten in Sachsen nur wenige Lehrer. „Es kann keine Rede sein von einem generellen Lehrermangel momentan“, erwiderte er einem MDR-Bericht zufolge auf die Kritik. Was den künftigen Bedarf angehe, so steuere die Landesregierung bereits seit zwei Jahren um. Der Freistaat habe inzwischen mehr als 600 junge Lehrer eingestellt. Wöller sprach von  „Horrorszenarien“ der Kritiker.

Bis 2030 gehen drei Viertel der Lehrer in Pension

Einem Bericht der Nachrichtenagentur „dapd“ zufolge gehen in Sachsen bis 2030 etwa drei Viertel aller Lehrer in Sachsen in den Ruhestand. An den sächsischen Universitäten werden den Angaben nach aber weit weniger Lehrer ausgebildet als in den kommenden Jahren im Freistaat benötigt werden. Gehe es nach Finanzminister Georg Unland (CDU), gebe es an den Schulen ohnehin einen deutlichen Personalabbau, hieß es. Die Zahl von aktuell 28.000 Stellen solle auf rund 23.000 gesenkt werden.

Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Sabine Gerold, begrüßte die Debatte. „Endlich wird die Diskussion um mehr Lehrerstellen nicht mehr hinter verschlossenen Türen geführt“, sagte sie einem Bericht der Nachrichtenagentur „dpa“ zufolge.

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