Leichte Lektüre: So funktioniert der Umstieg auf E-Books

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BERLIN. Unterwegs und auf Reisen immer das gleiche Dilemma: Ein Buch ist zu wenig Lektüre, zwei Bücher sind oft schon zu schwer. Ein E-Book-Reader wiegt nur 200 Gramm – auch mit tausenden Büchern im Speicher. Doch noch lassen sich gekaufte E-Books nicht weitergeben.

In den USA verkauft mancher Händler schon mehr E-Books als gedruckte Bücher. Foto: ceslava.com / Flickr (CC BY-SA 2.0)
In den USA verkauft mancher Händler schon mehr E-Books als gedruckte Bücher. Foto: ceslava.com / Flickr (CC BY-SA 2.0)

In den USA verkauft mancher Händler schon mehr E-Books als gedruckte Bücher. Hierzulande machen digitale Bücher nach GfK-Zahlen noch nicht einmal ein Prozent des gesamten Buchumsatzes aus. Doch Angebot und Nachfrage wachsen. Das E-Book und die Lesegeräte (E-Reader) wollen entdeckt werden. «Der größte Vorteil ist: Man kann den Inhalt ganzer Bücherschränke mit sich herumtragen», sagt Michael Wolf von der Stiftung Warentest. «Das ist besonders praktisch für Leute, die viel unterwegs lesen.»

Ein E-Reader kostet inzwischen kein Vermögen mehr. «Die Preise sind gesunken in den letzten Jahren», sagt Wolf. Trotzdem: Wer überlegt, ob ein Lesegerät das Richtige für ihn ist, sollte das Schmökern ohne gedrucktes Buch einfach testen. «Wenn man ein Tablet oder Smartphone hat, geht das zum Kennenlernen auch erst einmal damit», rät Wolf.

Das richtige Display zum Viellesen haben Tablets oder Smartphones aber nicht. Denn das Geheimnis eines guten E-Readers ist das Display aus elektronischem Papier, auch elektronische Tinte genannt. Es hat einen Kontrast und eine Schärfe, die gedrucktem Papier nahekommen. Es ist sehr gut im Freien, sogar im Sonnenlicht ablesbar und bietet einen großen Blickwinkel. Da elektronisches Papier nur beim Umblättern Strom verbraucht, reicht eine Akkuladung mehrere Wochen lang.

Allerdings gibt es bei elektronischem Papier Unterschiede. Man sollte darauf achten, dass der Kontrast hoch ist und möglichst nah an gedruckte Schrift herankommt, rät Rita Deutschbein, E-Reader-Expertin bei «Teltarif.de». Auf dem Markt seien auch Geräte mit elektronischer Tinte zu finden, deren Anzeige relativ blass und vergleichsweise schwer ablesbar sei. «Das ist schon ein Klassenunterschied.»

Es gibt aber auch E-Reader mit LCD-Display, wie sie in Tablets, Smartphones, Notebooks, Fernsehern und Monitoren verbaut werden. Die Nachteile: LCDs sind beleuchtet, was die Augen beim Lesen ermüdet und die Akkulaufzeit auf wenige Stunden drückt. Im Freien reflektieren die Displays stark und sind kaum lesbar. «Der Vorteil ist, dass sie Farben darstellen können», sagt Deutschbein.

Bei der Bedienung setzten immer mehr Hersteller auf Touchscreens, es gibt aber auch Modelle mit Tasten und Wippen. Touchscreens erleichtern das Suchen im Shop durch eine virtuelle Tastatur. Außerdem lassen sich damit Wörter im Text leichter markieren und zum Beispiel in Wörterbüchern nachschlagen, die auf manchen Readern installiert sind. «Das ist praktisch, wenn man in einer fremden Sprache liest», sagt Wolf. Ein Nachteil des Touchscreens sei, dass man ihn schnell unabsichtlich berührt: «Manche Nutzer sind damit nicht so glücklich, weil sie versehentlich umblättern.»

Und wie sollte ein E-Reader ausgestattet sein? Praktisch ist ein WLAN-Modul. «Damit ist man unabhängig vom Computer», erklärt Deutschbein. Denn fast jeder Reader hat einen angeschlossenen Shop, über den E-Books per WLAN direkt aufs Gerät geladen werden können. Kommen die Bücher aus anderen Shops oder Quellen, muss der Reader zum Transfer meist per USB an den Computer angeschlossen werden.

Die Größe des Speichers ist schon mit zwei Gigabyte Kapazität ausreichend bemessen, erklärt die Expertin. Das ist genug Speicherplatz für rund 1500 E-Books. Will man mit einem Reader, der diese Funktion bietet, auch Musik hören, ist ein SD-Kartenslot zur Speichererweiterung sinnvoll. Wer oft PDFs liest, sollte darauf achten, dass das Gerät beim Ändern der Schriftgröße in solchen Dokumenten umbrechen kann (PDF-Reflow) und nicht nur hineinzoomt.

Fast alle Reader mit elektronischem Papier bieten ein 6 Zoll (15 Zentimeter) großes Display. Und mit einer Gewichtsspanne zwischen 170 und 280 Gramm sind sie durch die Bank leicht. Vor dem Kauf sollte man unbedingt einige Reader in die Hand nehmen und ausprobieren, rät Deutschbein. Dann werde schnell klar, ob man lieber mit Tasten oder Touch arbeitet. «Für 100 bis 150 Euro bekommt man gute Geräte.»

Es gibt auch kostenlose E-Books

Das Standardformat für E-Books ist EPUB. Praktisch alle Onlineshops nutzen es, darunter auch die großen Anbieter Libri, Ciando, Weltbild, Thalia, Pubbles oder iTunes – und alle E-Reader können es darstellen. Eine Ausnahme bildet Amazon, das seine E-Books in einem eigenen Format ausliefert und die passenden Reader namens Kindle dazu verkauft. Sie können keine EPUBs öffnen. «Von der Auswahl her unterscheiden sich die Shops kaum noch», sagt Deutschbein.

Immerhin lassen sich mit Programmen wie der Freeware Calibre EPUB-Bücher ins Kindle-Format umwandeln und umgekehrt – solange sie nicht kopiergeschützt sind. Es gibt in allen Shops auch kostenlose E-Books in beiden Formaten. Besonders groß ist das Angebot aber beim Projekt Gutenberg. Gratis gibt es vor allem Klassiker von Huckleberry Finn bis Moby Dick, sagt Deutschbein. «Man kann durchaus erst einmal mit kostenlosen Büchern anfangen.»

Denn viel Geld sparen lässt sich mit E-Books bisher nicht. Wenn überhaupt sind sie 20, vielleicht 30 Prozent günstiger als gedruckte Bücher. 99-Cent-Schnäppchen wird man höchstens bei Büchern machen können, die in anderen Sprachen, zum Beispiel Englisch verfasst sind.

Gekaufte E-Books sind mit einem Kopierschutz (DRM) versehen und können deshalb nicht verliehen, verschenkt oder weiterverkauft werden. Das Lesen auf verschiedenen Geräten ist dagegen möglich. Eine Ausnahme bilden Bibliotheken: Sie bieten mit der «Onleihe» immer öfter DRM-geschützte E-Books zum Ausleihen im PDF-Format an, die sich nach dem Ende des Leihzeitraums nicht mehr öffnen lassen.

Gekaufte EPUB-Bücher sind mit einer DRM-Lösung von Adobe kopiergeschützt. Werden E-Books von einem angeschlossenen Shop auf den Reader geladen, merken Nutzer davon meist nichts. Sollen dagegen Bücher eines anderen Anbieters auf das Gerät, wird es komplizierter. Dann muss man sich mit einer E-Mail-Adresse und einem Passwort für eine sogenannte Adobe ID registrieren und Adobe Digital Editions (ADE) installieren. Das Programm prüft online die jeweilige Lizenz.

Die Situation bei den E-Books erinnert an die ersten Jahre der digitalen Kaufmusik. «Am Anfang hat die Musikindustrie auch auf Kopierschutz gesetzt und damit ausgerechnet den ehrlichen Hörern das Leben schwer gemacht, die bereit waren, für ihre Musik zu bezahlen», sagt Wolf. Inzwischen werden Musikdateien komplett ohne Kopierschutz angeboten, E-Books dagegen meistens mit. «Das sind unnötige Hemmnisse für ehrliche Leser», sagt der Experte von der Stiftung Warentest. Und Raubkopien würden dadurch nicht verhindert. Denn: «Es gibt keinen Kopierschutz, der nicht zu knacken wäre.» Es bleibe abzuwarten, ob sich diese Einsicht auch bei den Verlagen durchsetzt. DIRK AVERESCH, dpa

Zum Bericht: „Apple-Konkurrenz: Plattform für digitale Schulbücher startet im Herbst“

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