Chef der Bundesagentur für Arbeit verteidigt Bildungspaket

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NÜRNBERG. 20 Cent Aufwand für 1 Euro Leistung: Die Bürokratie beim Bildungspaket ist enorm. Bundesagentur-Chef Weise hält das Konzept trotzdem für richtig. Ob sich damit die Startchancen bedürftiger Kinder verbessern, werde aber erst die Zukunft zeigen.

Hält den bürokratischen Aufwand beim Bildungspaket alles in allem für vertretbar: BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Foto: Bundeswehr-Foto / Wikimedia Commons (CC BY 2.0)
Hält den bürokratischen Aufwand beim Bildungspaket alles in allem für vertretbar: BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Foto: Bundeswehr-Foto / Wikimedia Commons (CC BY 2.0)

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hat das Bildungspaket für arme Kinder trotz des hohen bürokratischen Aufwands verteidigt. Es ist aus seiner Sicht das richtige Instrument, um Kindern aus Hartz-IV-Familien bessere Startchancen zu geben. Allerdings sei der bürokratische Aufwand sehr hoch, räumte Weise ein. Um einen Euro auszuzahlen, müsse seine Behörde schätzungsweise 20 Cent in Bürokratie stecken. «Das ist schon viel.»

Der Politik sei es aber wichtig gewesen, den Kindern aus Hartz-IV-Familien individuelle Angebote zu machen, betonte Weise, der diese Strategie prinzipiell für richtig hält. «Es spricht vieles dafür, aber es ist bürokratisch aufwendig.» Alternativ hätten auch Institutionen das Geld pauschal verteilen können.

Seit gut einem Jahr können Langzeitarbeitslose, Geringverdiener und Wohngeldbezieher zum Beispiel für das Mittagessen ihrer Kinder in der Schule, aber auch für Musikunterricht oder Klassenfahrten Zuschüsse erhalten. Diese müssen sie jedoch bei Jobcentern oder Bürgerbüros beantragen. Die Opposition hatte der Regierung zuletzt vorgeworfen, die Unterstützung gehe wegen des hohen Aufwands an den Menschen vorbei.

Laut Weise nutzt etwa die Hälfte der Betroffenen die Angebote. «50 Prozent zeigt, dass es in Anspruch genommen wird», sagte der BA-Chef. Doch Eltern müssten die Hilfe auch wollen und damit umgehen können. «Die Methode, das Geld muss raus, wäre falsch», sagte Weise. Ob das Bildungspaket tatsächlich die Zukunftschancen der Kindern verbessere, könne man wohl erst in einigen Jahren beurteilen – wenn die Kinder auf Jobsuche gehen.

In den kommenden fünf Jahren seiner zweiten Amtszeit will Weise vor allem Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen. «Wir haben immer noch Menschen, die nicht in den Arbeitsmarkt kommen, obwohl es so viele offene Stellen gibt», sagte der 60-Jährige. Die Ursachen lägen bereits in der Familie, an mangelnder Bildung oder fehlender Qualifikation. «Wer keinen Hauptschulabschluss hat, hat auch in der besten Konjunktur geringe Chancen», sagte Weise.

Allein die Vermittlung von freien Arbeitsstellen werde künftig nicht mehr ausreichen. «Zwei Drittel der 2,8 Millionen Arbeitslosen haben keine Schulausbildung, keine Berufsausbildung oder sind älter als 50.» Um den immer noch hohen Anteil von Langzeitarbeitslosen zu verringern, müsse die Bundesagentur in Zukunft gezielter auf die Menschen zugehen. «Wir müssen möglicherweise versuchen, in die Schulen, vielleicht sogar in die Familien zu kommen», sagte Weise. Man müsse den Menschen frühzeitig helfen, sich im Arbeitsmarkt durchsetzen zu können. DAVID KLUTHE, dpa

(12.8.2012)

Zum Bericht: Bund der Steuerzahler kritisiert: Bildungspaket verfehlt Wirkung

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