Im Südwesten besonders viele Schulabgänger in der Warteschleife

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STUTTGART. Der Weg zu einer Ausbildung führt im Südwesten häufig über Praktika – oder neuerliches Drücken der Schulbank. Abhilfe soll ein neuer Vertrag schaffen.

Warteschleife statt Werkbank: Im Südwesten ist der Anteil der Schulabgänger, die auf einen Ausbildungsplatz warten, so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Das ergab eine Studie der Universität Hohenheim im Auftrag der IG Metall Baden-Württemberg.

Demnach kamen im vergangenen Jahr rund 63.000 Jugendliche nach dem Schulabschluss erst in berufsvorbereitende Bildungsgänge statt direkt einen Ausbildungsplatz zu finden. Das entspricht 39,3 Prozent aller Jugendlichen, die 2011 neu im Berufsbildungssystem anfingen. In keinem anderen Bundesland ist der Anteil der Studie zufolge höher. Im deutschlandweiten Schnitt liegt er bei 28,6 Prozent.

Grund dafür seien zwar zum Teil auch unterschiedliche Erfassungsmethoden in den einzelnen Ländern, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann in Stuttgart. Dennoch sei eine bessere Förderung von Jugendlichen dringend nötig. Hofmann betonte: «Wenn wir es nicht schaffen, brachliegende Potenziale zu nutzen, wird die Wirtschaft vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer steigenden Nachfrage nach Fachkräften eine schmerzhafte Bauchlandung erleben.»

Der Studie zufolge landeten fast 60 Prozent der Hauptschulabgänger in dem sogenannten Übergangssystem. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund lag der Anteil sogar bei 73 Prozent. «Dadurch werden ganze gesellschaftliche Gruppen benachteiligt», sagte Hofmann. Um dem entgegenzuwirken, habe die IG Metall mit der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg im Mai einen neuen Tarifvertrag für ein sogenanntes Förderjahr abgeschlossen.

Damit sollen Schulabgänger, die die Anforderungen für eine Ausbildung nicht erfüllen, in den Betrieben gezielt darauf vorbereitet werden. Das neue Konzept startet am 1. Oktober 2012. Ziel sei es, die jungen Leute danach zu übernehmen. Nach den Plänen der IG Metall sollen zum Herbst zunächst 60 Jugendliche ein solches Förderjahr beginnen. Neben dem Autobauer Audi beteiligt sich auch Porsche.

«Es ist der Zugang zu einer qualifizierten Ausbildung», sagte Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück. Das Unternehmen wolle zunächst fünf Jugendliche per Fördervertrag anstellen, später sollen es ihm zufolge 20 im Jahr werden. Hück: «Wir wollen aus Schwachen Starke machen.» ANTONIA LANGE, dpa

(2.8.2012)

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