Duale Ausbildung: Ein Erfolgsmodell – trotzdem ein Auslaufmodell?

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Ein Kommentar von ANDREJ PRIBOSCHEK

Der Bildungsjournalist Andrej Priboschek. Foto. Alex Büttner
Der Bildungsjournalist Andrej Priboschek. Foto. Alex Büttner

Es wirkt absurd. Im Süden Europas ist – trotz (oder wegen?) einer großen Zahl akademischer Abschlüsse – die Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen so hoch, dass Schulabsolventen aus Spanien, Italien und Griechenland mittlerweile nach beruflichen Perspektiven in Deutschland suchen. In Deutschland dagegen sind die Berufseinstiegschancen trotz (oder wegen?) einer vergleichsweise niedrigen Akademikerquote bemerkenswert gut. Gleichwohl wollen immer mehr junge Menschen hierzulande studieren.

Was sagt uns das? Ein Studium ist, auch wenn Institutionen wie die OECD nicht müde werden, Deutschland wegen seiner noch immer vergleichsweise niedrigen Studierquote zu rügen, offenbar kein Selbstläufer für einen guten Berufsstart. Praxisferne Studieninhalte und die Wahl eines Orchideenfaches machen aus einem akademischen Abschluss allzu oft eine Nullnummer. Andersherum: Die betriebliche Ausbildung kann für junge Menschen der Einstieg in eine beachtliche berufliche Karriere sein.

Sicher, auch bei den Lehrstellen ist nicht alles Gold. Von manchen Experten wird bemängelt, dass Azubis häufig zu schmal qualifiziert werden – und dann, wenn sich das Berufsbild aufgrund technischer Innovationen wandelt, mangels Flexibilität in die Dauerarbeitslosigkeit fallen können. Mag sein. Doch sollte solche Kritik nicht dazu führen, das Kind mit dem Bad auszuschütten – und die duale Ausbildung in Deutschland zum Auslaufmodell zu machen. Dabei ist ein Entweder-oder gar nicht nötig. Eher ein Sowohl-als-auch. Kombi-Modelle wie das Duale Studium oder „Erst eine Ausbildung, dann studieren“ oder Ausbildungsanteile im Studium sind überaus erfolgversprechend, für den einzelnen, aber auch als politische Zielvorgabe. Um mal daran zu erinnern: US-Präsident Obama adelte vor Kurzem das deutsche System der dualen Ausbildung als Vorbild für die Vereinigten Staaten. Das sollte uns zu denken geben.

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