Sachsens Kultusministerin kündigt Zulagen für Lehrer auf dem Land an

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DRESDEN. Pressekonferenz zum Schuljahresauftakt in Sachsen: Das böse Wort «Buschzulage» fiel in Dresden zwar nicht. Dennoch denkt die Landesregierung über finanzielle Zulagen für Lehrer nach, die in die Provinz gehen. Für das neue Schuljahr sieht sie sich  gut gerüstet – die GEW teilt diese Einschätzung nicht.

Wie viel mehr Lehrer bekommen sollen, die eine Stelle auf dem Land übernehmen, ist noch unklar. Foto: Keven Law / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)
Wie viel mehr Lehrer bekommen sollen, die eine Stelle auf dem Land übernehmen, ist noch unklar. Foto: Keven Law / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

Sachsen will dem Lehrermangel auf dem Land mit Zulagen abhelfen. Das kündigte Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) in Dresden an. Wie hoch diese ausfallen wird, darüber verlautete sie allerdings noch nichts. Außerdem möchte der Freistaat verstärkt um junge Lehrer aus anderen Bundesländern werben. Für das neue Schuljahr trafen 655 Bewerbungen von außerhalb ein, vor allem aus Bayern. Rund 200 Lehrer davon wurden eingestellt. «Es ist schwierig, junge Lehrer für einen Einsatz auf dem Land zu gewinnen. Viele Bewerber wollen nur in Dresden und Leipzig arbeiten», berichtete die Ministerin. Dennoch helfe eine Klage über mangelnde Flexibilität nicht weiter. Das Einstellungsverfahren soll nun auf den Prüfstand.

In Sachsen beginnt am Montag das neue Schuljahr. Bei der jährlichen Pressekonferenz aus diesem Anlass widmete sich Kurth ausführlich den Lehrerstellen. Sie waren ein Hauptthema im nun zu Ende gehenden Wahlkampf. Laut Kurth hat Sachsen 434 Lehrerstellen mehr besetzt als durch in Rente gehende Kollegen frei wurden. Für 415 Stellen gab es unbefristete Einstellungen. 360 sind auf ein Schuljahr befristet. Kurth hält diese Zahl für zu hoch und will das künftig ändern. Auch alle 640 Lehrer, die im neuen Schuljahr in Rente gehen, sollen ersetzt werden. Kurth machte deutlich, dass Sachsen auch in Zukunft auf steigende Schülerzahlen mit einer Aufstockung des Lehrerpersonals reagieren will.

Mit Blick auf Einstellungszahlen in den kommenden Jahren mit bis zu 2.000 Lehrern jährlich sieht Kurth im konstruktiven Miteinander der älteren und jüngeren Lehrergenerationen eine bildungspolitische Schwerpunktaufgabe. „Ich wünsche mir, dass beide Seiten offen füreinander sind. Ältere und jüngere Kolleginnen und Kollegen können voneinander lernen und müssen zusammenarbeiten, sonst kann gute Schule nicht gelingen“, so die Ministerin. Um das Zusammenwachsen der Lehrergenerationen zu befördern, hat das Kultusministerium Fortbildungsprogramme aufgelegt, die sowohl von älteren als auch jüngeren Lehrinnen und Lehrer genutzt werden können. So gibt es für Nachwuchslehrer ein Fortbildungsprojekt, das sie in ihrer Berufseinstiegsphase unterstützen soll. „Was in den ersten Jahren gelingt oder eben nicht gelingt, prägt Lehrerinnen und Lehrer meist ihr ganzes Berufsleben. Die begleitete Berufseinstiegsphase soll Nachwuchslehrer in ihrer neuen Berufsrolle stärken. Sie sollen dabei Fähigkeiten erwerben, die ihnen helfen, den alltäglichen Belastungen des Schulalltages zu bestehen“, meinte Brunhild Kurth.

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Die Ministerin prognostizierte einen guten Start ins Schuljahr: «Vor jeder Klasse wird ein Lehrer stehen.» Die Stundentafel sei in fast allen Schulen abgesichert. Nur in den Förderschulen gebe es mancherorts Probleme. Das sächsische Schulsystem sei eines der besten in Deutschland. Kurth bekräftigte ihren Wunsch, nach der Landtagswahl in einer neuen Regierung weiterzuarbeiten. «Natürlich denke ich in die Zukunft und möchte ich die sächsische Schule weiterentwickeln», sagte sie. Kurth war 2012 von Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) als Nachfolgerin des zurückgetretenen Ministers Roland Wöller geholt worden. Die zunächst parteilose Biologielehrerin trat später in die CDU ein.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) teilte die positive Einschätzung Kurths nicht und warf der Regierung Konzeptionslosigkeit und fehlende Verlässlichkeit in der Personalpolitik vor. «Trotz Landtagswahl vor Augen ist es dem Kultusministerium und der Bildungsagentur nur mit Mühe gelungen, bis zum Schuljahresbeginn die offensichtlichen Lücken in der Lehrerversorgung zu stopfen», sagte GEW-Chefin Sabine Gerold. Es sei zweifelhaft, ob das «nur schwer durchschaubare Maßnahmenpaket» aus unbefristeten und befristeten Neueinstellungen sowie anderen Faktoren über das gesamte Schuljahr trage. «Um sich in den Lehrerberuf einzuarbeiten und im schulischen Alltag Fuß zu fassen, bedarf es einer verlässlichen Perspektive.»

Pünktlich zur Pressekonferenz hatten die Grünen mit einer Aktion vor der Staatskanzlei auf Lehrermangel und Unterrichtsausfall aufmerksam gemacht. «Der ‚geordnete Schuljahresstart‘ bleibt eine Mär, auch wenn sie wie ein Mantra wiederholt wird», sagte Fraktionschefin Antje Hermenau. Das Chaos an den Schulen sei nicht beseitigt. dpa

Zum Bericht:Ministerin Kurth zum Schulleistungsvergleich – Darum hat der Osten so gut abgeschnitten

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