RHEINSTETTEN. Würde es nach den Anbieter gehen, wäre der Unterricht in Deutschland längst digitalisiert. Nur: In den Schulen hapert es noch mit dem Lernen am Bildschirm. Die Messe Learntec zeigt – mal wieder -, was technisch möglich wäre. Für die Umsetzung in die Praxis braucht es aber Know-how. Und Investitionen der Schulträger.
Digitales Lernen möglichst schon in Grundschulen: Die Fachmesse Learntec nimmt in diesem Jahr vor allem die Klassenzimmer in den Blick. «In der Türkei oder Südkorea arbeiten fast alle Schulen schon mit Tablets», sagte Learntec-Projektleiter René Naumann am Montag in Rheinstetten bei Karlsruhe. Deutsche Schulen stünden in Sachen e-learning aber noch ziemlich am Anfang. «Es ist ein hartes Brot», sagte Naumann. In der Wirtschaft hingegen komme e-learning gut voran: Digitale Weiterbildung sei im Mittelstand bereits angekommen.
In den Schulen der Bundesländer erschwerten föderale Strukturen eine einheitliche Regelung; auch Elternvertreter seien oft dagegen, dass Tablets oder Handys in den Klassenzimmern zum Lernen verwendet würden. Hinzu komme, dass es Lehrern oft noch am notwendigen Know-how fehle.
«Im Lehramts-Studium und auch bei der Weiterbildung ist das noch eine Riesenbaustelle», sagte der Vizedirektor des Landesmedienzentrums in Karlsruhe, Peter Jaklin. Weitere Probleme seien die «immensen Kosten» für die Schulträger, wenn sie ihre Schulen entsprechend ausrüsten. «Oft scheitert es auch schon am Zugang zum Internet», sagte Jaklin. «Da bricht das Netz dann zusammen, wenn 20 Schüler gleichzeitig im Internet sind.»
Viele Schulen aber hätten sich inzwischen auf den Weg gemacht: Die Stadt Baden-Baden etwa wolle jetzt ihre Grundschulen mit digitalen Medien ausrüsten. Laut einer neueren Studie des Kultusministeriums verfügten bereits 1800 der rund 2400 baden-württembergischen Grundschulen über Computer. In den Bildungsplänen für 2016/17 werde Medienbildung für alle Fächer verankert.
Das Interesse an der digitalen Wissensvermittlung von der Grundschule bis zur Universität sei jedenfalls enorm, betonte Naumann: Der 2014 auf der Learntec erstmals eingeführte Sonder-Ausstellungsbereich school@learntec bekommt einen festen Platz, etwa doppelt so viele Aussteller seien in diesem Jahr auf dieser speziellen Plattform vertreten. Präsentiert werden dort unter anderem interaktive Tafeln oder auch Pulte mit Display, neue Apps oder Software für die digitale Unterrichtsvorbereitung.
Auf der 23. Learntec, die am Dienstag beginnt, präsentieren 225 Aussteller aus zehn Nationen Produkte wie neuartige Tablets, digitale Lehrmaterialien sowie Software für Schulen und Unternehmen. Workshops und ein Kongress begleiten das Programm. Im vergangenen Jahr hatte die Messe rund 6700 Besucher gezählt. Die Learntec gilt bundesweit als Leitmesse für das Thema e-learning. dpa
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aber klar: mit Kreide und Tafel lassen sich keine Umsätze erwirtschaften. Unsere Schule ist gerade dabei, die vor 2 Jahren angeschafften Laptop-Koffer abzuwracken, weil sich keiner um die Wartung kümmern kann …
Jetzt sind tablets in. Hat jemand 25000 € für unsere Schule übrig? Das wären Geräte für zwei Klassen.
In Klasse 11 bietet es sich an, die Einführung in die Differenzialrechnung am Bildschirm lernen zu lassen. Es gibt ein ausgearbeitetes Lernprogramm aus NRW. Nach 3 Jahrgangs-Durchläufen hörte ich damit auf, weil die Schüler am Bildschirm oberflächlicher lasen und es schlechter verstanden, mit Kreide und Lehrmensch kapieren sie es besser.
kann ich bestätigen. Schüler die bedienung von excel beizubringen ist immer ein großer k(r)ampf
Lernen findet halt immer noch im Kopf statt. Wären Schüler sooooo darauf aus, selbstständig zu lernen, könnten sie das jederzeit tun. Auf Youtube oder diversen anderen Kanälen gibt es mittlerweile brauchbaren “Unterrichtsersatz” – nur keiner guckts an.
… außer, wenn ich den dorfuchs in Mathematik einsetze. nur wird das von den Schülern aus nicht ernst genug genommen. der pc, das internet unf speziell YouTube gelten in erster linie als freizeitvergnügen und weniger als Arbeitsgerät.
Das meinte ich ja, es gibt viele gute Sachen im Internet. Aber freiwillig nutzt diese kaum ein Schüler. Insofern werden Lehrer aus Fleisch und Blut noch lange Dienst tun. Dass digitales Lernen in der Fortbildung so gut ankommt, liegt nicht am Inhalt, sondern am Eigeninteresse der “sich Fortbildenden”.