Berufsorientierung: Zehn ausgefallene Handwerksberufe, die keiner mehr kennt

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BERLIN. Das Handwerk in Deutschland blickt nicht nur auf eine lange Tradition zurück, sondern präsentiert sich mit Blick auf die vielfältigen Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten sehr innovativ und abwechslungsreich. Insgesamt sind in der aktuellen Handwerksordnung fast 150 handwerkliche und handwerksähnliche Gewerbe verzeichnet, in denen mehr als 5 Millionen Menschen ihrer täglichen Arbeit nachgehen.

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Einige Berufe muten dabei recht exotisch an. Das Handwerkerportal www.my-hammer.de hat eine Liste mit zehn Berufen zusammengestellt, die kaum jemand mehr kennt.

  1. Egal ob Tauwerk für die Schifffahrt, Drahtseile für Seilbahnen und Fahrstühle oder Feinseile für die Mikrochirugie: Seiler/innen halten überall die Fäden in der Hand. Je nach Verwendungszweck verarbeiten sie Naturfasern wie Hanf oder Flachs, Chemiefasern und Metalldraht zu Seilen, Tauen und Netzen aller Art. Wie in vielen anderen Berufszweigen hat auch hier die computergesteuerte Technik Einzug gehalten. So werden die meisten Arbeitsschritte mittlerweile maschinell gesteuert.
  2. Wer Büchsenmacher/innen in einer Konservenfabrik sucht, ist definitiv am falschen Ort. Im meisterpflichtigen Büchsenmachergewerbe werden vor allem Sport- und Jagdwaffen hergestellt, zusammengebaut, eingeschossen, gewartet und repariert. Abgeleitet ist der Berufszweig von der „Büchse“, die als Bezeichnung im Bereich der Handfeuerwaffen bereits seit mehr als 500 Jahren Verwendung findet.
    Atelier und Showroom für Putzmacherei und Modedesign. Wirkstätte unter dem Namen LOEA der Modistin und Modedesignerin Heike Lörcks in der historischen Altstadt von Lüneburg. Foto: Oxfordian Kissuth/Wikimedia CC BY-SA 3.0
    Atelier und Showroom für Putzmacherei und Modedesign. Wirkstätte unter dem Namen LOEA der Modistin und Modedesignerin Heike Lörcks in der historischen Altstadt von Lüneburg. Foto: Oxfordian Kissuth/Wikimedia CC BY-SA 3.0

     

  3. Mit der Herstellung von Waffen haben Bogenmacher/innen dagegen nichts zu tun. Auch im Bereich von Kunst und Kultur wäre es ohne sie ziemlich ruhig. Bei der Herstellung und Reparatur von hochwertigen Streichbögen für Violine, Bratsche Kontrabass & Co. haben sie im wahrsten Sinne des Wortes den Bogen raus. Noch heute erfolgt die Fertigung der Werkstücke vom Entwurf bis zur Fertigstellung überwiegend in Handarbeit und wird auch vom Fachmann qualitativ am Instrument geprüft.
  4. Flexograf/innen drücken ihrer Umwelt sprichwörtlich den Stempel auf. Egal ob klassischer Holzstempel, Stempeluhren, Fahrkartenentwerter oder moderne Flexodruckplatten für Verpackungen und Firmenzeichen – in der Flexografie kommt es nicht nur auf Kreativität und handwerkliches Geschick, sondern auch auf gute Computerkenntnisse an. Seit August 2011 lautet die korrekte Bezeichnung des Ausbildungsberufs Mediengestalter/in Flexografie.
  5. Der Begriff des Kürschners leitet sich vom althochdeutschen Wort „kursina“ für Pelzrock ab. Kürschner/innen verarbeiten Tierfelle und Leder zu hochwertiger Pelz- und Lederbekleidung. Im 12. und 13. Jahrhundert organisierte sich das Kürschnerhandwerk als eines der ersten in den städtischen Zünften. Neben der kompletten Herstellung eines Pelzes zählen auch die Pelzreinigung und –pflege, Reparatur, Umgestaltung und Pelzaufbewahrung sowie die ausführliche Kundenberatung zu den heutigen Arbeitsschwerpunkten.
  6. Wen rufen, wenn der Abfluss verstopft ist? Über die Arbeit von Klempner/innen haben die meisten sehr genaue Vorstellungen. Dabei fühlen sich die Mitglieder des Klempner-, bzw. des Spenglergewerbes auf den Dächern der Republik viel wohler. Sie fertigen Blechbauteile aus Eisen, Zink, Kupfer, Aluminium und anderen Metallen für Dächer, Fassaden, Schornsteine und Lüftungsanlagen und bringen diese an den Gebäuden an. Der gesuchte Gas- und Wasserinstallateur – früher der gleiche Beruf – heißt heute übrigens offiziell Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.
  7. Mal im Freundeskreis gepflegt ein Fass aufmachen? Ohne Böttcher/innen (oder Küfer/innen) ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen! Im Böttcherhandwerk werden verschiedene Holzarten zu Fässern, Kübeln, Eimern und anderen Gefäßen verarbeitet. Dabei werden heute nicht mehr nur Behälter für die Lagerung und Reifung von Wein, Bier oder Spirituosen gefertigt. Auch Produkte aus dem Wellness- und Dekorationsbereich wie Saunabottiche oder Pflanzkübel erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
  8. Wenn es um das richtige Holz für die Fässer geht, schlägt die Stunde der Daubenhauer/innen an. Sie sind darauf spezialisiert, die passenden Holzbretter für den Fassbau, die sogenannten Fassdauben herzustellen. Während das Gewerbe in Frankreich, wo viele Weine nach wie vor in Holzfässern ausgebaut werden, noch etwas verbreiteter ist, ist es in Deutschland nahezu ausgestorben.
  9. Modisten und Modistinnen haben den Hut auf, bzw. ihre Kunden. Nach eigenen Entwürfen stellen sie Kopfbedeckungen aller Art für den Alltagsgebrauch sowie für besondere Anlässe und Gelegenheiten her. Lange Zeit beschränkte sich das Handwerk ausschließlich auf die Wünsche der weiblichen Kundschaft. Seit der Novellierung der Ausbildungsordnung im Jahr 2004 wird auch der Pedant für die Männerwelt, der Hutmacher, unter dem Begriff Modist zusammengefasst.
  10.  Modisch und abwechslungsreich bleibt es auch im Appreteur– und Dekateurgewerbe. Hier steht die Verarbeitung und Veredelung von Textilien für den gewünschten Einsatzzweck mittels verschiedener Arbeitsverfahren wie Walken, Rauhen oder Dämpfen im Vordergrund.
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