Wachsende Sorgen wegen „Pokémon-Go“: Lehrer und Eltern fordern bereits ein generelles Smartphone-Verbot in Schulen

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DÜSSELDORF. Wegen des „Pokémon-Go“-Hypes haben Lehrer und Eltern ein Smartphone-Verbot in Schulen gefordert, zeitweilig jedenfalls. „Solange das Pokémon-Fieber grassiert, brauchen wir eindeutige Richtlinien“, sagte Peter Silbernagel, Vorsitzender des Philologenverbandes in Nordrhein-Westfalen, der „Rheinischen Post“. „Darum sollte es vor Unterrichtsbeginn und in den Pausen – solange es das Phänomen gibt – ein Nutzungsverbot für Smartphones geben.“ In Bayern sind Smartphones in Schulen zwar bereits generell untersagt, trotzdem warnen Aufsichtsbehörden aktuell vor dem Spiel. Das birgt nämlich besondere Risiken im Straßenverkehr.

Die Spieler gehen bei "Pokémon-Go" mit ihrem Smartphone in der realen Welt auf die Suche nach virtuellen Monstern, die sie „einfangen“, „trainieren“ und schließlich gegeneinander „kämpfen“ lassen. Foto: Darren Mark Domirez / flickr
Die Spieler gehen bei „Pokémon-Go“ mit ihrem Smartphone in der realen Welt auf die Suche nach virtuellen Monstern, die sie „einfangen“, „trainieren“ und schließlich gegeneinander „kämpfen“ lassen. Foto: Darren Mark Domirez / flickr

In Deutschland gibt es das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ erst seit Anfang Juli, und wohl kaum jemand hatte mit einem solchen Ausmaß an Begeisterung gerechnet, die in den vergangenen Wochen Hunderttausende von Kindern und Jugendliche bundesweit erfasst hat. Die Spieler gehen mit ihrem Smartphone in der realen Welt auf die Suche nach virtuellen Monstern, die sie „einfangen“, „trainieren“ und schließlich gegeneinander „kämpfen“ lassen können. Letzteres macht man in „Arenen“, die es in jeder Stadt an mehreren Orten gibt – in Düsseldorf befindet sich ein solcher Kampfplatz mitten in einer Schule, wie die „Rheinische Post“ weiß.

Nicht nur die Philologen sind alarmiert, dass die vielen jugendlichen Spieler, die in den vergangenen Ferienwochen bundesweit die Straßen und Plätze auf der Suche nach den digitalen Monstern frequentierten, jetzt damit aufhören – nur weil der Unterricht wieder beginnt. Die Landesvorsitzende des Elternvereins Nordrhein-Westfalen, Regine Schwarzhof, sprach sich in der „Rheinischen Post“ ebenfalls für ein temporäres Smartphone-Verbot an nordrhein-westfälischen Schulen aus – sie sieht außerdem Eltern in der Pflicht: „Entscheidend ist aber auch, dass die Eltern ihre Kinder darauf hinweisen, dass sie ihnen deutlich sagen und erklären, dass Smartphones in der Schule nichts zu suchen haben.“

Anders als etwa in Bayern gibt es in Nordrhein-Westfalen keine landesweite Regelung zum Umgang mit Smartphones in der Schule. So lässt die Schulaufsicht die Schulen selbstständig entscheiden, wie sie mit dem Phänomen umgehen soll. Jede Schule könne die Nutzung von Smartphones selbst in ihrer Schulordnung oder mit einer Eltern-/Schülervereinbarung regeln, erklärte ein Sprecher der Bezirksregierung Düsseldorf gegenüber dem Blatt. „Klare Ansagen“ fordert hingegen Philologen-Chef Silbernagel. Mit Appellen werde sich hier nichts erreichen lassen, schließlich habe das Spiel ein großes Suchtpotenzial.

Gefahr auf dem Schulweg

Aber nicht nur zu erwartende Störungen im Unterricht bereiten den Verantwortlichen Sorgen. Auch die Sicherheit auf dem Schulweg scheint beeinträchtigt. „Aus unserer Sicht ist das Spiel problematisch, weil die Spieler oft plötzlich und unvermittelt loslaufen, ihre Richtungen ändern, ohne dabei auf die anderen Verkehrsteilnehmer zu achten“, so heißt es bei der Landesverkehrswacht Nordrhein-Westfalen laut „Rheinische Post“-Bericht. „Das fängt schon auf dem Gehweg an. Wenn die Spieler andere Fußgänger anrempeln oder über den Haufen laufen und Einfahrten, aus denen Autos kommen, nicht mehr wahrnehmen. Das ist sehr gefährlich.“

Die Schulaufsicht für die Gymnasien in Oberbayern Ost hat laut „Merkur“ bereits einen Warn-Hinweis an ihre Schulen verschickt mit dem drastischen Titel: „Lebensgefahr! Pokémon Go“. Darin rufen Medienpädagogen und Verkehrsexperten dazu auf, dass Lehrkräfte die Risiken im Unterricht thematisieren und auch Eltern sensibilisieren.

„Das Problem ist, dass sich viele, die die App geladen haben, damit in der Öffentlichkeit bewegen und ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Straße richten, sondern auf ihr Handy“, sagt ein Beamter im Gespräch mit dem „Merkur“. „Wir sind selbstverständlich gefordert, auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Und dieses Spiel kann eine Gefahr sein, wenn man das intensiv nutzt. Das muss man den Schülern einfach bewusst machen.“

Auch das bayerische Kultusministerium warnt vor dem Spiel. Lehrer sollten Schüler im Rahmen der Medienerziehung an Schulen darauf hinweisen, „welche Gefahrenpotenziale und Risiken die Nutzung des Smartphones mit sich bringen kann, insbesondere auch im Straßenverkehr“, sagt eine Sprecherin des Ministeriums laut „Merkur“-Bericht.

Im fränkischen Coburg wurden ebenfalls bereits die Schulen angeschrieben. Wegen eines besonderen Problems: Die Lehrkräfte sollen nach dem Ferien ihre Schüler darauf hinweisen, dass auf dem Friedhof Rücksicht genommen werden müsse – dort befindet sich nämlich ein „Pokéstop“, an denen Spiel-Elemente eingesammelt werden können, was zahlreiche Kinder und Jugendliche zwischen und zum Teil wohl auch auf die Gräber trieb.

Solche Hotspots lassen sich übrigens an vielen Orten in Deutschland finden – womöglich auch: an Ihrer Schule. News4teachers

Kolumne zum Schulrecht: Ist Pokémon im Lehrerzimmer erlaubt?

 

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Rene
7 Jahre zuvor

Ich dachte das Fach E-Sport soll eingeführt werden? Dazu gehören ja dann auch Smartphonespiele.
Also was denn nun? mal ja mal nein…