Als Siegerin im IQB-Ländervergleich hat Ernst gut lachen – Forderung nach Rückkehr zur Dreigliedrigkeit prallt an ihr ab

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KIEL. Gerade erst haben es die Schüler aus Deutschlands hohem Norden beim IQB-Vergleich aufs Siegerpodest geschafft und Schleswig-Holstein gilt seither als Aufsteigerland in Sachen Schule. Ursachen des Erfolgs seien vor allem engagierte Lehrer und gute Politik‚ so Schulministerin Britta Ernst in ihrer Regierungserklärung. Die CDU lobt Ernsts Freundlichkeit, verlangt aber dennoch einen Kurswechsel in der Bildungspolitik. Einer Rückkehr zur Dreigliedrigkeit erteilte Ernst indes eine Absage.

Schleswig-holsteinische Schüler können in der 9. Klasse mit den besten aus Bayern und Sachsen mithalten – das hat die jüngste Ländervergleichsstudie offenbart. Ministerin Britta Ernst führte das gute Abschneiden in Englisch und Deutsch jetzt im Landtag auf engagierte Lehrer und gute Politik zurück. Einen wichtigen Grund sieht die SPD-Politikerin auch darin, dass lähmende Strukturdebatten abgehakt wurden und das Zwei-Säulen-System mit Gymnasien und Gemeinschaftsschulen mittlerweile akzeptiert wird.

„Dank des Schulfriedens konnten alle Kräfte auf die Verbesserung der Qualität von Schulen und Unterricht gelenkt werden“, so Kultusministerin Britta Ernst in ihrer Regierungserklärung. Foto: SPD Schleswig-Holstein / flickr (CC BY 2.0)
„Dank des Schulfriedens konnten alle Kräfte auf die Verbesserung der Qualität von Schulen und Unterricht gelenkt werden“, so Kultusministerin Britta Ernst in ihrer Regierungserklärung. Foto: SPD Schleswig-Holstein / flickr (CC BY 2.0)

«Dank des Schulfriedens konnten alle Kräfte auf die Verbesserung der Qualität von Schulen und Unterricht gelenkt werden», sagte Ernst in einer Regierungserklärung. «Wir stehen zu unserem Schulsystem», betonte sie. «Eine Rückkehr zur Dreigliedrigkeit – auch nicht versteckt durch getrennte Bildungsgänge innerhalb der Gemeinschaftsschule, wie einige es vorschlagen – wird es mit uns nicht geben.» Die Studie zeige auch, dass weder die Verkürzung der Abiturzeit noch die hohe Inklusionsquote das Ergebnis negativ beeinflusst hätten.

Die Neuntklässler hätten in den letzten Jahren enorm aufgeholt und gehörten nach klaren Verbesserungen in Englisch und Deutsch jetzt zu den besten in Deutschland, sagte Ernst. In beiden Fächern schafften die Schüler der 9. Klasse zusammen mit Bayern und Sachsen den Sprung unter die Top 3 in Deutschland. Weitere Gründe dafür sieht die Ministerin im Fortbildungsfleiß der Lehrer und Programmen wie «Lesen macht stark – niemanden zurücklassen».

CDU-Fraktionschef Daniel Günther sagte, die Ministerin verpacke die Bildungspolitik der Koalition von SPD, Grünen und SSW freundlicher als Vorgängerin Waltraud Wende und pflege einen besseren Umgang mit der Opposition. Zentrale Fehlsteuerungen habe sie aber nicht korrigiert. So habe die Koalition die Leistungsschraube stark nach unten gedreht. «Wir brauchen einen Kurswechsel in der Bildungspolitik.» Alle Schulabschlüsse müssten gestärkt werden, sagte Günther. «Abi für alle löst unsere Probleme nicht.» Auch sei die Einführung eines «Einheitslehrers» ein Fehler gewesen. Die Koalition habe das Ziel einer Einheitsschule nicht aus den Augen verloren.

Es werde auch künftig Gymnasien und Förderzentren geben, versicherte SPD-Fraktionschef Ralf Stegner. Die CDU bekämpfe Gemeinschaftsschulen und mache Bildungspolitik von vorgestern. Günther habe eine Rede «aus dem postfaktischen Zeitalter» gehalten, sagte Stegner. Die Studie habe dem Land fast durchgängig positive Trends attestiert. Demnach rangierten die Neuntklässler in Deutsch beim Lesen auf Platz zwei, in Orthografie und Zuhören auf Rang drei. In Englisch holten sie beim Hörverstehen den Spitzenplatz, im Leseverstehen wurden sie zweite.

Auch in Schleswig-Holstein habe die soziale Herkunft noch zu großen Einfluss auf die Leistungen der Schüler, sagte Ministerin Ernst unter Hinweis auf die Studie. Zudem seien die Geschlechterunterschiede zu groß. Vor allem in Orthografie seien Mädchen viel besser als Jungen.

Die Schüler im Norden stünden bundesweit auf dem Siegertreppchen, sagte die Grünen-Bildungspolitikerin Anke Erdmann und attackierte CDU-Fraktionschef Günther, weil er jammere und maule: «Sie stehen hier und quengeln rum». Die Unterrichtsversorgung sei viel besser als unter Regierungsverantwortung der CDU. Viele Behauptungen Günthers hielten dem Faktencheck nicht stand, sagte Erdmann und nannte die Rede des CDU-Fraktionschefs einen «Akt der Leistungsverweigerung».

Anita Klahn von der FDP monierte, viele Schüler erfüllten nicht den Mindeststandard. An Oberstufen fehlten Fachlehrer. Wegen Lehrermangels falle zu viel Unterricht aus, rügte der Pirat Sven Krumbeck. Trotz der Fortschritte könne sich das Land nicht entspannt zurücklehnen, sagte Jette Waldinger-Thiering vom SSW. Die Schulen im Land entwickelten sich aber in die richtige Richtung. (dpa)

• zum Bericht: Analyse: Was macht Schleswig-Holstein richtig – und Baden-Württemberg falsch?

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