Studie: Vollzeitjob besser für das Wohlbefinden Alleinerziehender als Teilzeit

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ROSTOCK. Alleinerziehende sind oft starkem Stress ausgesetzt. Tatsächlich sind sie häufiger krank als Eltern in Partnerschaft, zeigt jetzt eine Studie des Rostocker Max-Planck-Instituts. Die Zeit für einen Job ist bei ihnen zwar meist knapp bemessen, doch wenn Allenerziehende von Teilzeit- auf Vollzeitjobs gehen, verbessern sich Gesundheit und Wohlbefinden sogar.

Alleinerziehende sind einer Studie des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische Forschung zufolge häufiger krank als Eltern in Partnerschaft. Auch beim persönlichen Wohlbefinden hängen sie den Einschätzungen derer hinterher, die sich die Erziehung mit einem Partner teilen. Wie die Sozialwissenschaftlerin Mine Kühn zeigte, können sich Gesundheit und Wohlbefinden verbessern, wenn die Alleinerziehenden einer bezahlten Beschäftigung nachgehen. «Wenn eine Frau von Teilzeit auf Vollzeit geht, verbessern sich Gesundheit und Wohlbefinden sogar noch einmal», sagte Kühn. Es sei die zentrale Aufgabe der Gesellschaft, für Alleinerziehende die Möglichkeiten zu schaffen, dass sie in Vollzeit arbeiten können. Entscheidend dafür sei ein Angebot unter anderem an flexibel verfügbaren Kita-Plätzen.

Beruf und Erziehung unter einen Hut zu bekommen ist für Alleinerziehende eine äußerst schwierige Angelegenheit. Doch es scheint sich zu lohnen. Foto epSos.de / Wikimedia Commons (CC BY 2.0)
Beruf und Erziehung unter einen Hut zu bekommen ist für Alleinerziehende eine äußerst schwierige Angelegenheit. Doch es scheint sich zu lohnen. Foto epSos.de / Wikimedia Commons (CC BY 2.0)

Die Einschätzung Kühns wird von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) geteilt: «Alleinerziehende brauchen besondere Unterstützung vor allem bei der Kinderbetreuung, damit sie erwerbstätig sein und auf eigenen Füßen stehen können.» Aber sie bräuchten auch materielle Unterstützung, wenn es am Unterhalt fehlt. Schwesig verwies darauf, dass Alleinerziehende und deren Kinder, die keinen oder zu wenig Unterhalt bekommen, unterstützt werden. Dazu gehörten unter anderem das KitaPlus Programm, das flexible Betreuungszeiten fördert, und der Ausbau des Unterhaltsvorschusses.

Die Studie Kühns wurde aus Daten des sogenannten Sozioökonomischen Panels erstellt, mit dem seit Jahrzehnten die Bevölkerung abgebildet wird. Etwa 30 000 Personen in fast 11 000 Haushalten werden dazu jährlich umfassend befragt. Kühn identifizierte 2004 alleinerziehende Frauen und unter ihnen auch 870 schon drei Jahre vor der Phase des Alleinerziehens. Auf einer zehnteiligen Skala sank die Gesundheit im Schnitt um 0,5 Punkte gegenüber den Frauen in Partnerschaften, beim Wohlbefinden sogar um einen ganzen Punkt. «Das ist für junge Frauen eine beachtliche Verschlechterung», sagt Kühn. In dieser Altersgruppe veränderten sich die Werte normalerweise nur minimal.

Die Gesundheit leide umso stärker, je länger eine Frau alleine erzieht. Die Frauen seien vielfach überlastet. Das persönliche Wohlbefinden jedoch pendle sich aber nach wenigen Jahren wieder auf dem Niveau der Zeit vor der Trennung ein. Bei Frauen, die während der Trennung oder nach einer frühen Phase des Alleinseins in einem Vollzeitjob sind, sei schnell ein deutlicher Anstieg von Gesundheit und Wohlbefinden zu beobachten. Sie scheinen den Alltag trotz der zeitlichen Einschränkung besser zu bewältigen.

Dies steht im Widerspruch zur Meinung, dass ein Vollzeitjob zu belastend für Alleinerziehende sei, was sich auch schädlich auf das Kind auswirke. Entscheidend sei, dass die Singlefrauen mit Vollzeitjob mehr alltägliche Ressourcen für Kinder und Haushalt zur Verfügung hätten. «Wichtig sind auch die Großeltern, die die Kinder betreuen, oder auch der Ex-Partner, der mal einspringt», betonte Kühn. Gebe es kein verlässliches soziales Netzwerk, müsse ausreichend flexible Ganztagsbetreuung in Kita oder Schule vorhanden sein, um die Frauen zu entlasten und ihnen die Chance für einen Vollzeitjob zu geben. (Joachim Mangler, dpa)

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