BERLIN. „Es ist ein Armutszeugnis, dass 27 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen auch 15 Jahre nach dem Amoklauf von Erfurt noch immer darüber berichten, dass es keine getrennten Alarmsignale für Feueralarm und Sondersituationen an ihrer Schule gibt. Hier wird an der falschen Ecke gespart. Die Verantwortlichen gehen damit fahrlässig mit dem Schutzbedürfnis und der Sicherheit der Schülerinnen und Schüler, der Lehrkräfte und allen weiteren an Schule Beschäftigten um. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, erklärt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) anlässlich des 15. Jahrestages des Massakers.
So empfiehlt die Polizei Baden-Württemberg in einer Broschüre für Schulen und Schulträger: „Das Amokalarmsignal muss sich deutlich von den anderen Alarmierungsanlässen unterscheiden, um ein Fehlverhalten von Lehrkräften, Schülern und anderen Personen zu vermeiden.“ Während beispielsweise bei einem Brandalarm die Räumung des Schulgebäudebs zu veranlassen sei, müsse bei Gewaltvorfällen der Verbleibin geschlossenen Räumen und ein Aufenthalt in einem geschützten Bereich angeordnet werden. „Zum besseren Schutz sind die Türen zu verschließen oder – wenn diese nicht verschließbar sind – zu verbarrikadieren.“
Im November 2016 hatte der VBE eine von ihm in Auftrag gegebene, repräsentative forsa-Umfrage „Gewalt gegen Lehrkräfte“ veröffentlicht. Hier wurde auch danach gefragt, ob es an der Schule der Befragten getrennte Alarmsignale gibt – eines, um bei Feuer das Gebäude zu verlassen und eines, das vor dem Verlassen des Gebäudes warnt. Beckmann würdigt gleichermaßen die Reaktion der politisch Verantwortlichen: „Wir sehen die Bemühungen vieler Kultusministerien, die Schulen mit Notfallplänen auszustatten und auf den Ernstfall vorzubereiten. Trotzdem hinterlässt es mich fassungslos, wenn an den einfachsten Dingen gespart wird. Ein zweites Alarmsignal kann lebensrettend sein.“ Agentur für Bildungsjournalismus