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Der Lehrermangel in Deutschland wird langsam dramatisch: Bayern verbietet vielen Pädagogen, in Frühpension zu gehen

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MÜNCHEN. Der Lehrermangel in Deutschland bringt immer mehr Kultusministerien in die Bredouille. Neueste Blüte: Wegen der Bewerberflaute an Grund- und Mittelschulen in Bayern dürfen viele Pädagogen dort zunächst nicht mehr in Frühpension gehen. Entsprechende Anträge für Februar 2018 sollen nicht genehmigt werden, wie ein Sprecher des Kultusministeriums am Sonntag mitteilte. Auch in anderen Bundesländern macht sich langsam Verzweiflung breit: Berlin hat angekündigt, neue Grundschullehrkräfte künftig nach A13 bezahlen zu wollen. Dort hatte zuletzt nur noch jeder fünfte neue Grundschullehrer auch aufs Grundschullehramt studiert. Hessen und Nordrhein-Westfalen haben Pensionäre angeschrieben, um sie für den Schuldienst zurückzugewinnen.

Viele ältere Lehrkräfte können sich auf eine späteren Ruhestand einstellen. Foto: Steven Caddy / flickr (CC BY-NC 2.0)

Zuerst hatte die «Süddeutsche Zeitung» über die neue Maßnahme des bayerischen Kultusministeriums berichtet. Lehrer, die vorzeitig in Ruhestand gehen wollten, müssen damit bis zum Schuljahresende warten. Eine endgültige Lösung werde noch abgestimmt, heißt es in München. Einzelfälle sollten weiter geprüft werden. Von der Sperre ausgenommen seien nur behinderte oder dienstunfähige Lehrer. Auch Anträge für den Auslandsschuldienst, so berichtet die “Süddeutsche”, und Beurlaubungen sollen abgelehnt werden. Die Regelung sei vorab mit dem Hauptpersonalratsvorsitzenden sowie den Vorsitzenden der Bezirkspersonalräte besprochen worden.

Der Grund für die Maßnahme: Wenn an den Schulen im kommenden Februar mehrere hundert Lehrer in Pension gehen, gibt es niemanden, der übernehmen könnte. Die Wartelisten für Grund- und Mittelschullehrer sind laut der Zeitung abgeräumt. Erst im Sommer 2018 werden wieder junge Lehramtsanwärter mit der Ausbildung fertig.

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In diesem Frühjahr war die Situation an einigen der 2.400 Grund- und 900 Mittelschulen in Bayern laut dem Bericht so dramatisch, dass Opposition und Lehrerverband mehrmals Alarm schlugen und Petitionen und Briefe verzweifelter Eltern im Landtag eingingen.  Daraufhin hatte der Freistaat bereits die Möglichkeiten zur Teilzeitbeschäftigung für die Lehrkräfte an Grund-, Förder- und Mittelschulen deutlich eingeschränkt.

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So beklagte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dass das von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) geführte Haus versuche, mit der Reduzierung von Teilzeitmöglichkeiten Löcher zu stopfen. Dazu bediene es sich restriktiver Maßnahmen, so hieß es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft: „Sogenannte arbeitsmarktpolitische Beurlaubungen werden ganz abschafft. Die sogenannte Antragsteilzeit wird auf ein Minimum von 21 Unterrichtsstunden begrenzt.“

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Die GEW bot bundesweit den Kultusministern der Länder bereits eine Zusammenarbeit im Kampf gegen den Lehrermangel an. „In den meisten Bundesländern können schon heute viele ausgeschriebene Stellen nicht mehr mit voll ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden. Die Folgen sind dramatisch: Gesellschaftlich wichtige Projekte wie der Ausbau der Ganztagsbetreuung, die Weiterentwicklung der Inklusion, die Integration Geflüchteter und der Anschluss an das digitale Zeitalter werden gefährdet. Und: Die Mangelsituation geht auf die Knochen der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe im Mai auf dem 28. Gewerkschaftstag in Freiburg. Erste Schritte, die sofort angegangen werden müssen, seien die Ausweitung der Ausbildungskapazitäten für künftige Lehrkräfte vor allem für das Grundschullehramt, der Erhalt des Stellenpools und dessen bedarfsgerechter Ausbau.

GEW bietet Kultusministern gemeinsames Vorgehen gegen Lehrermangel an – Tepe: “Die Situation geht auf die Knochen der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen”

Dafür müssten deutlich mehr Ressourcen bereitgestellt werden. „Diese Gelder müssen entlang der Leitlinie ‚Schulqualität sichern – Reformen offen halten‘ gesteuert werden. Wir wollen die Bildungsgerechtigkeit verbessern und endlich wieder attraktive Arbeitsbedingungen schaffen. Nur so können wir mehr junge Menschen für den wunderbaren Beruf des Lehrers, der Lehrerin gewinnen“, betonte Tepe. N4t / mit Material der dpa

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