WÜRZBURG/BAMBERG. Soziale Medien sind im Leben junger Menschen nahezu allgegenwärtig. Die Auswirkungen dieses gesellschaftlichen Wandels sind umstritten. Klar ist jedoch: Die Medienpädagogik steht auch in Zukunft vor enormen Herausforderungen, schon weil sich soziale Medien selbst ständig verändern, oft getrieben von kommerziellen Interessen. Wie es um den direkten Einfluss der Nutzung sozialer Medien auf die Schulnoten steht, haben Bamberger Wissenschaftler in einer Meta-Studie untersucht.
Soziale Medien üben unbestritten auf viele Menschen eine große Faszination aus. Allein Facebook weist für September 2017 über 2 Milliarden Nutzer aus, die das Netzwerk mindestens einmal monatlich nutzen, davon 31 Millionen aus Deutschland. Dem sich andeutenden Trend der Abkehr Jugendlicher zum Trotz wachsen die Nutzerzahlen noch immer. Die Zahl der derjenigen, die sich jeden Tag mit dem Netzwerk verbinden, ist 2017 um 16 Prozentpunkte gestiegen, auf knapp 1,4 Milliarden Menschen weltweit. Laut einer Facebook-Pressemeldung vom Juni letzen Jahres sind 23 Millionen der User in Deutschland täglich aktiv.
Die sozialen Medien entwickeln sich rasant. Social-Media-Marketing-Profis von Netzwerkbetreibern selbst aber auch von Firmen und Agenturen entwickeln neue Werbemöglichkeiten und Werbeformen in einem Tempo, dem die meisten Eltern nicht mehr folgen können. Bei rund 70 Millionen Unternehmen die Facebook nutzen und 6 Millionen Werbeaccounts mag das kaum verwundern. Anders als noch zur guten alten Radio- und Fernsehzeit und im herkömmlichen Internet bieten sich den Profis ungeahnte Möglichkeiten, ihre Angebote zielgenau zu platzieren, selbst unter Einhaltung des Datenschutzes.
Ohnehin ist der Datenschutz in den sozialen Netzwerken ein heiß umstrittenes Thema. Fast Alle Facebook-Nutzer stellen über die AGB ihre Daten dem Netzwerk zu Werbezwecken zur Verfügung, nur die wenigsten haben diese dabei überhaupt gelesen. Der Wiener Rechtswissenschaftler Robert Rothmann etwa spricht von einer „vertragsrechtlich gestützten Erosion der Privatsphäre“. Auch bei vielen anderen Plattformen finden sich Passagen in den AGB, die den Betreibern einen umfassenden Zugriff auf die Daten ihrer Nutzer ermöglichen.
Medienpädagogen bleibt mithin noch viel zu tun, denn der aufgeklärte Umgang mit sozialen Medien gehört voraussichtlich auch in näherer Zukunft zu den großen gesellschaftlichen Aufgaben. Gerade für junge Menschen stellt das soziale Internet einen erheblichen Teil ihrer Lebenswelt dar. Jugendliche verbringen oft viel Zeit im Social-Web.
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Dass sich aus der Nutzung der sozialen Medien ganz direkt ein negativer Einfluss auf die schulischen Leistungen Jugendlicher ergibt, befürchten viele. Zahlreiche wissenschaftliche Studien befassen sich mit dem Zusammenhang. 59 davon hat nun ein Team um den Bamberger Medienpsychologen Markus Appel in einem Forschungsprojekt untersucht.
Ein wesentliches Ergebnis: Massiv nachteilige Effekte auf die Schulnoten scheint die Beschäftigung mit Sozialen Medien nach heutigem Wissensstand nicht zu haben. Im Detail zeigten sich die Zusammenhänge nur wenig ausgeprägt.
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Schüler, die sich mittels Social Media untereinander stark über schulbezogene Themen austauschten, zeigten leicht bessere schulische Leistungen. Schüler, die sich viel mit Instagram & Co. beschäftigten, während sie lernen oder Hausaufgaben machen, brachten leicht schlechtere Leistungen als andere. Diese Form des Multitasking scheine also eher ablenkend zu wirken.
Schüler, die sich sehr oft in soziale Netzwerke einloggten, dort häufig Nachrichten und Fotos posteten und damit insgesamt viel Zeit verbrachten haben etwas schlechtere Schulnoten. Dieser negative Effekt falle allerdings nur sehr gering aus. Einen Beleg dafür, dass Soziale Medien den Schülern wertvolle Zeit für die Vorbereitung auf die Schule stehlen, konnten die Forscher nicht feststellen. Schüler, die besonders intensiv Social Media nutzten, verwendeten nicht weniger Zeit aufs Lernen.
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Angesichts der Ergebnis zieht Appel ein deutliches Fazit: „Horrorszenarien über die mutmaßlich fatalen Auswirkungen von sozialen Netzwerken auf schulische Leistungen sind unbegründet“. Ob die ausgiebige Beschäftigung mit Social Media zu leicht schlechteren Leistungen in der Schule führt sei nicht eindeutig zu beantworten. Möglicherweise neigten auch schlechtere Schüler vermehrt dazu, sich in Facebook oder auf anderen Plattformen zu verlieren. „Beide Ursache-Wirkungs-Richtungen sind möglich,“ so Appel.
Grund zu Panik und Alarmismus besteht also offenbar nicht. Nichtsdestotrotz sollten sich Eltern und Erziehungspersonen mit den Social-Media-Aktivitäten von Kindern auseinandersetzen, die sozialen Netzwerke kennen und die Nutzungsmuster verstehen wollen. „Je vorurteilsfreier Eltern an die Online-Aktivitäten herangehen, desto erfolgreicher ist der Austausch mit den Kindern“, empfiehlt Appel. (zab, pm)
Es kommt trotzdem immer auf die Dosis an. Die Worte “YouTube” und “Twitch” fehlen in diesem Artikel völlig, dürfen aber meiner Meinung nach nicht unterschätzt werden.
Wurden eigentlich nur Schulnoten berücksichtigt oder das objektive Wissen? Durch die allseits bekannte Bestnoteninflation lässt sich mangelndes Wissen statistisch zumindest teilweise kaschieren.