Streit um Rettung der katholischen Schulen: Tausende demonstrieren in Hamburg

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HAMBURG. Das Erzbistum Hamburg plagen hohe Schulden. Daher sollen mindestens fünf der 21 katholischen Schulen in der Hansestadt geschlossen werden. Unter dem Motto «Aufbruch statt Abbruch» sind jetzt mehrere tausend Menschen dagegen auf die Straße gegangen. Das Erzbistum plagen hohe Schulden. Die Initiatoren des Protests sieht auch die Stadt in der Pflicht.

Bei sonnigem, aber eiskaltem Wetter haben am Samstag mehrere Tausend Menschen für den Erhalt aller katholischen Schulen in Hamburg demonstriert. Auf dem Rathausmarkt versammelten sich nach Angaben der Polizei 3500 Schüler, Eltern, Lehrer und Unterstützer. Die Veranstalter sprachen von 5000 Teilnehmern. Zu der Demonstration hatten die Gesamtelternvertretung der katholischen Schulen in Hamburg und die Initiative «Rettet 21» aufgerufen. Die katholische Kirche ist der größte private Schulträger in der Hansestadt und betreibt 21 Bildungseinrichtungen mit rund 9000 Schülern.

In den Streit um die Schließung der  katholischen Schulen in Hamburg könnte nocheinmal Bewegung komen. Foto: iwaswired Don Dearing / Flickr (CC-BY-SA-2.0
In den Streit um die Schließung der katholischen Schulen in Hamburg könnte nocheinmal Bewegung komen. Foto: iwaswired Don Dearing / Flickr (CC-BY-SA-2.0

Die Teilnehmer protestierten gegen den Plan des Erzbistums, wegen seiner hohen Schulden fünf der 21 Schulen zu schließen. Die Zukunft von drei weiteren Schulen ist offen. Die Gründerin der Initiative «Rettet 21», Jutta Spohrer, forderte das Erzbistum auf, sich zu bewegen. Aber auch die Stadt stehe in der Pflicht, die katholischen und anderen Schulen in freier Trägerschaft auskömmlich zu finanzieren, betonte die Mutter von vier Kindern. «Das tut sie seit Jahrzehnten nicht.»

Das Motto der Demonstration lautete «Aufbruch statt Abbruch – Rettet 21». Die Kundgebung vor dem Rathaus begann und endete mit einem gemeinsam gesungenen Lied. Kinder und Erwachsene, unter ihnen viele mit Migrationshintergrund, zeigten selbst gemalte Transparente und Schilder in Kerzenform. Einige Schüler trugen T-Shirts, auf denen etwa der Erhalt des Niels-Stensen-Gymnasiums in Hamburg-Harburg gefordert wurde. «Papst Franziskus, bitte helfen Sie uns!» oder «Wir sind die Zukunft unserer Kirche», lauteten die Parolen.

Streit um Rettung der katholischen Schulen eskaliert

«Das ist keine Demonstration, sondern ein Bekenntnis zu unserem Glauben», sagte Spohrer. Sie sei gern katholisch. «Katholisch ist cool», rief sie unter dem Jubel der Demonstranten, von denen viele mit Schellen rasselten. Ihre Initiative richte sich nicht gegen die Kirche, aber sie habe «keinerlei Verständnis für die Betonhaltung» des Erzbischofs.

Henrik Lesaar von der Gesamtelternvertretung berichtete von einem ersten Gespräch mit Erzbischof Stefan Heße am Freitag. «Wir haben den Eindruck gewonnen, dass er ernsthaft an einer Lösung der gegenwärtigen Probleme interessiert ist», sagte er in seiner Rede. Heße traf sich auch mit Vertretern des Schulausschusses der Bürgerschaft und wollte am Samstag Gründer einer privaten Initiative empfangen, die eine Genossenschaft zur Übernahme aller 21 Schulen gründen will. Nach Angaben von Lesaar hat sie bereits 2,5 Millionen Euro an Finanzzusagen von Unternehmen und Privatpersonen.

Die Bundesvorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands, Marie-Theres Kastner, kritisierte, dass das Erzbistum ausgerechnet Schulen in problematischen Stadtvierteln schließen wolle. Dort werde der Glaube gelebt und sie seien offen für alle Kinder. «Wer heute katholische Schulen schließt, predigt morgen vor leeren Kirchenbänken», sagte Kastner. Sie forderte Heße auf, reichere Erzbistümer in Deutschland um Hilfe zu bitten.

Der Oberstufenschüler Maximilian erinnerte als Redner an die Reformation vor 500 Jahren. Martin Luther habe das Profitdenken der Kirche kritisiert, habe sie aber nicht spalten wollen. «Denn er glaubte an sie, so wie wir es auch tun.» Mehrere andere Schüler bekundeten, ihre Schule sei wie eine große Familie. «Was am Niels-Stensen-Gymnasium wirklich zählt, ist die christliche Gemeinschaft», sagte Schülersprecher Jacques Coste. An dem Gymnasium sollen wie an vier weiteren Schulen bereits zum Schuljahr 2018/2019 keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden.

Hintergrund der Schließungen ist die finanziell angespannte Situation des Erzbistums. Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Ernst & Young hat das Erzbistum Hamburg, zu dessen Gebiet auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg gehören, knapp 80 Millionen Euro Schulden. Diese würden bis 2021 auf bis zu 350 Millionen Euro wachsen, falls nicht umgehend umgesteuert werde. (dpa)

Hunderte Zusagen zu Genossenschaft für katholische Schulen

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