Bayern setzt „Schul-TÜV“ fürs kommende Schuljahr aus – um ihn zu verschlanken

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MÜNCHEN. „Die externe Evaluation an Bayerns Schulen wird für die Dauer des Schuljahres 2018/19 ausgesetzt. Ich möchte damit allen Beteiligten ausreichend Zeit und Raum einräumen, um das bisherige System der Evaluation an unseren Schulen zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.“ Das gab Bayerns Kultusminister Bernd Sibler in München bekannt. Damit solle auch eine deutliche Verschlankung des Verfahrens erreicht werden. „Richtig und notwendig“ nannte Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbands (brlv), den Schritt. 

Unterricht unter der Lupe - notwendig oder sinnlos? Foto: Yohann Legrand / flickr (CC BY-SA 2.0)
Der Blick von außen – notwendig oder sinnlos? Foto: Yohann Legrand / flickr (CC BY-SA 2.0)

Seit rund zehn Jahren ist die sogenannte „sach- und fachgerechte Bewertung der Schulen als zentrales Instrument der Qualitätssicherung und -entwicklung“ für alle staatlichen Schulen in Bayern verbindlich vorgesehen. Sie sind verpflichtet, sich einer externen Überprüfung durch speziell dafür qualifizierte Evaluationsteams zu unterziehen sowie in regelmäßigem Abstand eine interne Evaluation durchzuführen. Die externe Evaluation gibt dabei der Schule regelmäßige und systematische Rückmeldungen über ihre Stärken und Schwächen. Ihre Ergebnisse dienen der Schulleitung als Grundlage, um zusammen mit der Schulaufsicht Zielvereinbarungen zu schließen und Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung einzuleiten – so heißt es beim Kultusministerium in München.

Aber: „Nach zehn erfolgreichen Jahren, die durchaus auch mit viel Aufwand für alle Beteiligten verbunden waren, soll die externe Evaluation nun im kommenden Schuljahr weiterentwickelt werden, damit sie auch künftig den Anforderungen an hochqualitative Schulentwicklungsprozesse gerecht wird. Mein Ziel ist es, das Verfahren noch konsequenter an der Unterrichts- und Schulentwicklung auszurichten, damit die Evaluation ihren vollen schulpraktischen Nutzen entfalten kann“, erklärt Sibler.

Zusätzliche Belastung

Tatsächlich sei eine Überarbeitung des Verfahrens geboten, meint der brlv. In den letzten zehn Jahren hätten vielfältige Entwicklungen an den Schulen stattgefunden. „Allein die Felder Integration, Digitalisierung und Werteerziehung verlangen von allen Lehrkräften viel Energie. Hierfür müssen die Kollegen entlastet und nicht durch die externe Evaluation zusätzlich belastet werden“, meint Verbandschef Böhm.

Dennoch sei klar, dass Schulen regelmäßig eine Rückmeldung über ihre pädagogische und erzieherische Arbeit brauchen, um zielgerichtet Schulentwicklungsprozesse voranzubringen. Böhm plädiert dafür, die interne Evaluation weiter zu stärken und die Schulen vor Ort mit passenden Fortbildungsmaßnahmen oder prägnanten und zielführenden Handreichungen zu unterstützen. „Denn: Evaluation ist wichtig für die Schulentwicklung – es kommt jedoch auf das richtige Maß an; ebenso müssen Aufwand und Ergebnis in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen, wie dies beispielsweise bei der internen Evaluation der Fall ist.“ Sein Verband werde sich „für eine sinnvolle und deutlich weniger komplexe Weiterentwicklung der externen Evaluation einsetzen“, erklärt Böhm. News4teachers

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2 Kommentare
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omg
6 Jahre zuvor

Nun, Brutus, nun auch die Bayern. Was ist von der ach so schönen und folgendlosen, aber mit viel TamTam eingeführten Schulinspektion nur übrig geblieben?!!!!!!!!??

Palim
6 Jahre zuvor

Ich finde gut, den „Schul-TÜV“ auszusetzen, so lange,
… bis der Lehrermangel behoben ist,
… die Schulleitungsstellen alle für mindestens 5 Jahre zuvor dauerhaft besetzt sind,
… zumindest die per Erlass angesetzten Förderstunden gewährt werden können
… und auch vernünftige Bedingungen für die zahlreichen Aufgaben in Schulen hergestellt worden sind.

Erst wenn Lehrkräfte nicht mehr tagtäglich den Mangel bewältigen müssen, haben genau diese Lehrkräfte wieder Luft zum Atmen und die Möglichkeit gewissenhaft und nachhaltig an Qualität zu arbeiten.
Zeit für zusätzliche Arbeit in Unterlagen und Steuergruppen sollte zudem gewährt werden.

Dafür müssen aber nicht die Lehrkräfte vermehrt arbeiten, sondern ANDERE ihre Hausaufgaben erledigen.