Tullner: Größte Lehrer-Suchrunde in Sachsen-Anhalt startet jetzt

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MAGDEBURG. Auf der Suche nach Personal fürs Klassenzimmer geht Bildungsminister Marco Tullner an die Grenzen des Machbaren, wie er sagt. Damit meint er sowohl die Zahl der Neueinstellungen als auch die gelockerten Vorgaben, wie genau Bewerber ins Raster passen müssen.

Sachsen-Anhalts neuer Schulminister Marco Tullner (CDU) will kreative Wege gehen um mehr Lehrer zu gewinnen. Foto: EvDa13 / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)
Tullner bekämpft den Lehrermangel.                                                     Foto: EvDa13 / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

So viele Stellenausschreibungen wie nie und so lockere Vorgaben wie nie: Im Kampf gegen den Lehrermangel schreibt Sachsen-Anhalt 610 neue Jobs aus. «Das ist ein Superlativ, der durchaus gerechtfertigt ist: Das ist die größte Ausschreibungsrunde, die wir je gemacht haben», sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Mehr als ein Viertel der Plätze seien in Grundschulen zu besetzen. Jeden fünften Job gebe es in Sekundarschulen. An diesen Schulformen ist nach jüngsten Berechnungen von Experten der Bedarf an neuen Lehrkräften in den kommenden Jahren auch besonders hoch.

Binnen zwölf Monaten will Sachsen-Anhalt 1.000 neue Pädagogen einstellen und damit so viele, wie in den ersten 20 Monaten der schwarz-rot-grünen Regierungszeit. Gelingt das, hätte die Koalition ihr selbst gestecktes Ziel von 14.500 Vollzeitstellen schon zwei Jahre eher erreicht als angepeilt. So sollen Unterrichtsausfall und ähnliche Folgen der knappen Personaldecke abgemildert werden.

Etwa ein Viertel, nämlich 230 neue Kollegen, wurden bisher schon gefunden, sagte Tullner. Es bleiben aber immer wieder Stellen frei, auch weil sich für Schulen in manchen Stadtteilen und Regionen kein Bewerber findet. Tullner hatte bereits vor einigen Monaten angekündigt, diese Posten mit einer Zulage attraktiver zu machen.

Genau das passiert jetzt: 54 Stellen wurden als besonders schwer besetzbar identifiziert. Wer hier einen Job antritt, kann befristet auf drei Jahre eine höhere Erfahrungsstufe bekommen – und damit ein Plus von etwa 600 bis 800 Euro brutto, wie der Minister schätzte. Das Angebot gelte etwa für Stellen in der Altmark, im Raum Wittenberg – aber auch in einigen Stadtteilen von Halle, zählte er auf.

Beschränkungen werden gelockert

Ziel sei unter anderem, alle Referendare nach ihrem Abschluss im Land zu halten. 250 junge Kollegen könnten es in der am Freitag startenden Ausschreibungsrunde sein. Ebenso viele könnten im Herbst eingestellt werden. Zudem lockert Tullner viele Beschränkungen: Für Grund- und Förderschulen muss ein Bewerber nur ein gesuchtes Fach unterrichten können – und keine starre Kombination vorweisen können.

Gymnasiallehrer können an Sekundarschulen abgeordnet werden und trotzdem den Beamtenstatus bekommen. Und Lehrer dürfen auch Fächer unterrichten, die ihnen liegen – auch wenn sie sie ursprünglich nicht studiert haben. «Damit sind wir bei den Qualitätsanforderungen an die Grenze des Machbaren gegangen», sagte Tullner.

«Der grundständig ausgebildete Lehrer bleibt Wahl Nummer eins.» Doch ohne Seiten- und Quereinsteiger werde es nicht gehen. Gut 180 dieser Kollegen ohne klassische Lehrerausbildung arbeiteten bereits. Nach der neuen Runde dürften es mehr sein. Sie müssen künftig einen vierwöchigen Kurs machen, bevor sie im Klassenzimmer stehen.

Das neue Schulgesetz ermögliche, dass sie berufsbegleitend ihr Referendariat ablegen. Auch künftig werden sie gebraucht: Nach Berechnungen von Experten benötigt Sachsen-Anhalt bis 2030 jährlich 730 neue Lehrer. Bis die beschlossene Erhöhung der Studienplätze mehr Absolventen bringt, kann das Land nur die Hälfte des Bedarfs selbst decken. dpa

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