Wenn Eltern nachts arbeiten, leiden die Kinder

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BERLIN. Die Zahl der Menschen in Deutschland, die nachts arbeiten steigt seit Jahren beständig. Rund dreieinhalb Millionen Menschen leben aus beruflichen Gründen dauerhaft gegen die innere Uhr. Die gesundheitlichen Folgen sind je nach Chronotyp unterschiedlich stark, doch auf Dauer macht Nachtarbeit krank. Wie stark die familienunfreundlichen Arbeitszeiten von Vätern und Müttern die Entwicklung ihrer Kinder beeinträchtigen, haben jetzt Sozialforscher aus Berlin und Magdeburg untersucht.

Abend- und Nachtarbeitsstunden von Eltern haben negative Auswirkungen auf das Verhalten und die emotionale Stabilität ihrer Kinder, so das Fazit von Jianghong Li, Till Kaiser und Matthias Pollmann-Schult vom Wissenschaftszentrum Berlin und der Universität Magdeburg. Eltern mit familienunfreundlichen Arbeitszeiten neigten zu mehr Strenge und negativem Kommunikationsverhalten wie Schelten oder Schreien.

m Zeitalter von Rund-um-die-Uhr-Dienstleistungen nimmt die Zahl derjenigen, die gezwungen sind, in der Nacht zu arbeiten auch in Deutschland beständig zu. Doch wenn Eltern in der Nacht arbeiten, ist das schlecht für die Kinder. Foto: Mike McCune / flickr (CC BY 2.0)
m Zeitalter von Rund-um-die-Uhr-Dienstleistungen nimmt die Zahl derjenigen, die gezwungen sind, in der Nacht zu arbeiten auch in Deutschland beständig zu. Doch wenn Eltern in der Nacht arbeiten, ist das schlecht für die Kinder. Foto: Mike McCune / flickr (CC BY 2.0)

Für Mütter wie Väter gelte: Der Erziehungsstil beeinflusst entscheidend das Wohlbefinden der Kinder. Abend- und Nachtschichten der Eltern seien dabei weit folgenreicher als Wochenendarbeit. Die Auswirkungen auf die Kinder wurden in vier Bereichen gemessen: Hyperaktivität, emotionale Probleme, auffälliges Verhalten und Probleme mit Gleichaltrigen. Für alle Bereiche wurden negative Folgen der familienunfreundlichen Arbeitsstunden festgestellt, am deutlichsten im Bereich des kindlichen Verhaltens. „Das ist insofern bedeutsam, als Verhaltensstörungen in jungem Alter ein höheres Risiko späterer Straffälligkeit, Drogengefährdung oder schwieriger Bildungs- und Berufsverläufe mit sich bringen“, gibt das Autorenteam zu bedenken.

Wie komplex der Familienalltag ist, zeigt sich an einem interessanten Detail der Untersuchung: Abend- und Nachtarbeitszeiten des einen Elternteils führen auch beim anderen Elternteil zu einer Veränderung des Erziehungsstils. Insbesondere für Männer von Frauen mit familienunfreundlichen Arbeitszeiten lässt sich dieser „Spill-over-Effekt“ zeigen. Gleichzeitig hat der väterliche Erziehungsstil noch deutlichere Konsequenzen für die Entwicklung des Kindes.

Das Forscherteam griff auf Daten der Studie „Familien in Deutschland“ zurück, einer Erweiterung des vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung verantworteten Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). In den Jahren 2010 bis 2013 gaben Mütter und Väter Auskunft über die Entwicklung ihrer Kinder und über ihre jeweiligen Erziehungsstile. Insgesamt werteten Li, Kaiser und Pollmann-Schult Daten von 838 Kindern im Alter von sieben bis zehn Jahren aus. Von den befragten Vätern arbeiten 23 Prozent regelmäßig nachts und 40 Prozent abends, unter den Müttern tun dies 11 beziehungsweise 28 Prozent.

Die Ergebnisse der Studie sind in der Zeitschrift „Community, Work and Family“ veröffentlicht. (zab, prm)

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