Humanethologe und Konrad Lorenz-Schüler Eibl-Eibesfeldt gestorben

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MÜNCHEN/STARNBERG. Zuerst erforschte er das Verhalten von Tieren und kam schließlich beim Menschen an. Der Verhaltensforscher und Gründer des Fachs Humanethologie, Irenäus Eibl-Eibesfeldt, ist am Samstag gestorben. Am 15. Juni wäre er 90 Jahre alt geworden.

Der Österreicher Eibl-Eibesfeldt war Schüler des Medizin- Nobelpreisträgers und Verhaltensforschers Konrad Lorenz. Er erforschte über Jahrzehnte Verhalten, zuerst bei Tieren und dann beim Menschen – und begründete die Humanethologie als eigene Disziplin, die den Menschen – wie andere Tiere auch – als Ergebnis einer stammesgeschichtlichen Entwicklung begreift.

Wäre am 15. Juni 90 Jahre alt geworden: Irenäus Eibl-Eibesfeldt. Foto: Christoph A. Hellhake / wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Wäre am 15. Juni 90 Jahre alt geworden: Irenäus Eibl-Eibesfeldt. Foto: Christoph A. Hellhake / wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Er eckte auch an – etwa mit seiner These von der angeborenen Fremdenscheu. Zugleich war es ihm stets ein zentrales Anliegen, das Gemeinsame der Menschen aufzuzeigen.

Gerade Eibl-Eibesfeldt habe viel zum Verständnis der Kulturen beigetragen, sagte in einer ersten Reaktion auf die Todesnachricht der Mediziner und Humanethologe Wulf Schiefenhövel, der die Arbeit Eibl-Eibesfeldts in Seewiesen am Max-Planck-Institut für Ornithologie – früher für Verhaltensphysiologie – weiterführt. «Er war ein Mann, der nie mit dem Strom geschwommen ist und der sich auch eingemischt hat in die politische Diskussion.» Eibl-Eibesfeldt «war ein Titan in seiner Fähigkeit der Beobachtung und in seiner Kraft der wissenschaftlichen Synthese.»

Nicht zuletzt habe er der Nachwelt eines der größten Film-Archive der Welt hinterlassen. Von seinen Reisen brachte Eibl-Eibesfeldt rund 350 Kilometer Film mit. Inzwischen liegt das Material im Frankfurter Senckenberg-Museum.

In den vergangenen Jahren arbeitete der gebürtige Wiener, der mit seiner Frau Eleonore am Starnberger See lebte, Material aus seiner jahrzehntelangen Tätigkeit auf. Zuletzt hatte er sich zunehmend aus der Arbeit zurückgezogen. Den runden Geburtstag wollte er im Kreise seiner Familie feiern, auch Freunde und Kollegen aus aller Welt wurden erwartet. Er starb nach kurzer Krankheit. (dpa)

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