Knobeln, Rechnen, Argumentieren – 200 Schüler bei der Mathe-Olympiade

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WÜRZBURG. Fast 200 Jungen und Mädchen mit Freude am Tüfteln und Knobeln stellen sich in den kommenden Tagen den harten Aufgaben der Mathematik-Olympiade. Neun Stunden haben sie dafür Zeit – ohne Taschenrechner! Was genau ist da eigentlich zu tun?

Mathematik besteht für viele Menschen nur aus Hieroglyphen.                     Foto: Eric Wüstenhagen / flickr / CC BY-SA 2.0

Rauchende Köpfe, wippende Stifte und schwitzende Hände – in den Hörsälen der Universität Würzburg zerbrechen sich in den kommenden Tagen fast 200 Mädchen und Jungen freiwillig den Kopf: Sie haben es in das Bundesfinale der Mathematik-Olympiade geschafft.

Zuvor hatten sich etwa 200.000 Schüler von der achten bis zu zwölften Klasse beworben, wie Mathematiker Richard Greiner von der Universität Würzburg sagte. Seit Februar wurden in den Bundesländern die schlauesten und auch stress-resistentesten Köpfe ausgewählt, so der Organisator der Bundesrunde.

Sie müssen sich nun zwei viereinhalbstündigen Klausuren mit je drei Aufgaben stellen. Bei den Aufgaben geht es Greiner zufolge nicht in erster Linie ums Rechnen. «Hier geht es um logisches Schließen. Es geht um eine vollständige und logische Herangehensweise und eine schlüssige Begründung», so der Geschäftsführer des Instituts der Mathematik.

Als Beispiel nennt er eine Aufgabe aus dem Vorjahr für die Neuntklässler: 25 Fußballbild-Sammler in verschiedenen Städten haben jeweils ein Bild doppelt, das ein anderer braucht. Wenn jeder an alle anderen einen Brief schickt (25×24=600), müssten 600 Briefe verschickt werden. Wie viele Briefe aber reichen im idealen Fall? «Die Antwort ist übrigens 48. Aber es reicht nicht, zu sagen, dass das die richtige Antwort ist. Man muss auch erklären können, warum das so ist. Und sie müssen ein Argument finden, warum es mit weniger nicht geht!»

Mathe ist nicht so sexy

Neben Zirkel, Papier, Stiften und Geodreieck sind keine Hilfsmittel erlaubt – auch kein Taschenrechner. «Wasser, Apfel und Müsliriegel bekommen sie von uns», so Olympiaden-Organisator Greiner. Dass einer tricksen könnte, glaubt der Mathematiker nicht. «Da gibt es wenig Möglichkeiten». Die Mathe-Olympiade sei aber auf jeden Fall eine Art von Sport. «Schach ist ja auch als Sport etabliert. Bei der Olympiade ist noch der Speedfaktor dabei, weil sie die Lösungen in kurzer Zeit hinbekommen müssen.»

Weniger als ein Drittel der Teilnehmer sind weiblich. «Wir haben da leider nicht die 50 Prozent, die man sich wünschen würde. Aber das ist im Kommen.» Nach und nach würden sich mehr Mädchen das Mitmachen trauen und kämen dann auch weit. Erfolg bei dieser Olympiade sei keine Frage des Geschlechts, sagte Greiner dazu.

Am Wochenende stehen die Gewinner in den jeweiligen Altersklassen fest. In der Regel gibt es zwei bis drei Preise pro Kategorie, sagte Greiner. Die Schüler bekommen ein Preisgeld im dreistelligen Bereich. Ein Erfolg bei der Mathe-Olympiade erleichtere zudem oft den Zugang zu Stipendien. Die sechs Besten nehmen zudem an der internationalen Runde teil.

Ziel des Wettbewerbs ist es, junge Menschen von der Mathematik zu begeistern. «Mathe ist nicht so sexy. Man denkt zunächst an dröges Rechnen.» Aber für viele beeindruckende Technologien wie Flugzeugen oder Raumschiffen sei Mathe ein wichtiger Teil. «Das übersehen viele.» dpa

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