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“Wertvolle Arbeit, schlecht bezahlt”: Viele Pädagogen an Sprach- und Musikschulen werden nur auf Honorarbasis beschäftigt

HANNOVER. Viele pädagogische Fachkräfte arbeiten an Hochschulen oder in Musikschulen. Ein Angestelltenverhältnis haben aber nur die Wenigsten. Die Landesregierung von Niedersachsen liefert nun konkrete Zahlen zur Lage in ihrem Bundesland – die GEW fordert, die Situation der Betroffenen zu verbessern.

Viele Muskilehrer arbeiten auf Honorarbasis. Foto: Shutterstock

Allein in Niedersachsen arbeiten Zehntausende pädagogische Fachkräfte auf Honorarbasis an Hochschulen, privaten Sprachschulen, Goethe-Instituten oder anderen Einrichtungen. Das ergibt sich aus einer Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen. «Sie leisten wertvolle Arbeit, werden dafür aber größtenteils sehr schlecht bezahlt», sagte die Grünen-Fraktionschefin Anja Piel.

Die Zahlen, die die Landesregierung jetzt veröffentlichte, werfen ein Schlaglicht auf eine eher unübersichtliche Branche, deren Mitarbeiter oft unter prekären Bedingungen tätig sind. Mit mehr als 20.000 Honorarlehrkräften arbeiten besonders viele von ihnen an den Volkshochschulen und bei Landeseinrichtungen. Hinzu kommen an den Hochschulen und Universitäten mehrere tausend Lehrbeauftragte, die selbstständig Lehrveranstaltungen anbieten. Sie sind meist selbst für Versteuerung und Sozialabgaben zuständig.

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Auch Musikschullehrer sind oftmals als Honorarkräfte tätig, die ohne festes Arbeitsverhältnis Unterrichtsleistungen erbringen. Bei Niedersachsens 74 öffentlich und kommunal geförderten Musikschulen waren es im Vorjahr 1.016 solcher Teilzeitkräfte – ihnen stehen 1.879 Pädagogen gegenüber, die fest angestellt sind. Viele der freien Mitarbeiter sind aber immerhin bei der Künstlersozialkasse gemeldet, die für sie den Arbeitgeberanteil übernimmt.

In öffentlichem Auftrag

«Unsere Anfrage macht deutlich, dass in Niedersachsen sehr viele Honorarlehrkräfte im öffentlichen Auftrag tätig sind», betonte Piel. Vor- und Nachbereitungszeiten der Pädagogen würden – anders als bei angestellten Lehrern – nicht vergütet, zudem entfalle das Honorar von im Schnitt etwa 25 Euro im Krankheitsfall vollständig. Auch an den Sozialversicherungsabgaben beteiligen sich die Einrichtungen häufig nicht oder nur zum Teil. Die Grünen wollen daher mit einer weiteren Anfrage in Erfahrung bringen, wie sich diese Praxis konkret auf die soziale Absicherung von Honorarlehrkräften in Niedersachsen auswirkt.

Auch die Lehrergewerkschaft GEW fordert die Politik auf, den Pädagogen endlich eine Festanstellung zu ermöglichen. «Die Honorarlehrkräfte nehmen oft öffentliche Aufgaben wahr, die eigentlich nur fest angestellte Mitarbeiter erledigen können», sagte Rüdiger Heitefaut, Geschäftsführer der niedersächsischen GEW. Oftmals seien sie zudem voll in organisatorische Abläufe eingegliedert. «Ich meine damit jetzt nicht die Ikebana-Kursleiterin, sondern die vielen Pädagogen, die etwa bei den Volkshochschulen den Schwächsten der Schwachen helfen, ihre Abschlüsse zu machen», betonte Heitefaut.

Die Frage der Sozialversicherungspflicht von Honorarkräften hat vor kurzem das Goethe-Institut in die Schlagzeilen gebracht. Die Rentenversicherung in Bayern hatte Zweifel angemeldet, ob die Honorarlehrer wirklich freie Mitarbeiter sind. Nach dem Einspruch der Rentenversicherung waren zunächst keine Neuverträge mehr abgeschlossen worden, ein Teil des Kursangebots stand damit zunächst auf der Kippe. In der Zwischenzeit wurde eine Einigung gefunden. dpa

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