Datenschutz-Irrsinn: Kindergarten will Erinnerungsfotos künftig nicht mehr schwärzen

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DORMAGEN. Nach der Kritik an den Erinnerungsalben will ein katholischer Kindergarten im niederrheinischen Dormagen Fotos der Kindergesichter in den beliebten Kladden künftig nicht mehr schwärzen. «Dass Mappen mit Balken nicht schön sind, darüber sind wir uns einig», sagte Pfarrer Peter Stelten am Freitag. «Wir erarbeiten gerade ein Regelwerk, dass wir nächstes Jahr schöne Mappen haben, die den Datenschutzbestimmungen standhalten und dem Bedürfnis der Eltern nach schönen Erinnerungsritualen entgegenkommen. Da werden keine geschwärzten Gesichter erscheinen.» News4teachers hatte über den Fall berichtet.

Der Datenschutz macht die Nutzung der Privatrechner von Lehrern zu einer heiklen Angelegenheit. Illustration: Shutterstock
Der Datenschutz sorgt derzeit in vielen Bildungsinstitutionen für Diskussionen. Illustration: Shutterstock

Dazu müsse es aber vorher ein Einwilligungsverfahren der Eltern geben. «Wie das genau aussehen wird, das weiß ich im Moment noch nicht.» Stelten warb um Verständnis für den Kindergarten: Dort habe man angesichts der neuen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nur auf Nummer sicher gehen wollen und deshalb die Gesichter der jeweils anderen Kinder auf den Fotos geschwärzt. Das Vorgehen hatte bundesweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Welchen Anforderungen die Einwilligungen entsprechen müssten, sei noch unklar, sagte Stelten: «Drei Juristen, sechs Meinungen! Das macht uns im Moment richtig Probleme: Was gilt jetzt und was nicht?» So reiche es möglicherweise nicht aus, bei der Anmeldung eines Kindes eine generelle Erlaubnis für die Weitergabe von Fotos einzuholen. Denn dazu verträten einige Juristen die Auffassung, die Eltern stünden in dieser Situation zu sehr unter Druck, weil sie unbedingt den Kindergartenplatz bekommen wollten. Stelten wies darauf hin, dass auch der Umgang mit Daten wie Adressen von Gemeindemitgliedern oder Messdienern mittlerweile hochkompliziert sei. dpa

Datenschutz-Irrsinn: Kita verteilt Erinnerungsmappen an ihre Schulkinder, in denen alle anderen Gesichter geschwärzt wurden

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2 Kommentare
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sofawolf
5 Jahre zuvor

Ganz interessant in diesem Zusammenhang dürfte folgendes Urteil sein:

Auszug: „Schüler müssen beim Hochladen von Referaten das Urheberrecht beachten. Der EuGH lässt für solche Zwecke keine Ausnahmen gelten. “

https://www.golem.de/news/urheberrecht-eugh-erlaubt-keine-ausnahme-fuer-digitale-schuelerreferate-1808-135890.html

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Noch ein interessanter Verweis:

Auszug: „Im Rahmen der aktuellen EU-Urheberrechtsreform wird die Einführung sogenannter Upload-Filter diskutiert. Um Urheberrechtsverletzungen im Netz zu verhindern, würden sie sämtliche Nutzerbeiträge schon vor dem Hochladen durchleuchten. Wikimedia und andere zivilgesellschaftliche Organisationen sehen in den Filtern eine Gefahr für das freie Netz. Abseits aller Debatten erleben Praktiker schon heute die Konsequenzen solcher Filter: ein (märchenhafter) Gastbeitrag.“

https://blog.wikimedia.de/2018/08/06/von-einem-der-auszog-das-fuerchten-zu-lernen/