Elterntaxis: Bußgelder schrecken kaum

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SAARBRÜCKEN. Mit dem Ende der Sommerferien wiederholt sich vor vielen Grundschulen ein alljährliches Szenario: Pünktlich zum Schulbeginn geht die Polizei wieder gegen rücksichtslose „Elterntaxis“ vor und spricht Verwarnungen aus. Doch das Chaos scheint damit nicht in den Griff zu bekommen. 64 Prozent der Grundschuleltern haben laut einer Umfrage schon erlebt, dass „Eltern-Taxis“ den Schulweg blockieren.

Morgens kurz vor acht Uhr an deutschen Grundschulen: Verstopfte Straßen, zugeparkte Radwege, riskante Wendemanöver: Das morgendliche Verkehrschaos vor Grundschulen ist vorprogrammiert, wenn Eltern den Nachwuchs direkt bis vor das Schultor fahren.

Halten im Halteverbot stellt für viele Eltern im morgendlichen Stress eine lässliche Sünde dar. Foto: myimmo / pixabay (CC0)
Halten im Halteverbot stellt für viele Eltern im morgendlichen Stress eine lässliche Sünde dar. Foto: myimmo / pixabay (CC0)

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) aller Eltern von Sechs- bis Neunjährigen, die allein zur Schule gehen, sorgen sich laut einer aktuellen Umfrage, dass ihre Sprösslinge unterwegs von einem Auto angefahren oder im Straßenverkehr verletzt werden. Eine der größten Gefahren stellen dabei jedoch Eltern selbst dar. Jedes dritte Kind wird derzeit, nach Angaben der Hamburger Polizei, mit dem Auto zur Schule gebracht. Manche Schätzungen gehen von jedem Zweiten Grundschulkind aus.

Umfrage: Angst ist täglicher Begleiter auf dem Schulweg

Fast zwei Drittel (64 Prozent) aller Mütter und Väter von Grundschülern haben es schon einmal erlebt, dass Zufahrts-, Geh- und Fahrradwege, Feuerwehrzufahrten oder Bushaltestellen von Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, blockiert wurden. Das ergab eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des Direktversicherers CosmosDirekt.

„Elternfahrdienste gefährden nicht nur andere Kinder, sondern auch den eigenen Nachwuchs“, warnt Versicherungsexperte Frank Bärnhof. „Einerseits lernt das Kind auf dem Rücksitz nicht, worauf es im Straßenverkehr achten sollte, andererseits stellt das erhöhte Verkehrsaufkommen vor dem Schultor eine Gefahr für alle ABC-Schützen dar, die zur Schule kommen.“

“Generation Rücksitz” – was den Kindern im Eltern-Taxi alles entgeht

Dass sie andere Kinder gefährden, schert viele Eltern im morgendlichen Stress offenbar wenig. Schulleiter und Polizisten berichten von zunehmend aggressiven Reaktionen, wenn Eltern auf ihr verkehrswidriges Verhalten angesprochen werden. Von „Bin gleich wieder da“, bis zur Androhung von Schlägen reiche die Spanne.

Mögliche Bußgelder kümmern viele Eltern ebenfalls kaum. Das Halten an unübersichtlichen oder engen Stellen, vor Fußgängerüberwegen oder Ampeln scheint mit zehn Euro laut Bußgeldkatalog wenig abschreckend. Die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer beim Ein- oder Aussteigen ist mit 20 Euro belegt. Blockieren die Eltern-Taxis Feuerwehranfahrtszonen, wird eine Strafe von bis zu 35 Euro fällig. Werden Rettungsfahrzeuge durch das Falschparken behindert, kostet es immerhin 60 Euro Strafe sowie einen Punkt in Flensburg. Zum Vergleich: Beim Parken auf Autobahnen oder Kraftfahrtstraßen drohen mit 70 Euro noch einmal 10 Euro mehr und es wird ebenfalls ein Punkt in Flensburg fällig. (zab, pm)

Polizei Hannover erprobt Sperrungen gegen «Elterntaxis»

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xxx
5 Jahre zuvor

Die Bußgelder sind offenbar zu gering und die Kontrolle zu selten. Beides lässt sich leicht ändern. 5-10 Tagessätze des Familienbruttoeinkommens, mindestens 100€, gehen schon einmal in eine richtige Richtung.