Von Armut bedroht: Finanzlage von Alleinerziehenden und ihrer Kinder bessert sich kaum

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BERLIN. Kinder bleiben ein Armutsrisiko. Das gilt vor allem für Eltern, die ihren Nachwuchs ohne Partner großziehen. Neue Zahlen zeigen: Trotz leichter Verbesserungen bleibt die Lage der Alleinerziehenden und ihrer Kinder prekär.

Alleinerziehende Mütter und ihre Kinder sind häufig von Armut betroffen. Foto: Natasha Chub-Afanasyeva / flickr (CC BY 2.0)
Alleinerziehende und ihre Kinder sind überproportional häufig von Armut betroffen. Foto:
Natasha Chub-Afanasyeva / flickr (CC BY 2.0)

Mütter und Väter, die ihre Kinder alleine großziehen, leben trotz leichter Verbesserungen weiterhin häufig unter prekären finanziellen Bedingungen. Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden ist in den vergangenen Jahren zwar leicht gesunken – es liegt aber noch immer weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Das geht aus neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurden.

Von den Erwachsenen und Kindern, die im Haushalt eines Alleinerziehenden leben, waren demnach im Jahr 2011 noch 37,1 Prozent von Armut bedroht – bis 2016 ging diese Quote auf 32,6 Prozent zurück. In Haushalten, in denen zwei Erwachsene mit Kindern leben, waren allerdings nur 11,0 Prozent von Armut bedroht. Unter Statistikern gelten Personen immer dann als armutsgefährdet, wenn ihnen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung stehen.

Dieser statistische Wert hat für die Betroffenen ganz konkrete Auswirkungen: So können sich 39 Prozent der Alleinerziehenden noch nicht einmal eine einwöchige Urlaubsreise mit ihren Kindern leisten. Im Vergleich dazu müssen von der Gesamtbevölkerung nur 19 Prozent ihren Jahresurlaub unfreiwillig zu Hause verbringen.

Die Diakonie Deutschland wirbt deshalb für eine staatliche Kindergrundsicherung. Nur so könnten die betroffenen Kinder unter gleichen Bedingungen aufwachsen wie ihre finanziell bessergestellten Altersgenossen, sagte Maria Loheide, Diakonie-Vorstand Sozialpolitik, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Mehr Hilfen bei Hausaufgaben oder kostenlose Mittagessen in Kita und Schule müssten dazukommen.

Unterstützung tut jedenfalls not, denn mittlerweile handelt es sich bei fast jeder fünften Familie um einen Alleinerziehenden-Haushalt: Ihr Anteil an den Familien stieg in den vergangenen 20 Jahren von 14 auf 19 Prozent.

Projekte in Planung

Für sie hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) mehrere Projekte in Planung. Dazu gehören eine Reform des Kinderzuschlags für einkommensschwache Familien sowie ein Gesetz für eine verbesserte Kita-Betreuung. «Gerade Alleinerziehende sind angewiesen auf gute Kitas und Kindertagespflege», erklärte Giffey. «Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird nur dann gehen, wenn es gute Betreuungsmöglichkeiten gibt.»

Das deckt sich mit den Erkenntnissen der Statistiker. Von den alleinerziehenden Müttern – Frauen machen fast 90 Prozent der Alleinerziehenden aus – gehen bis zum dritten Geburtstag des Kindes nur 27 Prozent einer Erwerbstätigkeit nach. Mehr als die Hälfte der nicht erwerbstätigen Mütter wäre der Studie zufolge aber «an der Aufnahme einer Arbeit interessiert». Doch aus «familiären oder persönlichen Gründen» sahen sich viele nicht in der Lage, tatsächlich eine Beschäftigung aufzunehmen.

Dass sich das Armutsrisiko der Alleinerziehenden seit 2011 trotzdem leicht verringert hat, führt man im Statistischen Bundesamt durchaus auf die politischen Weichenstellungen der vergangenen Jahre zurück. «Die familienpolitischen Maßnahmen greifen in diesem Bereich», sagte der Präsident der Behörde, Georg Thiel. Sein zuständiger Referent Christian Wingerter sieht darin aber nicht den einzigen Grund für die verhalten positive Tendenz: Durch die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt gebe es einfach mehr Jobs – auch für Alleinerziehende. Von Axel Hofmann und Basil Wegener, dpa

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