Mehr als 500.000 Beschäftigte können nicht richtig lesen und schreiben – allein in Bayern

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MÜNCHEN. Mehr als eine halbe Million berufstätige Bayern können dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zufolge nicht richtig lesen und schreiben. Die meisten dieser sogenannten funktionalen Analphabeten würden das jedoch aus Sorge um ihren Arbeitsplatz oder Angst vor Ausgrenzungen verbergen, teilte der DGB Bayern am Freitag in München mit – mit Blick auf den Weltalphabetisierungstag an diesem Samstag (8. September). Die rechnerisch ermittelten Zahlen basieren auf einer Studie der Uni Hamburg aus dem Jahr 2011, der sogenannten Level-One-Studie (Leo).

Unterschrift in Form von drei Kreuzen - Häufig brauche es einen hohen Leidensdruck und Hilfe von Freunden oder Familie, bis ein Analphabet sein Problem angehe. Foto: berwis / pixelio.de
Häufig brauche es einen hohen Leidensdruck und Hilfe von Freunden oder Familie, bis ein Analphabet sein Problem angeht. Foto: berwis / pixelio.de

Demzufolge haben 14,5 Prozent der deutschsprachigen Erwachsenen Schwierigkeiten, ganze Sätze zu lesen und zu schreiben. Der Großteil von ihnen sei weder lernbehindert noch schlecht integriert, sagte DGB-Regionalkoordinatorin Renate Schiefer am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als die Hälfte von ihnen habe auch Arbeit. In den meisten Fällen werde das schlicht sozial vererbt. «Oft kann auch mindestens ein Elternteil nicht gut lesen und schreiben.»

Der DGB appellierte deshalb an Unternehmen, nicht nur bereits gut ausgebildeten Angestellten Weiterbildungs- und Qualifizierungskurse anzubieten, sondern auch die Grundbildung im Betrieb zu ermöglichen. «Hierzu gehört vor allem eine nachhaltige Lösung der Alphabetisierungsfrage», sagte Bayerns DGB-Chef Matthias Jena dazu.

Der DGB Bayern unterstützt seit 2012 mit dem Projekt Mento erwachsene Beschäftigte, die ihre Grundbildung nachholen oder auffrischen und richtig lesen und schreiben lernen wollen. dpa

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