Gebauer will mit „Talentschulen“ in Brennpunkten die Chancengerechtigkeit erhöhen

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DÜSSELDORF. An 60 Talentschulen soll an sozialen Brennpunkten in Nordrhein-Westfalen erprobt werden, wie der Bildungserfolg von der Herkunft entkoppelt werden kann. Die Ministerin verteidigt den Versuch gegen Kritik – muss aber Schulen zur Bewerbung animieren.

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat Kritik an den 60 geplanten Talentschulen an sozialen Brennpunkten zurückgewiesen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatte kritisiert, diese Schulen besonders gut auszustatten, führe bei Tausenden von Schülern, die andere Einrichtungen besuchten, nicht zu besseren Lernbedingungen und mehr Chancengleichheit. «Es ist ein Schulversuch. Dort startet man nicht mit 6000 Schulen», sagte Gebauer am Donnerstag in Düsseldorf. «Da geht man mit einer kleineren Anzahl von Schulen an den Start, um dann wenn möglich die Ergebnisse in die Fläche zu übertragen».

«Die Talentschulen können und sollen dazu beitragen, Wege zu finden, den Bildungserfolg von der sozialen und räumlichen Herkunft zu entkoppeln», betonte die Ministerin. Im Schuljahr 2019/20 sollen die ersten 35 ausgewählten Schulen auf den Weg gebracht werden, 25 weitere ein Jahr später. Die Schulen sollen vornehmlich an sozialen Brennpunkten entstehen. Am 7. Dezember endet die Bewerbungsfrist für den ersten Jahrgang.

Bisher ist beim Ministerium erst eine Bewerbung eingegangen. Aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf hätten aber beispielsweise schon 10 Schulträger angekündigt, sich zu bewerben, so Gebauer. Man gehe davon aus, dass sich viele Träger noch in der Vorarbeit für die Bewerbungen befänden. «Nutzen sie die Chance, an diesem innovativen Schulversuch teilzunehmen», appellierte die FDP-Politikerin. Sechs Jahre lang werde der Versuch laut Ministerium an den ausgewählten Einrichtungen durchgeführt. Immer wieder soll in diesem Zeitraum und danach geprüft werden, welche Konzepte erfolgreich und auf andere Schulen übertragbar seien.

400 zusätzliche Lehrerstellen

Für ihre Aufgabe erhalten die Schulen nach Angaben des Ministeriums rund 400 zusätzliche Lehrerstellen. Die Kosten dafür sollen bei etwas mehr als 20 Millionen Euro jährlich liegen. Gebauer räumte ein, dass es mit Blick auf den Lehrermangel in NRW eine große Herausforderung sein werde, die Stellen zu besetzen.

Am Donnerstag wurde die Expertenjury zur Auswahl der Schulen vorgestellt, in der unter dem Vorsitz des Professors Ewald Terhart zahlreiche Wissenschaftler, der Fernsehkoch Björn Freitag, ein pensionierter Lehrer und eine Schülerin sitzen. Die Jury wird die Bewerbungen der Schulen auswerten und die Auswahl für die ersten 35 Schulen bis Februar 2019 treffen. Auch Daten über die Zusammensetzung der Schülerschaft und das Schulumfeld werden in die Entscheidung einfließen. dpa

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