Rekord: So viele Studenten wie noch nie an Hochschulen eingeschrieben

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WIESBADEN. Ein neues Wintersemester, ein neuer Rekord der Studentenzahlen: An den deutschen Hochschulen drängt sich der akademische Nachwuchs. Hochschulen verlangen finanzielle Planungssicherheit.

Der Andrang an den Hochschulen ist groß. Foto:
Universität Salzburg (PR) / flickr / CC BY 2.0

Im Wintersemester 2018/2019 sind so viele Studenten an deutschen Hochschulen eingeschrieben wie noch nie zuvor. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit und bezieht sich auf erste vorläufige Ergebnisse. Demnach waren 2.867.500 Studenten im laufenden Semester immatrikuliert – das sind 0,8 Prozent oder 22.600 mehr als im Wintersemester davor. Die Zahl der Studienanfänger sank hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent auf 508.800. Die Zahl bezieht sich auf Anfänger, die im Sommersemester 2018 oder im Wintersemester 2018/19 erstmals ein Studium an einer deutschen Hochschule begonnen haben.

Angesichts der seit Jahren steigenden Studentenzahlen bezeichnete Peter-André Alt, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, die Konzeption des Hochschulpaktes als zeitlich begrenztes Sonderlastprogramm als «endgültig überholt». «Wer ein nachfragegerechtes Lehrangebot will, muss den Hochschulen Sicherheit für ihre Planungen geben», betonte er am Dienstag in Berlin. Nötig seien auch ein besseres Zahlenverhältnis zwischen Hochschullehrern und Studenten, sagte er mit Blick auf überfüllte Vorlesungen und Seminare. «Nur so können Lehrende verstärkt auf Studierende eingehen, die heute mit sehr unterschiedlichen biografischen Hintergründen an die Hochschulen kommen.»

Das Institut der Deutschen Wirtschaft hielt es allerdings für fraglich, ob der Andrang auf die Hochschulen dauerhaft anhalte und verwies auf die sinkenden Zahlen von Studienanfängern. Bedenklich sei vor allem der Rückgang in Fächern, in denen Fachkräfte fehlen. So seien im Fach Maschinenbau und Verfahrenstechnik mehr als 6200 Studenten weniger eingeschrieben als noch vor drei Jahren. Bei den Informatikern gebe es zwar einen schwachen Zuwachs, doch etwa 45 Prozent der Uni-Studenten und 41 Prozent der FH-Studenten im Fach Informatik seien Studienabbrecher.

Nicole Gohlke, hochschul- und wissenschaftspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, forderte angesichts studentischer Wohnungsnot ein Sofortprogramm im Umfang von 1,5 Milliarden Euro zu Errichtung und Erhalt von 50.000 Wohnheimplätzen. «Die soziale Infrastruktur der Hochschulen wird zu einem immer wichtigeren Faktor, damit Studierende sich frei von Sorgen ihrem Studium widmen können», sagte sie.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind etwas weniger als zwei Drittel der Studenten an Universitäten einschließlich Pädagogischen und Theologischen Hochschulen eingeschrieben. Fachhochschulen ohne Verwaltungsfachhochschulen zählen gut ein Drittel der Studenten. An Verwaltungsfachhochschulen lernen 1,7 Prozent, an Kunsthochschulen 1,3 Prozent der Studenten.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schrieben sich 1,6 Prozent weniger Erstsemester an den Universitäten ein. Bei den Kunsthochschulen lag der Rückgang bei 2,5 Prozent und an den Fachhochschulen bei 0,2 Prozent. An den Verwaltungsfachhochschulen hingegen gab es einen Zuwachs von 8,3 Prozent. dpa

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xxx
5 Jahre zuvor

„Nur so können Lehrende verstärkt auf Studierende eingehen, die heute mit sehr unterschiedlichen biografischen Hintergründen an die Hochschulen kommen.“

Mit anderen Worten sind viele Studierende ungeeignet für den Studiengang. Die Schulen könnten das ändern, wenn die KMK das zuließe. Solange aber die Qualität des Schulsystems mit der Anzahl Abiturienten und schulischer Aufstiege (Kind hat höheren Abschluss als die Eltern) gemessen wird, wird sich das zumindest nicht weiter verbessern. Das wurde ohnehin nur durch Wegfall der verbindlichen Schulformempfehlung und Reduktion der Anforderungen erreicht.