#FridaysForFuture: Die Schüler-Bewegung wächst – und will weiter „streiken“

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BERLIN. Von Aachen über Berlin und München bis Wuppertal – in 38 deutschen Städten haben Tausende Schüler heute wieder für mehr Klimaschutz demonstriert, etliche davon während der Unterrichtszeit. Und das wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Die Protestbewegung will ihren „Schulstreik“ auch in den kommenden Monaten weiterführen, wie eine Sprecherin der Initiative #Fridays for Future in Mainz erklärte. «Die Zukunftsfragen sind so dringlich, dass wir nicht zur Normalität übergehen können», sagte Theresa. Die Schulministerin von Nordrhein-Westfalen, Yvonne Gebauer (FDP) will das allerdings nicht durchgehen lassen.

Schüler demonstrierten am 25. Januar vor dem Bundeskanzleramt. Foto: Jörg Farys / Fridays for Future / flickr (CC BY 2.0)

«Der Kampf für unsere Zukunft ist noch nicht vorbei», hieß es in dem Aufruf zur zweiten Mainzer Demo der Protestbewegung am Freitag. «Der Kohleausstieg 2038 ist nicht akzeptabel.» Dies komme zu spät, um die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad begrenzen und den Planeten Erde bewahren zu können. «Deshalb werden wir nicht stumm bleiben und wieder für unsere Zukunft streiken.»

Heute sei das Eintreten für Klimaschutz wichtiger als der Englisch-Unterricht, sagte die 13-jährige Hannah. «Wenn die Erde keine Zukunft hat, gibt‘s auch kein Englisch mehr.» Aus Worms kam die 17-jährige Leticia, mit einem selbstgestalteten Plakat, mit dem sie auf das gefährdete Überleben von Eisbären in der Arktis aufmerksam machen will. «Ich finde es schlimm, wenn Tiere unter unseren Fehlern leiden müssen», sagte die Schülerin.

AfD spricht von „Schulschwänzen“

Während die Grünen die neue Protestbewegung begrüßten, werden die Aktionen von der AfD scharf kritisiert. Am kommenden Dienstag hat die AfD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag einen Antrag gestellt, in dem die Landesregierung nach Strafen für das «Schulschwänzen» gefragt wird.

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Ein Sprecher des Bildungsministeriums in Mainz nannte das Engagement der jungen Menschen «absolut begrüßenswert». Da es sich jedoch nicht um eine schulische Veranstaltung handele, könnten Schüler nicht beurlaubt werden. Viele Lehrer reagierten positiv auf ihre Aktion, sagte Sprecherin Theresa. Allerdings hätten einige Schüler auch berichtet, dass es von Schulleitungen Druck gegeben habe, sich nicht weiter zu beteiligen. «Wir sind vor allem eine Schülerbewegung, begrüßen es aber, wenn andere junge Menschen auf den Zug aufspringen.»

Und das tun offenbar immer mehr. Die Zahl der Teilnehmer wächst mit jeder Veranstaltung, hieß es zum Beispiel in Hessen. In Darmstadt war die Polizei von dem Andrang überrascht. Es seien lediglich 500 Teilnehmer angemeldet gewesen, sagte eine Sprecherin. Gekommen seien dann 2000. Die Beamten hätten eine Rundfunk-Warnmeldung für den Innenstadtbereich herausgeben müssen. Alles sei friedlich geblieben.

„Grundsätzlich unzulässig“

Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will allerdings nicht hinnehmen, dass Schüler wegen der Protestaktionden Unterricht schwänzen. In einem Brief an alle Schulleiter in Nordrhein-Westfalen bekräftigte sie, die Schulpflicht sei durchzusetzen. Die Teilnahme an einem Schülerstreik sei während der Unterrichtszeit «grundsätzlich unzulässig». Unentschuldigtes Fehlen lediglich auf dem Zeugnis zu dokumentieren, komme «bei wiederholten und absichtsvollen Schulpflichtverletzungen» nicht in Betracht, unterstrich Gebauer. Zwar könnten außerschulische Veranstaltungen auf Antrag erlaubt werden; für Streiks während des Unterrichts gelte das jedoch nicht.

Die Grünen sprachen von einem «Dokument der Hilflosigkeit». Dass die schwarz-gelbe Landesregierung Eltern und Schulen Strafen androhe, lege «den Verdacht nahe, dass politisch unliebsamer Protest abgewürgt werden soll», kritisierte Landeschefin Mona Neubaur. «Das junge Menschen sich politisch engagieren, ist ein gutes Signal an unsere Gesellschaft.» Gebauer hielt dagegen, das grundgesetzliche Recht, an Protestzügen oder Mahnwachen teilzunehmen, finde für Schüler Schranken in der Erfüllung der Schulpflicht. News4teachers / mit Material der dpa

GEW fordert: Fürs Klima “streikende” Schüler nicht mit Schulstrafen belegen

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1 Kommentar
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Tim Carlo
5 Jahre zuvor

es gibt jetzt einen sehr guten Solidaritäts-Aufruf, dem sich Lehrer*innen anschließen können, um Fridays for Future zu unterstützen: https://act.350.org/sign/lehrerinnen-fridays-for-future/

Vielleicht könnt ihr ja auch über euere Kanäle etwas Werbung dafür machen…

Es ist wirklich schön zu sehen: sowohl kritische Eltern als auch engagierte Lehrer*innen organisieren sich, um die Streikenden zu unterstützen: https://gofossilfree.org/de/lehrerinnen-fuers-klima/