Krankenkasse: Scheidungskinder leiden besonders unter Stress

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HANNOVER. Konzentrationsschwäche, Kopfweh, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Erschöpfung: Immer mehr Kinder leiden unter Stressymptomen. Kinder getrennt lebender Eltern stehen dabei noch deutlich stärker unter Druck als der Nachwuchs intakter Familien.

Stress, Leistungsdruck durch Schule, Eltern und eine dauerbeschleunigte Gesellschaft, digitale Reizüberflutung, Mobbing in sozialen Netzwerken und Versagensängste – immer mehr Kinder und Jugendliche fühlten sich dadurch so stark unter Druck, dass sie davon krank werden. Als „alarmierend“ hatte die KKH Kaufmännische Krankenkasse die Ergebnisse einer Datenauswertung bezeichnet. Hochgerechnet litten demnach 1,1, Milliionen Kinder in Deutschland an psychischen Erkrankungen. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte im Auftrag der Krankenkasse 1003 Eltern von Sechs- bis 18-Jährigen befragt.

Eltern von Kindern aus Scheidugsfamilien berichteten weitaus häufiger von stressbedingten Kopfschmerzen ihrer Kinder, als Eltern, die noch zusammen lebten. Foto: Counselling / Pixabay (CC0 1.0)
Eltern von Kindern aus Scheidugsfamilien berichteten weitaus häufiger von stressbedingten Kopfschmerzen ihrer Kinder, als Eltern, die noch zusammen lebten. Foto: Counselling / Pixabay (CC0 1.0)

Besonders betroffen sind Trennungskinder, wie differenzierte Zahlen zeigen. Noch deutlich mehr von ihnen als ihre Altersgenossen ohne Trennungserfahrung litten unter körperlichen Beschwerden ohne organische Ursache.

So klagten etwa 26 Prozent der Sechs- bis 18-jährigen Kinder getrennt lebender Eltern sehr häufig beziehungsweise häufig über stressbedingte Müdigkeit und Erschöpfung. Bei Schülern aus intakten Familien waren es dagegen nur 17 Prozent. Ähnlich verhielt es sich bei stressbedingten Kopfschmerzen (21 zu 13 Prozent) sowie Bauch- oder Magenschmerzen (21 zu zwölf Prozent). Unter Appetitlosigkeit leiden doppelt so viele Scheidungskinder (zehn Prozent) wie Kinder zusammenlebender Partner (fünf Prozent).

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Krankenkasse schlägt Alarm: Zahl psychisch kranker Kinder und Jugendlicher steigt rasant

„Trennungen belasten Kinder. Das kann auch zu körperlichen Symptomen wie Übelkeit und Schlaflosigkeit führen“, fasst KKH-Psychologin Franziska Klemm zusammen. „Kommen Leistungsdruck in der Schule oder gar Mobbing hinzu, stehen diese Kinder noch mehr unter Stress.“ Das zeigten auch die Umfrage-Ergebnisse: Konkurrenz- bzw. Leistungsdruck in der Schule setzt Trennungskindern deutlich mehr zu als anderen Kindern und Jugendlichen (35 zu 25 Prozent). Auch Streit mit Freunden und Mobbing sowie Druck durch Medien, Idole und Influencer belasten den Nachwuchs getrennt lebender Eltern mehr (19 zu 14 Prozent).

„Gerade in solchen Situationen ist es für Kinder und Jugendliche wichtig, in der Familie Zuwendung und Sicherheit zu finden. Wenn Eltern allerdings durch eine Trennung selbst belastet sind, fällt ihnen dies jedoch verständlicherweise schwerer“, erläutert Klemm. So kommen für Scheidungskinder viele Faktoren zusammen, die deren Widerstandsfähigkeit schwächen. „Eltern sollten nicht darauf hoffen, dass ihre Kinder eine Trennung einfach hinnehmen“, betont Franziska Klemm. Trauer, Angst, Wut und auch Schuldgefühle seien normale Reaktionen.

Wenn Kinder unter Dauerstress geraten oder eine belastende Situation wie eine Trennung miterleben, sollten Erwachsene auf Warnsignale achten, rät die Psychologin. Dazu zählten etwa die nachlassende Motivation, zur Schule zu gehen, Freunde zu treffen oder auch die Fähigkeit, unbeschwert Spaß zu haben. Auch schlechter Schlaf sowie ein ungewohnt impulsives Verhalten könnten Anzeichen sein. „Wichtig ist, ein offenes Ohr für Kinder und Jugendliche zu haben und sie dabei zu unterstützen, Gefühle zuzulassen und diese auch zu formulieren“, sagt Klemm. (zab, pm)

• KKH-Magazin zur Umfrage

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