Nazi-Mitläufer: Komponist Egk soll als Namenspatron einer Schule verschwinden

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AUGSBURG. Ist ein Nazi-Mitläufer als Namenspatron für eine Grundschule geeignet? Darüber wird seit Wochen in Augsburg heftig diskutiert. Nun bezieht erstmals ein Verantwortlicher der Stadt deutlich Stellung.

Bühnenbildentwurf von Helmut Jürgens für „Die Zaubergeige“ von W. Egk, Aufführung München 1954. Abbildung: UweJuergens /Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

In Augsburg wird seit Wochen intensiv über die Umbenennung einer nach dem Komponisten Werner Egk benannten Grundschule gestritten. Egk (1901-1983) wird Mitläufertum während der Nazizeit vorgeworfen. Nun hat sich Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel deutlich für eine Umbenennung der Schule ausgesprochen. Es habe während der Diktatur nicht wenige Künstler gegeben, die sich anders als Egk «dem Regime verweigert haben, eben nicht mit dem Strom schwammen», sagte Weitzel der «Augsburger Allgemeinen» (Donnerstag). Egk könne «keine unzweifelhafte Vorbildfunktion für eine Grundschule übernehmen».

Der Komponist wurde im schwäbischen Donauwörth geboren und war ein Schüler von Carl Orff. 1936 wurde er Kapellmeister an der Berliner Staatsoper, zwei Jahre später erschien seine Oper «Peer Gynt» (1938), die Adolf Hitler gefallen haben soll. Auch für die von den Nazis zu Propagandazwecken missbrauchte Olympischen Spiele 1936 lieferte er Musik.

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In Augsburg hatte die städtische Kommission für Erinnerungskultur die Umbenennung empfohlen. Weitzel, der dem Gremium angehört, begründete dies damit, dass Egk «sich nach dem Krieg nicht in angemessener Weise selbstkritisch mit seiner Rolle und seinem Handeln in der Zeit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt» habe. Auch die Werner-Egk-Grundschule selbst strebt eine Umbenennung in «Grundschule Augsburg Oberhausen Mitte», benannt nach dem Stadtteil, an. Nun muss der Stadtrat entscheiden.

Die Befürworter Egks verweisen in der Diskussion um seine Rolle bis 1945 auf seine Verdienste als Komponist und darauf, dass auch andere Künstler damals im NS-Staat Mitläufer gewesen seien. Dessen Geburtsstadt Donauwörth hat immer wieder darauf hingewiesen, dass sie keine Veranlassung sehe, sich von ihrem prominenten Sohn zu distanzieren. Auch in München und weiteren Orten gibt es nach Egk benannte Straßen.

Ähnliche Diskussionen um Umbenennungen gibt es in vielen Städten immer wieder wegen Straßennamen. Zahlreiche Straßen, die an Menschen erinnerten, die in der Nazizeit eine fragwürdige Rolle spielten, wurden schon umbenannt. dpa

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