Glücksseminare für Lehrer: „Glück heißt für mich, zu erkennen, wofür ich geboren wurde“

0

HEIDELBEG. Glück kann man lernen – dieser Überzeugung ist der Pädagoge Ernst Fritz-Schubert. Und das von Kindesbeinen an. Dafür müssen aber erstmal glückliche Lehrer her.

„Glück heißt für mich, zu erkennen, wofür ich geboren wurde.“ Foto: Shutterstock

Kinder und Jugendliche müssen nach Ansicht Schuberts in der Schule mehr lernen als den üblichen Fächerkanon. Der ehemalige Rektor einer beruflichen Schule in Heidelberg gilt Wegbereiter des Faches Glück in Deutschland. Seit 2009 gibt er Glücksseminare für Lehrer. «Glück kann man lernen», ist der 70-Jährige überzeugt. Drei Fragen an Ernst Fritz-Schubert:

Gibt es einen einheitlichen Glücksbegriff?

Fritz-Schubert: Nein. Der Glücksbegriff ist je nach gesellschaftlichem oder religiösem Hintergrund unterschiedlich geprägt. Im Buddhismus gilt die Bedürfnislosigkeit als erstrebenswert, in westlichen Gesellschaften steht das Individuum mit seinen zahlreichen materiellen Bedürfnissen im Mittelpunkt. In afrikanischen Ländern etwa ist die Geborgenheit in der Dorfgemeinschaft das höchste Gut.

Anzeige

Was ist für Sie Glück?

Fritz-Schubert: Glück heißt für mich, zu erkennen, wofür ich geboren wurde, meine Stärken und Talente, die ich als Geschenk mitbekommen habe, zu fördern und in die Welt hinaus zu tragen, um einen Platz in ihr zu finden. Glück ist weit mehr als ein emotionales Hochgefühl etwa nach dem Sieg in einem Wettkampf, sondern längerfristige Zufriedenheit. Dabei sind negative Emotionen nicht ausgeschlossen, sondern sogar wichtig. Wir können die Glücksmomente nur genießen, wenn es auch Tiefpunkte gibt, sonst wäre Glück ein langweiliges Gefühl.

Macht Reichtum glücklich?

Fritz-Schubert: Das kann, muss aber nicht sein. Es hängt erstens von der Höhe ab, denn Reichtum birgt auch die Gefahr negativer Gefühle wie Verlustangst, Neid, Geiz oder Verschwendungssucht. Zweitens hängt es davon ab, ob der Erwerb und die Ausgaben im Einklang mit meinen Werten stehen. Ein großer Fehler ist, sich und sein Glück über den Reichtum zu definieren. Auch ein armer Mensch kann glücklich sein, selbst wenn die objektiven Lebensbedingungen scheinbar nicht günstig sind, er aber subjektiv zufrieden ist. Interview: Julia Giertz, dpa

“Schüler brauchen mehr Orientierung”: Wie ein Schulleiter a. D. Lehrern beibringt, “Glück” als Fach zu unterrichten

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments