Zahnärzteverband: Mangelnde Mundhygiene kostet jährlich 50 Milionen Schulstunden

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GENF. Auf einen wenig beachteten Zusammenhang hat jetzt die World Dental Federation (FDI), weltweiter Verband der Zahnärzte hingewiesen: Schlechte Mundhygiene führe dazu, dass jedes Jahr mehr als 50 Millionen Schulstunden verpasst werden.

Eine gute Mundgesundheit ist nach Ansicht des Verbands für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden eines Kindes unerlässlich. Mundprobleme könnten auch das Selbstbewusstsein eines Kindes, seine sozialen Fähigkeiten sowie sein Erfolgspotenzial im späteren Leben beeinträchtigen.

Richtiges Zähneputzen sollte Kindern frühzeitig zur Gewohnheit werden. Foto: Jenny Friedrichs (colluser) / Pixabay (CC0 1.0)
Richtiges Zähneputzen sollte Kindern frühzeitig zur Gewohnheit werden. Foto: Jenny Friedrichs (colluser) / Pixabay (CC0 1.0)

Zum alljährlichen weltweiten Mundhygienetag (World Oral Health Day, WOHD) am 20. März veröffentlichte FDI die Ergebnisse einer Umfrage aus 13 Ländern. Wissenschaftler hatten im Auftrag des Verbands insgesamt 16.477 Eltern mit Kindern im Alter von 5 bis 16 Jahren online befragt, ob und wie die Schulen ihre Kinder über gute Mundpflege unterrichten. Für Australien, Brasilien, Deutschland, Großbritannien, die USA, Mexiko, Polen, Algerien, China, Indien, Indonesien, Marokko und Saudi-Arabien seien die Zahlen repräsentativ, so der Verband

Auf die Frage, ob die Schule ihres Kindes Unterricht über die Bedeutung einer guten Mundpflege durchgeführt habe, antworteten 69 Prozent der befragten Eltern aus Deutschland, dies sei der Fall. Damit belegen die deutschen Schulen – oder die deutschen Eltern – bei der Förderung einer guten Mundgesundheit nur den zehnten Platz von 13 befragten Ländern, weit hinter Spitzenreiter Mexiko (93 Prozent) aber ebenso weit vor Schlusslicht Großbritannien (29 Prozent).

Wie oft die Schule ihres Kindes Unterricht über gute Mundpflege gegeben habe, darauf konnte knapp ein Fünftel (19 Prozent) der deutschen Eltern keine Antwort geben. Damit zeigten sich die Eltern aus Deutschland wesentlich besser aufgeklärt, als diejenigen aus Großbritannien wo nur etwas mehr als die Hälfte der Eltern (51 Prozent) angeben konnten wie oft ihre Kinder in der Schule hinsichtlich der Mundhygiene unterwiesen worden waren. Hinter sich lassen konnten die deutschen Schulen nach Elternangaben noch diejenigen aus den USA, wo 35 Prozent nicht auf dem Laufenden Waren und aus Australien (32 Prozent). Spitzenreiter war wiederum Mexiko, wo fast alle Eltern die Frage zu beantworten wussten.

Angesichts der Ergebnisse sieht FDI-Präsidentin Kathryn Kell große Aufgaben: „Die Umfrageergebnisse zeigen, dass nicht alle Eltern wissen, ob ihre Kinder in der Schule Unterricht über Mundgesundheit erhalten. Wir müssen diese Wissenslücke schließen, da Mundkrankheiten weltweit die häufigste Krankheitsform darstellen und 3,58 Milliarden Menschen betreffen; das entspricht der Hälfte der Weltbevölkerung. Darüber hinaus leiden 486 Millionen Kinder an Karies der Milchzähne, was bei Kleinkindern zu vorzeitigem Zahnverlust, Schmerzen, Schlafstörungen, Essschwierigkeiten und anderen gesundheitlichen Problemen führen kann.“ Sie betonte, dass „Schulen ermutigt werden müssen, Kinder in guter Mundpflege zu unterrichten“.

In allen Ländern sehen auch die Eltern die Schulen in der Pflicht. 71 Prozent äußerten die Meinung, dass Schulen die Kinder in guter Mundpflege unterrichten sollten. Nur 51 Prozent erkannten explizit an, dass Eltern eine wichtige Rolle bei der Aufklärung über die Mundgesundheit spielen.

Der Vorsitzende des WOHD-Task-Teams, Edoardo Cavalle, erklärte: „Gewohnheiten, die eine gute Mundgesundheit gewährleisten, bilden sich frühzeitig heran. Wir müssen unsere Kinder ermutigen, zweimal täglich mit einer Fluorid-Zahnpasta die Zähne zu putzen, und ihnen dabei helfen, Lebensmittel und Getränke mit hohem Zuckergehalt zu meiden. Wir müssen auch regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen als eine Priorität betrachten. Millionen von Schultagen werden jedes Jahr aufgrund schlechter Mundgesundheit verpasst, was die Leistungsfähigkeit eines Kindes in der Schule ernsthaft beeinträchtigt. Gemeinsam müssen Eltern und Lehrer eine Schlüsselrolle dabei spielen, Kinder über die Wichtigkeit der Erhaltung eines gesunden Mundes und gesunder Zähne zu unterrichten. Das wird dazu beitragen, die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden der zukünftigen Generationen zu sichern.“ (zab, ots)

• FDI-Factsheet zur Mundegesundheit (engl.)

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