MÖNCHENGLADBACH. Muss erst eine Katastrophe passieren, bis ein reiches Land wie Deutschland seine Schulen baulich nicht länger verkommen lässt? Heute war es fast soweit – in Mönchengladbach stürzte gegen 13 Uhr, also kurz nach Schulschluss, die Decke eines Klassenraums in einer Grundschule ein. Noch kurz zuvor waren Erstklässler in dem betroffenen Raum unterrichtet worden. Erst vor drei Wochen hatte die GEW-Vorsitzende Marlies Tepe Alarm geschlagen: “Der Sanierungsstau ist riesig”, warnte sie.
Die Gründe für den Einsturz sind bislang unbekannt, heißt es seitens der Stadt. Der bauliche Zustand der Schule könnte allerdings eine Rolle gespielt haben: Betroffen ist der Altbau der Schule, wie die “Rheinische Post” berichtet. Dort seien insgesamt zwei Klassenräume für erste Klassen untergebracht, vier Aufenthaltsräume für sonstige Nutzungen, drei Büros und das Lehrerzimmer. Niemand sei verletzt worden, da die Schulkinder und die sie unterrichtende Lehrkraft nicht mehr im Raum gewesen seien, teilte die Verwaltung mit.
Das Bauordnungsamt hat “vorsorglich” das gesamte Gebäude vorerst gesperrt, hieß es. Die Schulkinder seien zunächst bis zum Wochenende vom Unterricht freigestellt worden. Freude haben sie daran nicht: Schulpsychologen wurden alarmiert; sie stehen für Gespräche mit Kindern und ihren Eltern zur Verfügung. “Einsturzgefährdete Schulen setzen unsere Kinder und auch unsere Lehrkräfte einer Gefahr für Leib und Leben aus. Ganz generell muss sich Politik darüber Gedanken machen, ob es generationengerecht ist, dass Kinder und Jugendliche oft in unansehnlichen und maroden Schulen unterrichtet werden“, so hatte die GEW im vergangenen Jahr gefordert, nachdem gleich zwei Schulen in Hessen aufgrund von massiven Baumängeln geschlossen werden mussten.
Fokus auf marode Schulen und Kindergärten
Erst unlängst richtete die GEW-Vorsitzende Tepe den Fokus auf die maroden Bildungseinrichtungen. „Wir wollen es nicht weiter zulassen, dass in den Klassenzimmern der Schimmel die Wände hochkriecht und die Schultoiletten verstopft sind”, erklärte sie. Der Investitionsstau an Schulen sei auf „unvorstellbare 47,7 Milliarden Euro“ angewachsen, in den Kitas auf 7,6 Milliarden und bei den Hochschulen auf annähernd 50 Milliarden. „Mit den 3,5 Milliarden Euro, die die Bundesregierung in den nächsten drei Jahren für die Sanierung der Schulen ausgeben will, kommen wir da nicht weit. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein!“, hob die GEW-Vorsitzende hervor.
Es scheint, als gebe ihr das Geschehen in Mönchengladbach recht. News4teachers
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert (wo er mit der kommentierenden Frage eingeleitet wurde: “Was muss eigentlich passieren, damit ein reiches Land wie Deutschland seine Schulen nicht länger verkommen lässt?”)
GEW-Chefin Tepe zum 1. Mai: Vermögenssteuer einführen – für bessere Bildung
Irgendjemand von der Stadt hat da seine Hausaufgaben nicht gemacht und hat viel Glück, dass niemand verletzt wurde. Das einzig positive an dem Vorfall ist, dass diese Grundschule jetzt so schnell wie möglich generalsaniert wird auf einen Stand, der bei normaler Sanierung nach Haushaltslage illusorisch wäre.
So lange es solche Vorfälle gibt, ist es für diese Schulen ein Hohn, dass ein millardenschwerer Digitalpakt geschnürt wurde.
Wo bleibt denn der ganze Wohlstand, der uns die EU und der Welthandel bringen soll?