Sozialarbeit auf der Straße: Streetworker fordern mehr Stellen

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DUDERSTADT. Wenn Jugendliche auf der Straße rumhängen, weil sie Probleme haben, können Streetworker helfen. Doch nicht überall gibt es Straßensozialarbeiter. Aus Sicht der Interessenvertretung der Streetworker gibt es landesweit zu wenig Stellen.

Sie sind vor allem abends und nachts unterwegs. Sie suchen Jugendliche an deren Treffpunkten auf, suchen Kontakt, fragen wie es läuft. Sie versuchen zu helfen, egal ob es um Drogenprobleme geht, Stress in der Schule oder Zoff in der Familie: Streetworker in der aufsuchenden Jugendarbeit.

Nach einer Schätzung der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Streetwork gibt es in ganz Niedersachsen etwa 120 Stellen für Straßensozialarbeit mit Jugendlichen. Der tatsächliche Bedarf sei um ein Vielfaches höher, sagte LAG-Sprecher Philipp Rösener. «Jede Kommune ab 10 000 Einwohner sollte mindestens zwei Streetworker haben.» Vielerorts gebe es aber überhaupt keine hauptamtlichen Kräfte, die sich um Jugendliche auf der Straße kümmerten, so Rösener nach einem bundesweiten Streetworker-Treffen im südniedersächsischen Duderstadt. Themen dort waren das Armutsrisiko junger Menschen, Gewaltprävention in Gruppen und der Umgang mit Rechtsextremismus.

Streetworker erreichen Jugendliche auch da, wo viele Angebote nicht ankommen. Foto: aranha / Pixabay

Wie viele Streetworker auf Niedersachsens Straßen unterwegs sind, sei unbekannt, sagte der Sprecher Städte- und Gemeindebundes (NSTG), Thorsten Bullerdiek. Sicher sei dagegen: «Streetworker leisten eine wichtige Arbeit und können in vielen Fällen Kindern und Jugendlichen helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben.» Allerdings seien die kommunalen Mittel begrenzt, sagte Bullerdiek. Deshalb müsse das Land Niedersachsen den Kommunen mehr finanziellen Spielraum für die Wahrnehmung solcher freiwilliger Aufgaben geben.

Die aufsuchende Jugendarbeit mit sogenannten Streetworker gehöre zu den Selbstverwaltungsangelegenheiten der Kommunen, sagte die Sprecherin des Sozialministeriums, Stefanie Geisler. «Das Land hat hierauf keinen Einfluss.» Niedersachsen fördere allerdings mit jährlich 11,7 Millionen Euro sogenannte Pro-Aktiv-Center. Auch diese Einrichtungen leisteten aufsuchende Jugendsozialarbeit.

LAG-Sprecher Rösener sieht Streetwork mit Jugendlichen als ein Nischenangebot. Besserung sei nicht in Sicht. Im Gegenteil: «Wenn der Rotstift angesetzt werden muss – egal ob bei freien oder kommunalen Trägern – werden gerne Stellen für Streetworker gestrichen», sagte Rösener.

Dabei gibt es nach Einschätzung der Streetworker-LAG einen wachsenden Bedarf an aufsuchender Jugendarbeit. Denn die Zahl der Jugendlichen, die ihre Freizeit auf Straßen und Plätzen verbrächten, wachse ständig. Viele davon hätten einen großen Bedarf an Beratung und Unterstützung, sagte Rösener. Dabei gehe es um Drogenprobleme oder Schule schwänzen, aber auch um Gewalt, Liebeskummer oder Probleme in der Clique.

«Wir sind dann vielfach das erste offene Ohr für diese Jugendlichen», sagte Rösener. «Bei uns können sie sich frei und entspannt äußern. Denn wir wollen nichts von ihnen.» Bei Eltern oder Lehrkräften sei dies anders. «Wir bieten ihnen unser Ohr, Rat und Unterstützung an. Das haben viele Jugendliche sonst nicht.» Die sozialen Medien seien kein gleichwertiger Ersatz für Gespräche mit zugewandten Erwachsenen. Stattdessen brächten sie vielfach zusätzliche Probleme mit sich, wie etwa Mobbing.

Vom gesellschaftlichen Nutzen der Straßensozialarbeit mit Jugendlichen ist der LAG-Sprecher überzeugt: «Wir sind an vorderster Front, was Jugendprobleme angeht. Und wir wissen am ehesten, welche Probleme Jugendliche haben.» Die Arbeit könne dazu beitragen, dass betroffene Jugendliche stabilere Mitglieder der Gesellschaft werden. (dpa)

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