Flexibler Einschulungstermin bringt Kita-Planer in Bedrängnis

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BRAUNSCHWEIG. Wenn die Schulzeit näher rückt, stellt sich für manche Eltern die Frage, ob ihr Kind schon soweit ist. Durch eine Flexibilisierung des Stichtages können Eltern die Einschulung verzögern. Kita-Planer kommen dann aber ins Rotieren.

Vor dem Sprung: Kita-Kinder vor der Einschulung.
Wie viele Plätze müssen die Kitas denn vorhalten? Foto: Woodleywonderworks / Flickr (CC BY 2.0)

Kurz vor den Sommerferien schlagen Kita-Planer in vielen Kommunen Niedersachsens Alarm. Seit vergangenem Jahr können Eltern flexibel über die Einschulung ihrer Kinder entscheiden und sie auch länger im Kindergarten lassen. Das habe gravierende Folgen für die Bedarfsplaner, klagte die Stadt Oldenburg kürzlich. Sie geht nach einer Abfrage in Kindergärten davon aus, dass bei ohnehin gestiegenem Bedarf 150 Kinder zusätzlich versorgt werden müssen. Eine Umfrage bei mehreren Kommunen bestätigt diesen Eindruck. «Wir sind an der Grenze dessen, was möglich und leistbar ist», hieß es etwa aus Braunschweig.

Der Niedersächsische Landtag hatte im Februar 2018 mit einem neuen Schulgesetz beschlossen, den Einschulungsstichtag zu flexibilisieren. Eltern, deren Kinder zwischen 1. Juli und 30. September sechs Jahre alt werden, können seitdem die Einschulung um ein Jahr verschieben. Eine einfache schriftliche Erklärung bei der Schule reicht dafür aus. Das Land hatte damit gerechnet, dass rund 20 Prozent der Eltern von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. In Oldenburg seien es tatsächlich mehr als doppelt so viele, hieß es in einer Mitteilung der Stadt.

Auch die Braunschweiger Sozialdezernentin Christine Arbogast nennt die Flexibilisierung als einen Grund für Engpässe bei den Betreuungsangeboten. Im ersten Jahr sei die Möglichkeit für 110 Kinder wahrgenommen geworden, was fünf zusätzlichen Kindergartengruppen entspreche. «Dies bedeutet auch eine erhebliche Belastung des städtischen Haushalts», sagte Arbogast. Aus ihrer Sicht wird die Stadt beim Ausbau der Kinderbetreuung von Bund und Land nach wie vor nicht in dem Maße unterstützt, wie es notwendig und angemessen wäre.

20 Prozent der Eltern schieben die Einschulung auf

Der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund kritisiert, dass die die Entscheidungsfreiheit für Eltern zu erheblichen Unsicherheiten bei der Planung und leider auch höheren Kosten führe. «Wir hoffen sehr darauf, dass das Land für seine Entscheidung einsteht und die anfallenden Mehrkosten übernimmt», sagte der Sprecher des Bundes, Thorsten Bullerdiek.

In Wolfsburg nutzen nach Angaben der Stadt zwar die einkalkulierten 20 Prozent die Möglichkeit, die Einschulung aufzuschieben. Die Eltern müssten aber verstärkt und noch frühzeitiger aufgeklärt werden. Auch auch bei ihnen herrsche durch die Gesetzesänderung große Unsicherheit, sagte eine Stadtsprecherin. Das künftige Verhalten der Eltern sei unkalkulierbar, hieß es auch von der Stadt Hildesheim. Das mache eine genaue Planung fast unmöglich. Ähnlich äußerten sich auch Stadtsprecher aus Hannover und Lüneburg.

Für den Landeselternrat ist die Kritik der Kommunen nur schwer nachvollziehbar. Die Anzahl der Kinder in den Kommunen könne für diese keine Überraschung sein, sagte Ratsvorstand Mike Finke. Für ihn handelt es sich um eine überschaubare Fallzahl, die keinen unmöglichen Planungsaufwand bedeutet. Die flexible Regelung wird seiner Meinung nach den Kindern besser gerecht. «Die Entwicklung läuft nun mal nicht bei allen linear», sagte er. dpa

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