Burschenschaftsverband tritt extremistischem Gedankengut entgegen

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JENA. Vor gut 200 Jahren waren die Burschenschaften als Freiheitsbewegung gestartet, doch heutzutage haftet ihnen vielfach ein rechtes Image an. Bis Sonntag treffen sich liberalere Vertreter in Jena und nehmen das Mauerfall-Jubiläum in den Blick.

Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB) hat völkisches Gedankengut, wie es etwa von Vertretern des «Flügels» der AfD vertreten wird, entschieden abgelehnt. «Die ADB begreift sich als Bekenntnisgemeinschaft, nicht als Abstammungsgemeinschaft», erklärte Sprecher Michael Schmidt am Rande ihres Burschentages in Jena. «Jegliche völkische Überhöhung lehnen wir ab.»

Die ADB vertritt 27 Burschenschaften mit rund 4.000 Mitgliedern. Foto: Stefan Kühn / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

Ziel sei es vielmehr, die Werte von Ehre, Freiheit und Vaterland so auszulegen, dass extremistische Ränder keinen Platz hätten. Der Verband forderte, dass die Mitte der Gesellschaft entschieden gegen Extremismus von rechts und links eintreten, sich zugleich aber auch zur Freiheit der Meinungsäußerung «ohne willkürliche Repressalien durch Gruppen und Organisationen aller Art» bekennen müsse.

Die ADB hat sich 2016 als neuer Dachverband von Burschenschaften gegründet. Zuvor hatte es heftige Kritik am Dachverband Deutsche Burschenschaft gegeben, weil dieser aus Sicht von Kritikern nicht konsequent genug gegen rechtsextreme Strömungen vorging. Eine Austrittswelle war die Folge. Die ADB selbst versteht sich als liberaler Verband, der seinen Mitgliedern Angebote zu politischer Bildung unabhängig einer konkreten Partei unterbreitet. Frauen sind von diesen Burschenschaften jedoch ausgeschlossen.

Nach eigenen Angaben vereint der ADB 27 Burschenschaften mit 4000 Mitgliedern an 18 Hochschulstandorten. Davon ist mit der «Arminia auf dem Burgkeller» in Jena nur eine aus den Ost-Bundesländern vertreten.

Dass die Bünde 30 Jahre nach dem Mauerfall in Ostdeutschland noch nicht so stark Fuß gefasst haben wie in den alten Bundesländern hat nach Ansicht des ADB-Vorsitzenden Tobias Sieber geschichtliche und strukturelle Ursachen. «Prinzipiell sind Burschenschaften auf Beständigkeit angelegt, wobei ältere Mitglieder die Jüngeren unterstützen», erklärte er. Nach der Wiedervereinigung hätten in Ostdeutschland die Burschenschaften erst wieder neu Fuß fassen müssen. Zudem seien viele Absolventen dort nach dem Studium wegen besserer Berufschancen in den Westen gegangen.

Zum Burschentag in Jena rückt die ADB bis Sonntag das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall in den Blick. Neben einem Symposium stehen an den vier Tagen auch verschiedene Konvente und ein Ball auf dem Programm. Erwartet werden bis zu 500 Teilnehmer. (dpa)

“Extremistischen Strömungen entgegenstellen”: Liberale Konkurrenz für die Deutsche Burschenschaft

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