Coronavirus: Schulen sagen Klassenfahrten ab – Eltern bleiben auf Kosten sitzen

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MÜNSTER. Immer mehr Schulen in Deutschland sagen wegen des Coronavirus Klassenfahrten und Austausch-Programme ab. So berichtet Antenne Münster über eine Schule in der Stadt, die jetzt eine Skifahrt nach Norditalien gestrichen hat, die nächste Woche Donnerstag starten sollte. Das Problem: Die Eltern bleiben auf den Kosten sitzen – und die Schulleitung fühlt sich von der Bezirksregierung allein gelassen.

Viele Koffer bleiben wohl jetzt zu Hause. Foto: Shutterstock

Das Kultusministerium Baden-Württemberg rät Schulen aktuell von Klassenfahrten ab – weitgehend jedenfalls. „Über die Durchführung von Studien- oder Klassenfahrten ins Ausland sowie über Schüleraustausche ist im konkreten Einzelfall von der Schulleitung im Benehmen mit dem örtlichen Gesundheitsamt zu entscheiden. Das Kultusministerium empfiehlt, im Zweifel von derartigen Aktivitäten bis auf weiteres abzusehen“, so heißt es wörtlich in einem Schreiben an alle Schulen des Landes (News4teachers berichtete).

Schulleiterin: Alleingelassen und frustriert

Das Problem: Zu bezahlen sind die Reisen in der Regel trotzdem – wie die Skifreizeit einer Schule in Münster, die die Schulleitung nach Rücksprache mit der zuständigen Bezirksregierung kurzfristig absagte. Mit Kindern derzeit nach Norditalien zu reisen, wäre unverantwortlich, so habe man ihr bei der Schulbehörde gesagt, berichtet die Schulleiterin im Lokalradio von Antenne Münster. Allerdings liege die Absage in ihrer Verantwortung. Heißt konkret: Sie muss mit dem Ärger der Eltern, die die Reise trotzdem zu zahlen haben, umgehen. Sie fühle sich alleingelassen und frustriert, sagt die Schulleiterin.

Auf der Homepage des Schulministerium Nordrhein-Westfalen liest sich das so: „Die Entscheidung über eine Absage einer Klassenfahrt liegt in der Verantwortung der Schulleitung; sie handelt in Absprache mit den Lehrkräften, die die Klasse begleiten. Wenn die Schulfahrt von der Schule abgesagt wird, ist es ihre Aufgabe, sich im Auftrag des Schulträgers um die Rückerstattung der geleisteten Zahlungen zu kümmern. Soweit das aufgrund des Reisevertragsrechts nicht gelingt, geht der erlittene Schaden zu Lasten der Eltern (oder ihrer Reiserücktrittversicherung).“

Schüleraustausch abgesagt

Henry Tesch, Schulleiter des Gymnasium Carolinum in Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte) und ehemaliger Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern, musste ebenfalls Austausch-Programme mit den Partnerschulen in Italien und Südkorea absagen. Man werde keine Schüler in Regionen fahren lassen, in denen jetzt schon wegen des neuen Coronavirus Schulen geschlossen seien, sagte er – obwohl die derzeitige Rechtslage die Schulen eigentlich zwinge zu fahren, wenn sie keine finanziellen Einbußen erleiden wollten.

Tesch: „Alle Teilnehmer der Programme bereiten die Fahrten langfristig vor und sehen sich jetzt in der Position, ihre Reisen stornieren zu müssen und dennoch auf den Reise- und Stornokosten sitzen zu bleiben.» News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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2 Kommentare
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omg
4 Jahre zuvor

Ist schon auffällig. Bei allen Problemen, die auftreten, heißt es aus den Ministerien immer: Das liegt in der Verantwortung der Schulleitung. Bums.
A) Wer braucht eine Bildungsverwaltung, die selbst dann das Problem nicht erkennt, wenn sie drüber fällt?
b) Warum sind so viele SL-Stellen unbesetzt? Fällt da was auf?

Georg
4 Jahre zuvor
Antwortet  omg

Bei der Umstellung auf Kompetenzorientierung in NRW wurden aus verbindlichen Lehrplänen auch Kernlehrpläne, die die Schulen (laut offizieller Verlautbarung) über schulinterne Lehrpläne an die individuellen Möglichkeiten anpassen konnten. In Wahrheit ist das auch nichts anderes als eine Sparmaßnahme des Dezernates, weil die Lehrkräfte die schulinternen Lehrpläne ja unbezahlt erstellen (mussten).