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Rund 150 Schüler und Lehrer an Covid-19 erkrankt – Hamburger Schulen müssen den Unterricht nun fürs Lüften unterbrechen

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HAMBURG. Derzeit sind in Hamburg 122 Schülerinnen und Schüler sowie 24 Schulbeschäftigten in Hamburg an Covid-19 erkrankt. Schüler von 58 Klassen und 162 Lehrer in der Hansestadt sitzen aktuell in Quarantäne fest. Infektionen innerhalb von Hamburger Schulen hat es auch gegeben: Drei solcher Ausbrüche wurden seit Schuljahresbeginn von den Behörden gezählt. Diese Zahlen präsentierte heute der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD) – befand aber trotzdem:  Insgesamt sei die Schule «im Großen und Ganzen» ein sicherer Ort. Mit der Anweisung, den Unterricht alle 20 Minuten fürs Lüften zu unterbrechen, will Rabe die Zahlen senken.  

o sieht das Konzept der Kultusminister gegen steigende Corona-Zahlen aus: Fenster auf! Foto: Shutterstock

Mit einem strengen Lüftungskonzept will die Hamburger Schulbehörde steigenden Corona-Infektionszahlen entgegenwirken. Nach den Herbstferien müsse an allen Schulen alle 20 Minuten gelüftet werden, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) nach der Senatssitzung am Dienstag. «Das bedeutet, dass die Unterrichtsstunde ein Mal unterbrochen werden muss», um «alles aufzureißen». Der Temperaturunterschied sorge für einen Luftaustausch. Filteranlagen oder CO2-Ampeln seien dann unnötig.

Rabe verwies auf das Expertengespräch im Rahmen der KMK von vergangener Woche (News4teachers berichtete ausführlich über das Treffen und die Reaktionen darauf – hier geht es zu dem Beitrag). «Nach den Herbstferien gilt für die Schulen, dass vor und nach dem Unterricht sowie alle 20 Minuten in jedem Unterrichtsraum für knapp fünf Minuten so viele Fenster wie möglich geöffnet und auf Durchzug gestellt werden sollen. Die Dauerlüftung über dauerhaft angekippte oder geöffnete Fenster bringt wenig außer Kälte und ist deshalb zu beenden», sagte er.

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“Kräftiger Durchzug für fünf Minuten im Unterrichtsraum”

«Wirkungsvoller Durchzug entsteht unter anderem durch den Temperaturunterschied von warmer Innen- und kalter Außenluft. Entscheidend ist daher eine kurze Stoß- und Querlüftung. Denn mit einem kräftigen Durchzug für fünf Minuten wird deutlich mehr Luft im Unterrichtsraum ausgetauscht – und es wird nicht so kalt. Die Experten sagen, dass sich die Raumtemperatur beim richtigen Lüften im Durchschnitt nicht mehr als zwei bis drei Grad Celsius abkühlt.» Eine Untersuchung von Schulbau Hamburg habe gezeigt, dass in 99,5 Prozent aller Unterrichtsräume eine solche Lüftung möglich sei.

Insgesamt sei die Schule «im Großen und Ganzen» ein sicherer Ort, so Rabe. «Seit dem 4. August wurden aus 149 Schulen 355 mit Covid-19 infizierte Schülerinnen, Schüler und Schulbeschäftigte gemeldet. In den meisten Fällen verlief die Krankheit altersbedingt sehr milde, oft symptomfrei», sagte er. Größere gesundheitliche Probleme seien nicht bekannt.

Drei Ausbrüche an Hamburger Schulen – bislang war nur einer bekannt

In drei Fällen habe es offenbar Infektionen innerhalb einer Schule gegeben. Betroffen waren demnach die beiden Stadtteilschulen in Winterhude sowie die Julius-Leber-Schule in Schnelsen (bislang war erst ein solcher Ausbruch öffentlich bekannt – hier geht es zum Bericht darüber). «Dort haben sich vermutlich Schüler und Schulbeschäftigte sowohl außerhalb als auch innerhalb der Schule selbst infiziert.» In den anderen Schulen sei das Virus von außen in die Schule eingetragen worden. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass sich die Betroffenen von 146 der 149 Schulen außerhalb der Schule infiziert haben. Das ist unter anderem daran zu erkennen, dass an vielen Schulen in der Regel nur ein oder zwei Infizierte entdeckt wurden», betonte Rabe.

Derzeit befänden sich 58 der rund 9500 Schulklassen sowie 162 Schulbeschäftigte in Quarantäne. Im Laufe der vergangenen acht Wochen waren dem Bildungssenator zufolge insgesamt 106 Klassen oder Teilklassen auf Anordnung der jeweils regional zuständigen Gesundheitsämter zeitweise in Quarantäne geschickt worden. Schulschließungen habe es in Hamburg noch keine gegeben.

Rabe: “Anstieg der Infektionen ist besorgniserregend” – gerade unter Jugendlichen

Rabe: «Wichtig ist, dass sich auch weiterhin alle an die Hygienemaßnahmen in Schule halten, auch wenn das manchmal unbequem sein mag. Insgesamt ist der Anstieg der Infektionen in allen deutschen Großstädten wie auch in Hamburg besorgniserregend. Gerade Jugendliche und junge Menschen sind in ihrer Freizeit viel zu sorglos und vergessen außerhalb des Schulgeländes und außerhalb der pädagogischen Kontrolle zu oft die Regeln. Dies spiegelt sich auch in den Infektionszahlen von älteren Schülerinnen und Schülern wider, die punktuell offenbar die gültigen Regeln vor allem in ihrem Freizeitverhalten nicht ernst nehmen. Ich appelliere deshalb an die jungen Menschen, mit Rücksicht auf die große Gefahr der Krankheit für ältere Menschen sich auch außerhalb der Schulen verantwortungsvoll und rücksichtsvoll zu verhalten. Das Beste, was Kinder und Jugendliche für ihre Großeltern tun können, ist sich überall an die Regeln zu halten. »

Die CDU-Opposition warf dem Senator vor, das «Regelungschaos im Umgang mit dem Lernen unter Corona-Bedingungen» noch immer nicht in den Griff bekommen zu haben. «Es gibt noch immer kein einheitliches Vorgehen bei Corona-Verdachtsfällen und -Infektionen, die Kommunikation mit den Gesundheitsämtern läuft schleppend, immer wieder werden Eltern viel zu spät informiert», monierte die Schulexpertin der Fraktion, Birgit Stöver. «Gerade mit Blick auf die insgesamt wieder stark gestiegenen Infektionszahlen und die kommende Erkältungssaison im Herbst und Winter wird es immer knapper, das Ruder herumzureißen.» News4teachers / mit Material der dpa

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