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Böhm: Regelunterricht bei Inzidenzwerten über 200 ist nicht tragbar

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BERLIN. Nach dem ergebnislosen Treffen des KMK-Präsidiums mit Vertretern von Lehrer-, Eltern- und Schülerverbänden verschärfen die Vertreter der Realschullehrer ihre Kritik an den Kultusministern. VDR-Chef Böhm hält Regelunterricht bei Inzidenzwerten von mehr als 200 für schlicht nicht machbar. Sein Wort hat Gewicht: Böhm hatte im März als erster Bundesvorsitzender eines Lehrerverbands auf Schulschließungen in der Fläche gedrängt – nur wenige Tage später erfolgten die dann auch.

Kritisiert die Kultusminister scharf: VDR-Bundesvorsitzender Jürgen Böhm. Foto: VDR

In ganz Deutschland sollen die Schulen offengehalten werden, „völlig unabhängig von Inzidenzwerten oder bisher kommunizierten Stufenplänen, die überlegte Maßnahmen wie Gruppenunterricht, Hybridunterricht bis hin zu Schulschließungen bei bestimmten Grenzwerten vorgeben sollten“ – kritisiert Jürgen Böhm, Vorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR). Zwar sähen es alle Lehrkräfte als erste Aufgabe an, dass Bildung im Präsenzunterricht oberste Priorität haben sollte und könnten durchaus nachvollziehen, dass sich viele Familien auf eine Betreuung verlassen müssten. Das müsse aber auch möglich sein.

“Bildung und Unterricht müssen tatsächlich durchführbar sein”

Böhm wörtlich: „Die Verantwortlichen sollten sich aber bewusst sein, dass der Bildungsauftrag auch umgesetzt werden kann. Bildung und Unterricht müssen tatsächlich durchführbar sein. Und diese Bildung muss unter Rahmenbedingungen stattfinden können, die für alle tragbar sind, die Bestand haben und nicht ständig verändert werden. Schüler, Lehrkräfte und deren Familien müssen bestmöglich geschützt werden. Unterricht bei einem regionalen Inzidenzwert von weit über 200 gehört sicher nicht dazu“, betont der Verbandschef.

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Böhm fordert ein klares Handeln, das sich differenziert und an den lokalen Gegebenheiten, dem Alter der Schüler und Infektionszahlen orientieren muss. Die regionale Verantwortung müsse dann auch zuverlässig wahrgenommen werden. „Die Verantwortlichen an den Schulen brauchen schließlich eine haltbare Handlungsbasis, auf der sie Entscheidungen treffen können.“

“Um jeden Preis sollen Schulen und Kitas offen gehalten werden – wirklich um jeden Preis”

Der Verband Reale Bildung (VRB) Saarland stößt ins gleiche Horn. „Der VRB Saarland zeigt sich sehr enttäuscht über das weitere Vorgehen in der aktuellen Pandemielage. Um jeden Preis sollen Schulen und Kitas offen gehalten werden. Wirklich um jeden Preis, also auch um den Preis der Gesundheit aller in diesen Orten Tätigen und ihren Angehörigen“, meint Landesvorsitzende Karen Claassen. Trotz steigender Infektionszahlen habe die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) lediglich bei der Frage des Maskentragens ab Klasse 5 eingelenkt – im Saarland gilt eine Maskenpflicht in den weiterführenden Schulen auch im Unterricht.

Der VRB fordert hingegen die Verkleinerung der Klassengrößen durch Hybridunterricht, sodass das Abstandsgebot eingehalten werden kann. „Die Verkleinerung wird weiter vehement von Frau Streichert-Clivot abgelehnt. Warum sie sich dabei nicht auf die Expertise von den Praktikern einlässt, welche die Situation Tag für Tag erleben, bleibt unverständlich“, sagt Claassen. „Der VRB fordert Bildungsministerin Streichert-Clivot und ihre Berater auf, endlich ihre Blase der Beschwichtigung zu verlassen und der Situation angemessen zu agieren.“

Hintergrund: Am vergangenen Mittwoch gab es Gespräche des Präsidiums der Kultusministerkonferenz mit Lehrer-, Eltern- und Schülervertretern über den aus Sicht der Gewerkschaften völlig unzureichenden Gesundheitsschutz in Schulen – nach mittlerweile neun Monaten Pandemie das erste Treffen mit Vertretern der Betroffenen, über deren Köpfe hinweg bislang alle Entscheidungen getroffen wurden. Ergebnis: Keins. Angebote der Kultusminister: Keins. News4teachers

KMK trifft sich erstmals in der Corona-Krise mit Spitzen der Lehrerverbände – Ergebnis: keins. Hubig spricht von „Schulterschluss“

 

 

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