Meidinger: Kultusminister wiederholen Fehler vom vergangenen Jahr (nämlich Corona zu ignorieren)

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KÖLN. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, hat die Verantwortlichen der Schulpolitik aus Bund und Ländern für ihr Vorgehen in der Corona-Pandemie kritisiert. „Es wird so getan, als sei die Pandemie vorbei“, sagte Meidinger im Podcast „Schul-Check“ dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er fordert stattdessen: flächendeckend Luftfilter!

Zeigt sich besorgt angesichts des Lehrermangels: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Foto: Deutscher Philologenverband
Warnt: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands (selbst Leiter eines bayerischen Gymnasiums). Foto: Deutscher Philologenverband

Die Politik mache fast genau denselben Fehler, den sie im Sommer 2020 gemacht habe, so Meidinger. „Damals hatten wir auch sehr niedrige Inzidenzen, es hieß, die Pandemie ist beendet. Es wurde zwar mit vollständigem Präsenzunterricht gestartet, aber sonst wurden die Hände in den Schoß gelegt. Es wurden weder Raumluftfilteranlagen beschafft noch Vorkehrungen für regelmäßige Testungen getroffen. Da hätte man viel schneller handeln können.“

Meidinger wies darauf hin, dass besonders sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche durch das Distanzlernen abgehängt worden seien: „Wir fordern daher von der Politik, alles zu tun, um Präsenzunterricht nach den Sommerferien zu ermöglichen.“ Für die Schulen müsse es nun Raumluftfilteranlagen geben, „die im Idealfall sogar dazu führen könnten, auf eine Maskenpflicht zu verzichten, wenn sie flächendeckend eingesetzt werden“.

Gleichzeitig, so Meidinger im Podcast-Interview, müsse weiter stark in die Digitalisierung investiert werden, um auf eine eventuell doch noch drohende Phase des Wechsel- und Distanzunterrichts vorbereitet zu sein. „Da geschieht zu wenig, obwohl Digitalpaktmittel verfügbar sind. Dabei könnte es eine heftige vierte Welle auch unter Kindern und Jugendlichen geben.“

Meidinger hält deshalb auch Schutzmaßnahmen an den Schulen zu Beginn des nächsten Schuljahres für angebracht. «Ich glaube, wir sollten auch eine Phase zu Beginn des nächsten Schuljahres machen, in der wir noch auf besondere Sicherheit achten», sagte Meidinger am Freitag dem WDR. Damit meine er zum Beispiel eine Maskenpflicht und auch regelmäßige Tests. «Wir wissen nicht, in welchem starken Ausmaß Reiserückkehrer dann das Virus wieder auch an die Schulen bringen», erklärte Meidinger. News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Präsidentin Ernst will bei vierter Welle nicht „zuerst“ über Schulschließungen diskutieren – FDP-Chef Lindner mahnt Luftfilter an

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Rosa
2 Jahre zuvor

In BW Herr Kreitschmann ( der Kittel brennt) und Frau Schopper ( die Jugend darf knutschen) müssen Handlungsfähigkeit umsetzen und kein endloses Gerede ohne Taten. Die heranwachsende Schülergeneration braucht nach den Sommerferien Planbarkeit und Sicherheit für ein wohlwollendes neues Schuljahr. Bei G8 haben wir keinen Spielraum mehr für Schulschließungen nach diesem sehr langen Ausnahmezustand und an nicht gelebter persönlicher Entwicklung und Entfaltung. Der Spruch: “ Die Kinder und Jugendlichen und deren Familien sind die Verlierer. Dies hat die Politik und die KM ausgesprochen und müssen auch Verantwortung übernehmen um bessere Verhältnisse an Schulen schaffen. Die Zeit läuft uns davon und der Herbst kommt. Keine Lichtblicke zu setzen, trotz vieler Mahnungen
und Appelle grenzt an keinem respektvollen Umgang und jegliche Vorbildfunktion wird nicht
vorgelebt. Die Politik und KM geben einer vergessenen jungen Generation kein Gehör und Aufmerksamkeit. Welche Schlagzeilen braucht es noch um aktiv zu werden an Schulen. Es ist eine heranwachsende Generation die auf eine Unterstützung angewiesen ist und über den weiteren Lebensabschnitt und die weitere Lernsituation bestimmt. Welchen Wert hat Gesundheitschutz an Schulen und wie sieht der weitere Bidungsweg aus nach einer außergewöhnlichen Lebensphase. Diese Fragen bleiben weiterhin unbeantwortet……….

Andre Hog
2 Jahre zuvor

Inzidenzwerte auf den Balearen und Teilen der Canaren gehen auf 100 … für die Tourismustegion Barcelona gehen die Zahlen stramm Richtung 200 … und die Ferien in den europäischen Ländern beginnen gerade erst…
Das wird ein heißer Tanz, wenn die Urlauber von den VirusTauschOrten wieder in ihre Heimatländer zurückkehren….und wenn diese bekloppte EM als kleiner Vorgeschmack dann nächste Woche endet.
Wie war das bei den schottischen Fans? 2000 Neuinfizierte??
Hey…dann lässt uns schon mal den Totentanz einüben….das Narrenschiff segelt volle Fahrt mit Kurs aufs Riff.

Ich bin es so leid!!!
Und der dämliche Aushilfshobbit und (Gottbewahreunsdavor) nächste Kanzler der BRD haut jetzt in NRW schon mal raus, dass die Anschaffung von Luftfiltergeräten auf keinen Fall in Frage kommt.

So wird Demokratie gemacht!! Viele wollen etwas – ein Arschloch sagt an – und nur das wird gemacht – ohne die Chance zu einer weitergehenden Debatte zuzulassen.
„Fakten schaffen ohne argumentative Waffen!“
Bei Adenauer nannte man das „Politik der vollendeten Tatsachen“ aber dat das bundesrepublikanischen Volk ja auch noch Demokratie geübt…heute sollten wir eigentlich weiter sein….

Sehr vorbildlich 🙁 …werde ich im Politikunterricht im kommenden Schuljahr genau so vermitteln.

Leseratte
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

„Aushilfshobbit“ hat ja noch ganz andere Ideen, die völlig realitätsfremd sind:

„Der Ministerpräsident hält ab September größere Veranstaltungen für möglich. „Schon heute ist klar, wenn die Infektionszahlen niedrig bleiben, sind ab September auch wieder größere Veranstaltungen möglich“, sagt der CDU-Chef. Als Beispiele nennt er Musikfestivals, Sportfeste und Volksfeste. Die aktuelle Corona-Schutzverordnung in NRW sieht Feste ab September mit maximal 1000 Teilnehmern vor.“

https://rp-online.de/panorama/coronavirus/corona-in-nrw-laschet-sieht-lockerungen-bei-maskenpflicht-und-volksfesten_aid-59574193

Er scheint es allen Ernstes für möglich zu halten, dass trotz Delta ausgerechnet im September, wenn alle Urlauber, EM-Touristen und Hobby-Virusverteiler nebst Schulen in Vollpräsenz, wenn‘s geht, noch ohne Test- und Maskenpflicht, wieder an Bord des sinkenden Schiffs sind, die Zahlen niedrig bleiben. Ach ja, er hat ja noch seinen Superberater Streeck:

„Ich habe eigentlich nicht so eine Sorge vor den Reiserückkehrern.“ […]

„Dass wir jetzt fremde Mutationen einschleppen, dafür ist es eigentlich schon zu spät“, erklärt darum auch Streeck im Interview beim RTL-Nachtjournal. „Aber wir müssen uns natürlich vor Augen führen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist und dass natürlich größere Zusammenschlüsse immer mal wieder zu einem kleinen Ausbruch führen können. Ich denke, zum Herbst und Winter werden wir aber auch wieder einen Anstieg sehen.“ (akr)
https://www.rtl.de/cms/hendrik-streeck-zur-corona-delta-variante-ich-habe-keine-sorge-vor-reiserueckkehrern-4788959.html

„Als Folge der sinkenden Zahl schwerer Corona-Fälle fordert der Bonner Virologe Hendrik Streeck ein Umdenken. Die Pandemie dürfe nicht mehr nur an Infektionszahlen gemessen werden, sagte der 43-Jährige im Exklusiv-Interview mit der Fuldaer Zeitung.
Fulda – Es sei nicht logisch, „Konsequenzen für die Gesamtbevölkerung zu ziehen, nur wenn Kinder und Jugendliche vermehrt positiv getestet werden“, erklärt Hendrik Streeck mit Blick auf die Corona-Pandemie.

https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/corona-delta-variante-virologe-hendrik-streeck-angst-kritik-interview-experte-maske-bonn-90811297.html

Der letzte Satz müsste ja eigentlich die logische Schlussfolgerung nach sich ziehen, dass man dann eben Konsequenzen da ziehen müsste, wohin sich das Infektionsgeschehen verlagert, nämlich in den Schulen. Und Kinder sind ja nun mal Teil der Gesamtbevölkerung durch die Kontakte in die Familien usw. Von Konsequenzen für die Schulen war aber da jetzt nix zu lesen. Viele LuL sind „ nur“ mit Astra geimpft, das einen wesentlich geringeren Schutz vor Delta bietet, und dann rein in die vollen Klassen

Gabriele
2 Jahre zuvor

Ich teile die Ansicht von Herrn Meidinger.

– Erst einmal abwarten und sich abzeichnende Probleme einfach mit Scheuklappen verdrängen, dies kann ins Verderben führen.

– Eine Pandemie des vorliegenden Ausmaßes lässt sich nicht „aussitzen“.

– Das Vorliegen dieser eklatanten sog. „Beratungsresistenz“ bedrückt hier außerordentlich, lässt sie doch böses Unheil als Folge erahnen, Schlimmes befürchten!

„Beratungsresistenz“ ist ein Euphemismus, eine beschönigende Bereichnung, die im (weiteren) schulischen Bereich und pädagogischen Umfeld ein Gebahren, eine Vorgehensweise, bezeichnet, die von ausgeprägter mangelnder Einsicht(sfähigkeit???) kündet:

nämlich starres, stures Festhalten an dem bisher gezeigten Verhalten trotz Aufklärung, also wider besseren Wissens, folglich bewusstes Ignorieren von Erfahrungen und Fakten.

Führt zwangsläufig zum Versagen, ist also nicht zielführend. Führungsversagen!

Susi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Gabriele

„nämlich starres, stures Festhalten an dem bisher gezeigten Verhalten trotz Aufklärung, also wider besseren Wissens, folglich bewusstes Ignorieren von Erfahrungen und Fakten.“

… das nennt man ‚grob fahrlässig‘ in der Rechtsprechung: Wer die im Verkehr geltenden Regeln außer acht lässt, … . Wer nicht handelt, wenn eine Pflicht zum Handeln besteht, …. also greift auch die Passivität.

Also: Eine Klage einreichen gegen den Schulträger (sorry, liebe Städte und Gemeinden, aber wenn ihr nicht Druck gegenüber dem Land macht, bleibt uns nichts anderes übrig), gegen das Land als Arbeitgeber – am besten Sammelklagen. Wieder und Wieder – bis es endlich Wirkung zeigt. Die Zeit wird dann mit der Auseinandersetzung der Sachlage verbracht, ansonsten tut sich nichts in diesem unserem Lande, leider.

Zum Föderalismus: Ich bin nach wie vor eine Verfechterin des Gleichen, weil ich denke, dass den Deutschen Zentralismus (auch historisch bedingt) nicht gut tut. Und weiter daran festhalte, dass Entscheidungen der Länder näher an der Sachlage getroffen werden können. Außerdem halte ich den Wettbewerb zwischen den Ländern eher für produktiv, wenn mir auch die Reibung beim Wohnungswechsel bekannt ist. Dennoch trage ich den Gedanken, dass übergeordnete Regelungen insbesondere für die Schulen beispielsweise im Kontext des Infektionsschutzgesetzes über u. a. Regelungen zum Mindesabstand und Tragen einer Masken und das Lüften hinausgehen sollten: Mindestgrößen der Kohorten und temporäre Kriterien im Zusammenhang mit der Wirksamkeit von Luftfiltern anstatt Luftfilter grundsätzlich in Frage zu stellen; Schulschließungen präventiv ins Auge fassen und an den vorhandenen Schutzbedingungen (technisch und personell) festmachen; Wechselunterricht alternativ einsetzen; Schulpflicht aussetzen; Fristen einarbeiten für die Schulträger und deren Präventionsmaßnahmen; Belehrung nicht nur für Lehrkäfte und Erzieher*innen, sondern ebenfalls für Entscheidungsträger*innen der Schulträger und Landesbehörden … und last, but not least (wie schon so oft gefordert an anderer Stelle): TEST- UND IMPFZENTREN FEST INSTALLIERT AN JEDE SCHULE – damit endlich der Unterricht für Schüler*innen und Lehrkräfte einigermaßen frei von medizinischen Aktivitäten stattfinden kann. Vielleicht kann der Bund sich ja hier beteiligen, beispielsweise zu 100 % an den Sachkosten inkl. Baudurchfühung und Aufsicht, das Land übernimmt das Personal (auch qualifizierte Dritte) sowie Organisation und Aufsicht und der Schulträger übernimmt Unterhaltung und Bewirtschaftung. Bei 40.000 Schulen und Aufteilung der Kosten könnte der Fiskus mit schätzungsweise 100.000,00 Euro/Schule und insgesamt 4 Mrd. Euro einen wichtigen Beitrag leisten, damit wir dem allseits beliebten ‚Normalbetrieb‘ zumindest näher kommen.