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Delta-Ausbruch in Grundschule sorgt für den höchsten Inzidenzwert in Deutschland

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SALZGITTER. Die Schulen sind keine Treiber der Pandemie – behaupten die Kultusminister seit mehr als einem Jahr. Die Schulen sind es offenbar doch: Nachdem das Robert-Koch-Institut erstmals eine Übersicht über die offiziellen Daten zum Infektionsgeschehen an Kitas und Schulen herausgegeben hat – und darin insgesamt mehr als 6.000 Ausbrüche an den Bildungseinrichtungen vermerkt, wie News4teachers berichtet –, illustriert jetzt ein aktueller Fall aus Niedersachsen, dass Schulen sehr wohl die Corona-Seuche anheizen können.

Ausgangspunkt des Ausbruchs in Salzgitter war eine örtliche Grundschule. Illustration: Shutterstock

Die Stadt Salzgitter registriert deutlich gestiegene Infektionszahlen nach einem Corona-Ausbruch an einer Grundschule – und zwar massiv: Salzgitter hatte nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) am Dienstag eine Inzidenz von 60,4, den bundesweit höchsten Wert.

Nach der positiven Testung eines Kindes an einer Grundschule am 16. Juli wurden nach und nach sechs Klassen unter Quarantäne gestellt. Bei dem Grundschul-Ausbruch wurde ausschließlich die Delta-Variante festgestellt. Sie gilt als deutlich ansteckender. Das Infektionsgeschehen habe sich im privaten Bereich weitergetragen, erklärte die Stadt. Ähnlich wie im ebenfalls niedersächsischen Lüneburg: Der Landkreis hatte nach einem Ausbruch bei einer Abifeier den höchsten Inzidenzwert in Deutschland – bis er dann eben von Salzgitter abgelöst wurde.

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Trotz deutlich gestiegener Ansteckungszahlen will die Stadt das öffentliche Leben nicht herunterfahren. Die Inzidenzwerte seien nicht mehr der richtige Maßstab für die Beurteilung der Infektionslage, sagte Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU). Der Niedersächsische Städtetag habe dies schon vor Monaten deutlich gemacht. Vielmehr seien die Impfquote und die Auslastung der Intensivstationen zu berücksichtigen. In den beiden Krankenhäusern in Salzgitter werden nach Behördenangaben derzeit jeweils zwei Covid-19-Patienten behandelt, jedoch nicht auf der Intensivstation.

Nach PCR-Tests wurden viele infizierte Eltern und Geschwister im Stadtteil der Grundschule entdeckt

Weil in Salzgitter drei Tage hintereinander die Schwelle von 50 überschritten wurde, greifen aber strengere Kontaktbeschränkungen. Ein Haushalt darf sich nur noch mit zwei weiteren Personen eines anderen Haushalts treffen – Geimpfte, Genesene und unter 14-Jährige werden nicht mitgezählt. Das Gesundheitsamt der Stadt testet alle Menschen in der Quarantäne drei Mal mit einem PCR-Test, was nicht überall üblich ist – möglicherweise wurden auch deshalb so viele infizierte Eltern und Geschwister im Stadtteil Lebenstedt entdeckt.

Nach der Ende Juli geänderten niedersächsischen Corona-Verordnung ist es der Kommune möglich, auf weitere Einschränkungen etwa im Bereich Sport, Kultur oder Gastronomie zu verzichten. Diese Bereiche werden von Verschärfungen ausgenommen, weil sie nicht Infektionstreiber seien, sagte Klingebiel. Die Schule ist ohnehin geschlossen, die niedersächsischen Sommerferien enden erst am 1. September.

Die Stadt verwies am Dienstag auch darauf, dass Salzgitter bisher einen deutlich geringeren Anteil an Corona-Toten hatte als zum Beispiel der Landkreis Goslar. Dies könne an der strengen Teststrategie oder an der vergleichsweise jungen Bevölkerung aufgrund von Zuwanderung liegen. Ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens sowie Grundrechtseinschränkungen nur um der Inzidenzzahlen willen seien völlig falsch, betonte Oberbürgermeister Klingebiel. Notwendig seien klare Regelungen mit Blick auf die anstehende vierte Welle. „Wir brauchen eine Akzeptanz in der Bevölkerung.“ News4teachers / mit Material der dpa

Neue RKI-Übersicht zeigt auf: Mehr als 6.000 Corona-Ausbrüche in Kitas und Schulen wurden bislang offiziell registriert

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