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Eltern-Initiative appelliert an Kanzlerkandidaten: Stoppt den Durchseuchungskurs an Schulen!

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BERLIN. Einerseits steigen die Infektionszahlen unter Kindern und Jugendlichen seit Schuljahresbeginn drastisch, andererseits werden Schutzmaßnahmen in Schulen von den Landesregierungen abgebaut. Eltern sehen ihre Kinder einem Durchseuchungskurs ausgesetzt, dem sie aufgrund der Schulpflicht nicht entgehen können. Die Initiative „Sichere Bildung jetzt“ hat nun in einem wissenschaftlich fundierten, offenen Brief an die Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) dargelegt, warum sie diese Linie für brandgefährlich hält. Wir dokumentieren das lesenswerte Schreiben in zwei Teilen. Im ersten, folgenden geht es um die politischen Forderungen – der zweite liefert die wissenschaftlichen Hintergründe.

Alle drei Kanzlerkandidaten stehen für Parteien, die in den Ländern den Corona-Schutz an Schulen nicht als prioritär ansehen – das soll sich ändern, fordern Eltern. Fotos: photocosmos1 / Shutterstock

Nach mehr als anderthalb Jahren Pandemie schuldet die Politik den Kindern und Jugendlichen derzeit vor allem eines: Solidarität und Schutz. Kinder haben

Letzteres mag daran liegen, dass zu Beginn der Pandemie zunächst nicht klar war, inwiefern auch Kinder und Jugendliche von COVID-19 betroffen sind. Inzwischen gibt es Erkenntnisse dazu und diese machen deutlich, dass sich Bildung und Gesundheitsschutz nicht länger ausschließen dürfen.

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Kinder brauchen beides. Sie brauchen verlässlichen Unterricht. Aber dafür darf nicht hingenommen werden, dass COVID-19-Infektionen sich weiterhin ungehindert unter ihnen ausbreiten, denn das wäre sowohl im Hinblick auf das Kindeswohl als auch aus epidemiologischen Gründen unverantwortlich.

Die von der Universität Princeton durchgeführte und bisher wohl größte Kontaktverfolgungsstudie mit über 575.000 Menschen hat gezeigt, dass Kindern im Pandemiegeschehen eine zentrale Rolle zukommt2. Wie wir inzwischen wissen, stecken sie sich genauso wie Erwachsene an und können das Virus auch ebenso wie diese weitergeben. Aber im Unterschied zu Erwachsenen kommen sie täglich über mehrere Stunden hinweg in großer Zahl auf relativ engem Raum ohne effektiven Infektionsschutz zusammen und genau das erhöht das Ansteckungsrisiko. Dementsprechend haben sich Schulschließungen auch als eine der effektivsten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie erwiesen3.

Auch die Zwischenergebnisse der von der Kultusministerkonferenz selbst in Auftrag gegebenen – wenn auch methodisch4 leider durchaus fragwürdigen – Studie5 zeigen, dass das Ansteckungsrisiko in Schulen 2- bis 4-mal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Es handelt sich also nicht lediglich um ein so genanntes allgemeines Lebensrisiko, sondern geht deutlich darüber hinaus.

Vor allem vor dem Hintergrund der Ausbreitung ansteckenderer Virus-Varianten wie der aktuell vorherrschenden Delta-Variante, die eine ähnliche Ansteckungsfähigkeit aufweist wie die Windpocken und sich bereits bei flüchtigem Kontakt übertragen kann6. Dies begünstigt Masseninfektionen an Orten, an denen viele ungeimpfte und nicht ausreichend geschützte Menschen zusammenkommen und das betrifft derzeit vor allem Schulen.

(…)

Bildung und Gesundheitsschutz lassen sich vereinbaren

Kinder haben neben dem Grundrecht auf Bildung ein Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und es ist durchaus möglich, beide Grundrechte und darüber hinaus das ebenfalls im Grundgesetz und auch vielen Schulgesetzen verankerte natürliche Erziehungsrecht der Eltern zu wahren. Familien haben unterschiedliche Bedürfnisse und dem sollten die Verantwortlichen gerecht werden. Bildung und Gesundheitsschutz lassen sich durchaus miteinander vereinbaren. Für viele andere (wirtschaftsnahe) Bereiche wurden in kürzester Zeit große Summen mobilisiert. Das muss für Kinder, die immerhin die Zukunft unseres Landes sind, ebenfalls möglich sein.

Vor diesem Hintergrund fordern wir:

Zur Präsenzpflicht gibt es von Mediendidaktikern entwickelte, gut erforschte und auch den zwischenmenschlichen Kontakt und das kooperative und kollaborative Lernen unterstützende Alternativen, zumal Schulen nicht der einzige Sozialisationsort für Kinder sind – nur eben derzeit derjenige mit dem höchsten Infektionsrisiko. Zur Gesundheit und dem Leben der Kinder gibt es dagegen keine Alternative. Deshalb müssen wir Familien während einer Pandemie über die Beschulungsform mitentscheiden dürfen.

Es ist enttäuschend, dass CDU, FDP und AfD während der NRW-Landtagssitzung des Ausschusses für Schule und Bildung am 01.09.2021 allgemein gegen mehr Mitbestimmungsrechte von Schüler:innen und Eltern gestimmt haben, aber in puncto Beschulungsform ist dies während einer Pandemie nicht mehr hinnehmbar. Vor allem nicht, wenn die Kinder ungefragt einer Durchseuchungsstrategie ausgesetzt werden und keine Möglichkeit haben, dieser zu entgehen. Wir haben in den vergangenen Monaten viele Grundrechtseinschränkungen mitgetragen. Aber die weitere Einschränkung des Erziehungsrechts und der Ausübung der elterlichen Verantwortung tragen wir nicht mit. Wenn nach und nach alle Grundrechtseinschränkungen aufgehoben werden, dann muss dies auch für diese gelten. Alles andere ist weder ethisch noch demokratisch vertretbar.

Bitte handeln Sie jetzt. Für die Kinder.

Hier geht es zu Teil zwei des offenen Briefes auf News4teachers, in dem der Stand der Wissenschaft dargestellt wird. 

Hier findet sich der offene Brief im Original – auch zum Mitzeichnen.

Quellen

1. https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-745767.html

2. https://www.princeton.edu/news/2020/09/30/largest-covid-19-contact-tracing-study-date-finds-children-key-spread-evidence

3. https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(20)30785-4/fulltext

4. https://twitter.com/HenningT6/status/1423254776821731332/photo/1

5. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2021/Corona-Studie_Zwischenbericht02_Maerz2021.pdf

6. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126034/US-Gesundheitsbehoerde-Delta-Variante-so-ansteckend-wie-Windpocken-trotz-Impfung

Inzidenzen unter Schülern steigen weiter – Drosten warnt vor einer Durchseuchung der Kinder: „Das kann man nicht machen“

 

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