HANNOVER. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat das Verhalten der Bundesländer im Bezug auf den Schutz von Schülerinnen und Schülern scharf kritisiert. «Die Bildungsminister der Länder haben es bislang nicht geschafft, sich auf einheitliche Regeln für die Schulen zu verständigen», sagte der CDU-Politiker in der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». Es würden nicht alle Möglichkeiten genutzt, Kinder zu schützen. Die Schulminister hätten Luftfilter schon im Sommer des vergangenen Jahres besorgen können, erklärte er gegenüber dem «Spiegel».
«Nehmen Sie die PCR-Lollitests. Die sind einfach durchzuführen und sorgen für mehr Sicherheit. Oder die Luftfilter. Warum haben die Länder davon bislang nicht mehr angeschafft?» Wenn er als Bundesminister über Tests und Impfstoffe so diskutiert hätte wie manche Länder über Lüftungsanlagen in Schulen, dann hätte Deutschland bis heute keinen Impfschutz. «Ich verstehe den Unmut. Aber der sollte sich bitte an die Schulministerinnen und -minister der Länder richten. Die hätten schon vergangenen Sommer Luftfilter besorgen können. Mich ärgert das maßlos, weil wir seit 14 Monaten darüber diskutieren. Jede Behörde schiebt das einer anderen zu», sagte er gegenüber dem «Spiegel».
Zur Diskussion um Quarantäne-Regeln in Schulen sagt Spahn: «Das RKI hat bereits vergangenes Jahr eine Empfehlung zum Umgang mit der Pandemie an Schulen vorgelegt. Doch die Länder und Gesundheitsämter setzen das sehr unterschiedlich um. Diese Widersprüche irritieren viele Menschen. Wir brauchen einheitliche Vorgaben für die Quarantäne in Schulen. Darauf sollten sich die Gesundheitsminister der Länder endlich einigen.»
«Pragmatisch wäre, dass nur die Sitznachbarn für fünf Tage in Quarantäne gehen und sich dann freitesten können»
Sein Vorschlag? «Eine alltagstaugliche Lösung. Wenn die Schüler im Unterricht Masken getragen haben, muss man nicht die ganze Klasse in Quarantäne schicken, falls ein positiver Fall auftritt. Pragmatisch wäre, dass nur die Sitznachbarn für fünf Tage in Quarantäne gehen und sich dann freitesten können. Eine ganze Schulklasse wie jetzt in Quarantäne zu schicken führt dazu, dass irgendwann Hunderttausende Schülerinnen und Schüler für zwei Wochen nicht am Unterricht teilnehmen, obwohl sie gar nicht infiziert sind.»
Als weiteres Beispiel für ein schlechtes Krisen-Management der Länder nannte Spahn das Impfangebot: «Wir waren uns als Gesundheitsminister völlig einig, dass wir den über Zwölfjährigen noch vor Ferienbeginn ein Angebot machen für die erste Impfung. Und dann haben die Ministerpräsidenten drei, vier Wochen später gesagt: Wollen wir nicht. Auch Ihr Herr Weil», sagt er mit Blick auf die regionale Verbreitung der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (das betrifft aber auch Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet, wie News4teachers berichtete).
Wie groß schätzt der Bundesgesundheitsminister die Gefahr für die Schülerinnen und Schüler ein? Spahn antwortet im «Spiegel»: «Wir wissen an dieser Stelle zu wenig. Und solange es keine Sicherheit gibt, wie groß die Gefahren für Kinder zum Beispiel durch Long Covid sind, haben wir als Gesellschaft eine Fürsorgepflicht – gerade für die unter Zwölfjährigen, die sich nicht impfen lassen können. Dazu gehören Tests, Lüften und Masken in Schulen. Wichtig ist, dass all diejenigen, für die das empfohlen ist, sich impfen lassen sollten. Die Impfverweigerer dürfen nicht entscheiden, ob und wie viele Kinder sich anstecken. Je mehr Erwachsene sich impfen lassen, desto größer der Schutz für die Kinder.» News4teachers / mit Material der dpa
