WIESBADEN. Seit Jahren wird in der schulischen Bildung das Hohe Lied der Kompetenzvermittlung gesungen – leider zulasten der grundlegenden Wissensvermittlung, die im Gegenzug immer weiter vernachlässigt wurde. Das beklagt jedenfalls der hessische Philologenverband. Gegen diese Tendenzen hat er sich auf seiner diesjährigen Vertreterversammlung in Fulda ausgesprochen.
In einer Resolution verweist der Verband der Gymnasiallehrkräfte auf die hohe Bedeutung eines Wissenskanons, der sich zwar im Diskurs entwickeln solle, dessen Inhalte aber nicht beliebig sein könnten und deren Qualität den Bildungsansprüchen genügen müssten.
Unterricht ist nach Meinung der Philologen nur dann sinnvoll, wenn dem Kompetenzerwerb auch klar definierte, verbindlich zu lernende Wissensbestände zugrunde liegen. “Gibt es hier Defizite, werden sachliche Diskussionen zunehmend erschwert bzw. unmöglich; Betroffenheitsgesten und überspannter Empfindsamkeit wird Tür und Tor geöffnet. Inhalte und Wissen dürfen nicht als Ballast verstanden werden, sie sind vielmehr das Vehikel, mit dessen Hilfe Gegenwärtiges und Zukünftiges strukturierbar wird. Kompetenzen, an solcherart verstandenem Wissen geschult, komplettieren schlussendlich Bildung”, so heißt es in einer Pressemitteilung.
“Dem kanonischen Wissen kommt als Bindeglied eine wichtige gesellschaftliche und schulische Bedeutung zu”
Seit einiger Zeit drohe unsere Gesellschaft auseinanderzudriften, die Gefahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wüchsen permanent. “Dem kanonischen Wissen kommt als Bindeglied hier eine wichtige gesellschaftliche und schulische Bedeutung zu. Gleiches gilt auch für die Sprache, deren integrative Funktion in einer diverser werdenden Gesellschaft nicht unterschätzt werden darf”, so heißt es.
Das “überbordende ideologiegesteuerte Gendern” ist nach Ansicht des Hessischen Philologenverbandes mit diesem Funktionsverständnis nicht vereinbar. Gegen ein gendersensibles Sprechen, etwa die Doppelnennung der Geschlechter, auch geschlechtsneutrale Formulierungen, ist grundsätzlich nichts einzuwenden. “Feministische Ersatzformen mit Genderstern, Doppelpunkt sowie Glottisschlag erschweren jedoch die zwischenmenschliche Kommunikation. Der Philologenverband bevorzugt dagegen ein grammatisch korrektes Gendern. Von verkomplizierten Formulierungen, die zwar gendergerecht erscheinen, aber grammatisch falsch und kommunikativ ineffizient sind, sieht er ab.”
Schulische Bildung – ob inhaltlich oder sprachlich – diene der Entwicklung der Schülerpersönlichkeit. Diese in all ihren Facetten zu fördern, sollte nach Ansicht der Philologen vorrangiges Ziel schulischen Unterrichtens sein. News4teachers
