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“Riesiges Sicherheitskonzept in Schulen”: Schopper verteidigt Abschaffung der Maskenpflicht

STUTTGART. Die Kritik ist groß gegen die Kultusministerin von Baden-Württemberg und sie ist heftig. Theresa Schopper hätte die Maskenpflicht in den Schulklassen nicht abschaffen dürfen, heißt es bei Eltern und Verbänden. Die Grünen-Minsterin wehrt sich nun. Lautstark und vehement. Dass das Infektionsgeschehen im Land von den Schulen befeuert wird, sei ein «wirkliches Märchen» – dabei registriert das Robert-Koch-Institut Hunderte von Schulausbrüchen.

Nimmt offensichtlich Ansteckungen unter Kindern in Kauf: Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper. Foto: Kultusministererium Baden-Württemberg.

Nach scharfen Vorwürfen von Verbänden, Eltern und der Opposition hat Kultusministerin Theresa Schopper die Abschaffung der Maskenpflicht in den Schulklassen verteidigt und ungeimpfte Erwachsene scharf kritisiert. «Wir haben ein riesiges Sicherheitskonzept innerhalb der Schulen aufgebaut. Nirgends wird so viel getestet, nirgends wird so viel gescreent wie an den Schulen», sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag im Landtag in Stuttgart. Außerdem gebe es ein «ausgeklügeltes Quarantänesystem». Es sei zudem ein «wirkliches Märchen», dass die Schulen Treiber der Infektionen seien.

Fakt ist: Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für „Präventionsmaßnahmen in Schulen während der COVID-19 Pandemie“ (die ab einer Inzidenz von 50 nach wie vor Wechselunterricht und Maskenpflicht vorsehen) werden von keinem Bundesland eingehalten, auch von Baden-Württemberg nicht.

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Die Schulen folgten klaren Regelungen und eindeutigen Werten, nach denen bestimmte Maßnahmen ergriffen werden müssten, sagte Schopper. Ein Schutz am Platz müsse laut Corona-Verordnung außerdem automatisch wieder getragen werden, wenn die sogenannte Alarmstufe des Landes greife. «Und wir werden in den nächsten Tagen diese Alarmstufe erreichen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche», sagte Schopper. Entscheidend dafür sind eine hohe Hospitalsierungsrate und eine hohe Intensivbetten-Belegung.

«Wir haben eine Überlastung der Krankenhäuser, weil die Ungeimpften nicht beim Doktor waren, verdammte Axt»

Den «ganzen Zinnober» habe das Land nur, weil zu viele ungeimpfte Menschen über 18 Jahren die baden-württembergischen Intensivstationen belasteten. «Kein Intensivbett wird von einem Kind belegt», rief Schopper wütend ins Plenum. «Aber wir haben eine Überlastung der Krankenhäuser, weil die Ungeimpften nicht beim Doktor waren, verdammte Axt.»

Die Opposition hielt an ihrer Kritik fest. Ohne Masken im Unterricht riskiere die Landesregierung einen weiteren Lockdown an den Schulen, warnte der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei. Zuvor hatten bereits Schüler, Eltern und mehrere Lehrerverbände eine erneute Maskenpflicht in den Klassen gefordert. Der Versuch, auf Masken im Unterricht zu verzichten, habe mehr Corona-Ausbrüche verursacht, argumentierten sie. An vielen Schulen habe es Quarantänemaßnahmen gegeben, es sei massiv Unterricht ausgefallen.

«Es ist nicht so, dass da die Kinder wie in einem Virenherd sich das gegenseitig aneinander an die Backe kleben»

Das allerdings wies Ministerin Schopper zurück. Seit Beginn des Schuljahres habe noch keine Schule vollständig schließen müssen. Es seien auch nie mehr als 56 der insgesamt rund 68.000 Klassen im Land in Quarantäne gewesen. «Es ist nicht so, dass da die Kinder wie in einem Virenherd sich das gegenseitig aneinander an die Backe kleben», sagte Schopper. Woher die insbesondere unter Kindern und Jugendlichen rasant steigenden Ansteckungsquoten denn dann kommen sollen, dazu äußerte sich die Kultusministerin nicht: In einem baden-württembergischen Landkreis (Bieberach) ist die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen aktuell auf 1.060 geschossen.

Während im Nachbarland Bayern der Mundschutz im Unterricht seit dieser Woche wieder vorgeschrieben wird, hält sich Baden-Württemberg trotz der steigenden Zahl von Corona-Fällen weiter zurück. Mit der Ausrufung der verbindlichen letzten Eskalationsstufe wird spätestens in der kommenden Woche gerechnet. Die Landesregierung hatte die Maskenpflicht in den Klassenzimmern zum 18. Oktober aufgehoben – gegen den Rat unter anderem der Bildungsgewerkschaft GEW, aber auf Drängen auch von Eltern.

Ist es ein „wirkliches Märchen“, die Schulen für Treiber der Pandemie zu halten, wie Schopper behauptet? Fakt ist: Die Inzidenzen unter Schülern sind so hoch wie nie. Insgesamt 753 Corona-Ausbrüche in Schulen hat das RKI in den vergangenen vier Wochen gezählt (Stand: 4. November), wobei durch Nachmeldungen noch weitere hinzukommen können. Betont wird im aktuellen Wochenbericht: Insgesamt 753 Corona-Ausbrüche in Schulen hat das RKI in den vergangenen vier Wochen gezählt, wobei durch Nachmeldungen noch weitere hinzukommen können.

Betont wird: „Die Zahl der übermittelten Schulausbrüche nahm von Anfang August bis Anfang Oktober 2021 wieder sehr deutlich zu. Bei dem seit Mitte Oktober zu beobachtenden Rückgang spielen vermutlich die Herbstferien eine Rolle.“ Die sind in der kommenden Woche in allen Bundesländern vorbei. News4teachers / mit Material der dpa

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