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Durchseuchungskurs: Kretschmann will Schulen bis Inzidenz 2.000 offenlassen

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STUTTGART. Trotz der verschärften Corona-Lage will das Land Baden-Württemberg die Schulen weiter geöffnet lassen – und  damit die Durchseuchung der Kinder und Jugendlichen weiter vorantreiben. Schulen würden erst geschlossen, «wenn gar nichts anderes mehr geht, bei Inzidenzen wie wir sie in Sachsen haben, bei etwa 2000», sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Rande des Grünen-Landesparteitags in Heidenheim. In Sachsen sind nach schweren Ausbrüchen rund ein Fünftel der Schulen ganz oder teilweise geschlossen. Die GEW im Freistaat spricht bereits von einem „Zusammenbruch im Bildungssystem“.

Schulöffnungen (fast) um jeden Preis: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Staatskanzlei Baden-Württemberg

Derzeit liegt die landesweite Inzidenz in Baden-Württemberg bei 525,3 (Stand Freitag, 16.00 Uhr). Zwei Kommunen liegen laut Landesgesundheitsamt nur knapp unter der Inzidenz-Marke von 1000: der Schwarzwald-Baar-Kreis (975,7) und der Landkreis Tuttlingen (987,4). Unter Kindern und Jugendlichen sieht das Bild noch schlimmer aus: Im Schwarzwald-Baar-Kreis beispielsweise liegt die Inzidenz unter den Fünf- bis 14-Jährigen bei 2.175. Das Landesgesundheitsamt weist aktuell landesweit für Fünf- bis Neunjährige eine Inzidenz von rund 1.200 aus, für Zehn- bis 19-Jährige von rund 1.100.

Trotzdem geht der dessen Chef-Epidemiologe Stefan Brockmann davon aus, dass die Schulen im Südwesten ohne Lockdown und Verschärfung der Quarantänemaßnahmen durch die Weihnachtszeit und die Ferien kommen werden. «Es wäre falsch zu sagen, dass mit den Kindern und Jugendlichen die vierte Coronawelle steht oder fällt», sagte Brockmann «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten». Er glaube nicht, dass Schulschließungen das Zünglein an der Waage werden. Er erwarte, dass die Schulen im Südwesten regulär in die Weihnachtsferien gehen und mit dem Unterricht im neuen Jahr starten können, sagte Brockmann.

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In der Debatte über Verbote und Einschränkungen hatten zuletzt die Lehrkräfte der baden-württembergischen Gymnasien gefordert, auch Schulschließungen nicht mehr auszuschließen. «Jede Überlegung zur Sicherung des Schulbetriebs muss jetzt auf den Tisch», hatte der Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, Ralf Scholl, gesagt. «Auch Schulschließungen dürfen angesichts der Corona-Infektionslage kein Tabu mehr sein.» Der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 9000 Gymnasiallehrerinnen und -lehrer in Baden-Württemberg.

In Sachsen, woran sich Kretschmann orientieren will, ist die Lage an den Kitas und Schulen längst außer Kontrolle. Die Corona-Inzidenz in Sachsen liegt derzeit bei über 1.200, es ist der mit Abstand höchste Wert bundesweit. Auch in Schulen geht das Virus um. Knapp 7.800 Corona-Fälle bei Schülerinnen und Schülern sowie rund 600 Fälle bei Lehrkräften meldete das sächsische Kultusministerium – allein vorige Woche.

Derzeit sind im Freistaat nach schweren Ausbrüchen ständig rund ein Fünftel aller Schulen ganz oder teilweise geschlossen. Generelle Schulschließungen seien, seitdem der Bundestag mit den Stimmen der Ampel-Koalition das Infektionsschutzgesetz geändert hat, nicht mehr möglich, erklärte die Landesregierung. „Die hohe Anzahl geschlossener Schulen und die Einschränkungen an Kitas sind eine Katastrophe mit Ansage“, meint die GEW-Landesvorsitzende Uschi Kruse. Denn das Kultusministerium verfolgt einen überaus lockeren Kurs. Bislang gab es zum Beispiel in Grundschulen nicht mal eine Maskenpflicht im Unterricht.

Und der lockere Kurs hat Konsequenzen: Sachsen weist mit Abstand die höchste Sterbequote im Zusammenhang mit Covid-19 auf: 275 Menschen pro 100.000 Einwohner sind im Freistaat nach einer Corona-Infektion gestorben – in Baden-Württemberg bislang „nur“ 107. News4teachers / mit Material der dpa

Philologen: Kurzfristige Schulschließungen dürfen kein Tabu mehr sein – sonst droht viel Schlimmeres

 

 

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