Bald wieder Willkommensklassen? Bildungsminister stimmen Schulen auf Flüchtlingswelle aus der Ukraine ein

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BERLIN. Der Ukraine-Krieg, damit ist zu rechnen, wird eine große Zahl von Flüchtlingen nach Deutschland bringen. Einmal mehr stehen die Schulen im Blickpunkt: Sie werden mit vielen Kindern umgehen müssen, die praktisch kein Deutsch sprechen. Die Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise von 2015 sollen helfen, die Herausforderung zu meistern. Berlins Regierende Bürgermeisterin Giffey spricht mit Blick auf die damaligen Willkommensklassen von einem Erfolgsmodell.

Viele Menschen – hier vergangene Woche am Bahnhof von Lviv – verlassen die Ukraine in Richtung Westen. Foto: Shutterstock

Thüringen will laut Bildungsminister Helmut Holter (Linke) geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine möglichst rasch Deutsch-Intensivkurse anbieten. Wenn die ukrainischen Flüchtlinge einen Aufenthaltsstatus bekommen, setze damit auch die Schulpflicht und ein Recht auf Bildung ein, sagte Holter am Mittwoch. «Da brauchen wir natürlich als erstes an den Schulen Deutsch-Intensivkurse, damit die Kinder und Jugendlichen überhaupt am Unterricht teilnehmen können», betonte der Linke-Politiker.

Dazu habe man Erfahrungen vor allem in den Jahren 2015/2016 gesammelt, als eine große Anzahl an Flüchtlingen nach Deutschland kam. Bisher hätten sich noch nicht viele ukrainische Familien gemeldet, aber das könne sich noch ändern. «Die Schulen müssen sich jetzt darauf einstellen, eine Willkommenskultur entwickeln und entsprechende Angebote für das Erlernen der deutschen Sprache vorbereiten», sagte Holter. Man wolle die Schulen dazu noch näher informieren, derzeit liefen die Vorbereitungen.

Ukrainische Flüchtlinge können sich zunächst 90 Tage in der EU aufhalten, ohne einen Asylantrag stellen zu müssen. Allerdings gibt es Pläne der EU, den Kriegsflüchtlingen unkompliziert einen deutlich längeren Aufenthalt zu ermöglichen. Dazu wollen die EU-Innenminister am Donnerstag beraten. Kommt es zu einer Einigung, könnten die Flüchtlinge in Deutschland schon bald einen Aufenthaltsstatus bekommen. Laut Holter sei damit auch die Schulpflicht für die Kinder verbunden.

«Wir brauchen die Lehrkräfte dafür, die müssen möglichst auch, wenn es irgend geht, Muttersprachler sein»

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hält sogenannte Willkommensklassen für aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche für wünschenswert. Allerdings lasse sich das nicht kurzfristig umsetzen. «Das braucht ein bisschen Zeit an Vorbereitung», sagte Giffey. Es sei aber nicht realistisch, schon in der nächsten Woche «ein Set an Willkommensklassen» zu haben. «Wir brauchen die Lehrkräfte dafür, die müssen möglichst auch, wenn es irgend geht, Muttersprachler sein.»

«Wir haben die Verpflichtung, die Kinder sehr zeitnah in Schule zu bringen», sagte die SPD-Politikerin. Das solle zunächst in den vorhandenen Klassen passieren. «Wenn in jeder Klasse ein zusätzlicher Stuhl steht für ein Kind mit entsprechender Ausstattung, ist das zu verkraften», sagte Giffey. «Das machen wir, das bereiten wir vor.» Die Willkommensklassen seien eine Perspektive für die Zeit danach.

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«Wenn es dann mehr werden und wenn es sich alles ein bisschen sortiert, ist natürlich das Thema Willkommensklassen ein Format, mit dem wir gute Erfahrungen gemacht haben», so die Regierende Bürgermeisterin. «Und das wird auch vorbereitet.» Giffey wies darauf hin, die eigenen Klassen für Geflüchtete aus Syrien seien nach 2015 ein Erfolgsmodell gewesen. «Ich stehe nach wie vor zu diesem Konzept.»

Eine Studie aus Berlin, die die praktische Arbeit mit Flüchtlingskindern an Berliner Grundschulen untersuchte, nährte seinerzeit allerdings Zweifel, ob es tatsächlich in solchen Sondergruppen gelingt, Kindern die deutsche Sprache zu vermitteln, wie News4teachers berichtete. Die Wissenschaftler sprachen sich für eine Integration der Kinder und Jugendlichen in den Regelklassen aus.

«Ein Schulbesuch gibt den Geflüchteten in dieser schweren Zeit auch ein Stück Alltagsstruktur und Normalität»

Auch Nordrhein-Westfalen will geflüchteten Kindern aus der Ukraine schnellstmöglich einen Schulbesuch ermöglichen. Angesichts der russischen Invasion bereite das Schulministerium in enger Abstimmung mit den Schulträgern alles Notwendige vor, hieß es am Dienstag auf Anfrage. «Mit großer Besorgnis blicken wir auf den Krieg in der Ukraine, der tausende Ukrainerinnen und Ukrainer zur Flucht zwingt», sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Darunter seien viele Kinder und Jugendliche. «Nordrhein-Westfalen steht zu seiner Verantwortung und heißt die Menschen, die sich bei uns vor dem Krieg in Sicherheit bringen, willkommen.»

NRW habe eine gute schulische Integrationsinfrastruktur, so dass Kinder und Jugendliche «schnell und flexibel» in den Schulen aufgenommen werden könnten, sagte die Ministerin. «Ein Schulbesuch eröffnet den Geflüchteten nicht nur Kontakt zu Gleichaltrigen, sondern gibt ihnen in dieser schweren Zeit auch ein Stück Alltagsstruktur und Normalität und damit das Gefühl von Sicherheit zurück.» Wie das konkret aussehen soll, dazu gibt es aber bislang keine Informationen.

Ihr sei bewusst, betonte Gebauer, dass die Schulen und die Schulträger derzeit bereits durch die Corona-Pandemie besondere Herausforderungen zu bewältigen hätten. «Wir werden daher nichts unversucht lassen, um zusätzliche Maßnahmen zur Unterstützung unserer Schulen auf den Weg zu bringen.» Schon jetzt unterstütze das Ministerium Lehrkräfte gezielt im Umgang mit dem Krieg in der Ukraine und habe ihnen eine digitale Materialsammlung zukommen lassen.

Der russische Einmarsch führe in großen Teilen der Schulgemeinde zu Unsicherheiten und Ängsten und werfe für alle Beteiligten schwer zu beantwortende Fragen auf, hieß es in einer Schul-Mail aus Düsseldorf. Im Umgang mit dem Ukraine-Krieg gehe es vor allem darum, verantwortungsvoll mit den Ängsten von Kindern und Jugendlichen umzugehen und den Schulfrieden auch bei etwaigen Konflikten zwischen Schülerinnen und Schülern zu sichern. News4teachers / mit Material der dpa

„Der Lehrplan ist nicht zu schaffen“: Wenn Schüler kaum Deutsch sprechen

 

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Palim
2 Jahre zuvor

In NDS muss man diese Stunden mühsam beantragen, sie werden bewilligt, um dann bei dem nächsten Ausfall einer Lehrkraft wieder kassiert zu werden.
DaZ-Unterricht ist somit per Erlass geregelt und doch nicht existent.
Den Kindern stünden wöchentlich bis zu 5 Stunden zu, man benötigt ein Konzept und Lehrkräfte, die dies unterrichten können, aber selbst das ist keine Garantie.
Also eine Aufgabe mehr, die in den Klassen von allen Lehrkräften zusätzlich erledigt werden soll.

Schlimm daran ist, dass es jetzt plötzlich wieder von Interesse ist, die Stunden in den vergangenen Jahren aber immer gestrichen wurden und es niemanden interessierte.

Realist
2 Jahre zuvor

Natürlich muss den Gefüchteten geholfen werden, aber den Spruch „«Wenn in jeder Klasse ein zusätzlicher Stuhl steht für ein Kind mit entsprechender Ausstattung, ist das zu verkraften», sagte Giffey.“ haben wir alle schon einmal in ähnlicher Form gehört. Statt die Schulen nach den Erfahrungen aus 2015 auf solche Situationen angemessen vorzubereiten, hat die Bildungspolitik auch hier wieder im Wesentlichen in Form von Aussitzen reagiert. Man hat im Prinzip weiter gemacht wie immer. Die typische „Kopf-in-den-Sand-steck“-Strategie der Verantwortlichen. Die Basis wird’s, wie immer, schon irgendwie richten.

Anne
2 Jahre zuvor

Ja, in NRW geht das „schnell und flexibel“, nämlich so: „Frau XY, das hier ist Z. Er/Sie kommt aus der Ukraine und ist ab jetzt in deiner Klasse. Sorry, dass du nichts vorbereiten konntest, keiner wusste, dass er/sie heute kommt. Nein, deutsch versteht Z nicht, das musst du so hinkriegen.“

trotzki
2 Jahre zuvor
Antwortet  Anne

Was wäre den die sinnvolle Alternative! Wie würden sie den an oberster Stelle reagieren.
Flüchtlingslager wie in Syrien und der Türkei aufbauen? …

Und wie Realist schon geschrieben, die „Basis“ wird es richten müssen und wird es irgendwie auch schon richten. Eine Wahl werden wir nicht haben.

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  trotzki

Es geht nicht darum, dass man sich diese Kinder nicht annehmen möchte, es geht darum, dass die Bundesländer nicht bereit sind, Aufgaben, die sie in Schulen geben, in entsprechendem Umfang mit Lehrkräftestunden zu unterstützen.
Die Lehrkraft soll im Rahmen des üblichen Deputats Unterricht halten und die Schulentwicklung stemmen,
sie soll die Inklusion inhaltlich vorbereiten und in ihrer Klasse ohne weitere Hilfe für unterschiedliche Unterstützungsbedarfe übernehmen,
sie soll die Sprachentwicklung fördern, einschließlich der Alphabetisierung von Kindern mit aktueller Migrationserfahrung.
Das ist Alltag und täglich ohne Ausgleich zu bewältigen.
Hinzu kommen noch diverse Beauftragungen und Ämter, Arbeitskreise für dies und das, Dokumentationen für vieles, zusätzlich natürlich auch weiter Dokumentationen für die Inklusion und die Sprachförderung etc.

Und gerade weil die Lehrkräfte diese Kinder nicht einfach in den Flur stellt oder ein „bin ich nicht für zuständig“ sagt, sondern sich zuständig sieht, werden die Länder auch weiterhin einfach die Aufgaben in den Schulen abkippen,
den Lehrkräftemangel mit einem Achselzucken hinnehmen und Instrumente der Qualitätssicherung erfinden, deren Aufwand auch in den Schulen abgeladen wird.
Anschließend gibt es hübsche Pressemeldungen, wie schön sich das Ministerium doch gekümmert hätte.

Wäre doch mal ein paar Meldungen wert:
„Land unterstützt die Schulen in der Inklusion mit eine zusätzlichen Lehrkraft für je 2 Klassen“
„Sprachförderkräfte mit qualifizierter Ausbildung arbeiten jetzt in jeder Schule und unterstützen die Sprachbildung, damit diese nicht allein unterrichtsimmanent erfolgen muss. Dies ermöglicht eine bessere Professionalisierung für alle, da die Ressourcen eine intensivere Auseinandersetzung und individuellere Förderung ermöglichen.“
„Schulen mit Kindern unterschiedlicher Unterstützungsbedarfe haben nun Therapeut:innen im Team, die bei der Förderung von Sprache, Motorik, Kognition, Alltagsbewältigung (…) einen Großteil der Förderung unterstützen können.“
„Dank der eingestellten Spezialisten konnten die Schulen die Digitalisierung nun umfassend umsetzen und sind auch in Zukunft gut versorgt, wenn es um Wartung, Administration und Neuanschaffung geht.“

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Palim
Danke.
So MÜSSTE es sein, WÜRDE man wirklich ein paar Monate ( besser: Jahre ) über die nächste Wahl hinausdenken und zum Wohle der Wähler bzw. aller ( ! ) Menschen im Land handeln.

heitergehtsweiter
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Sprachförderkräfte mit qualifizierter Ausbildung“ haben i.d.R. an Grundschulen eine Klassenleitung oder sind evtl. schwanger und können deshalb nicht gar nicht eingesetzt werden.
2015 durfte wir gerne auch drei zusätzliche „Stühle“ in einer Klasse aufstellen. Wo die derzeit bei den eh schon vollen Klassen noch hinsollen?
Vielleicht ändert Fr. Gebauer mal was daran, dass wir im Vergleich der Bundesländer nicht in NRW die größten Klassen in den GS haben, die bald noch größer werden dürften.
Nach meiner Erfahrung lernen die Kinder die neue Sprache in Kleingruppen sehr gut, dort sind sie auch bereit einander von ihrem Schicksal, dem Krieg oder ihrer Flucht zu erzählen. Dafür wird zusätzliches Personal benötigt, wo soll das bitte noch herkommen, wenn selbst die Versorgung mit einer konstanten Klassenleitung derzeit in vielen Fällen nicht möglich ist.
Vermutlich wird es darauf hinauslaufen, das der Sprachbildungsbeauftragte ein Konzept schreibt oder hervorholt, egal wie qualifiziert er oder sie ist, was dann bei einigen Krankheitsausfällen oder Versetzungen von derzeitigen Vertretungs- LuL leider nicht umgesetzt werden kann.
Aber „wir“ haben Alles möglich gemacht, werden die Kumis auf ihrer Webseite oder den in den Medien verbreiten.

trotzki
2 Jahre zuvor

zur Sprache: Wir sind schon ein Stück weiter im Gegensatz zu früher. Probieren sie doch eine Übersetzungs-App aus, dann werden auch die technischen Kompetenzen (auch der Schüler) geschult

Carsten60
2 Jahre zuvor

„die sinnvolle Alternative“
Naja, man könnte die Flüchtlinge in der großen EU irgendwie so verteilen, dass keine übermäßigen Probleme entstehen. Deutschland könnte ja einen generellen Lehrermangel geltend machen (der ist ja nun wahrlich keine Ausrede), den andere Länder so nicht haben. Westlich der Ukraine liegen erstmal etliche EU-Länder, die ja viel näher dran sind als Deutschland, Polen ist ja wohl schon aktiv. Aber was macht Ungarn mit dem Putin-Versteher an der Regierung? Wie es in unserer lieben EU so ist: die Sonntagsreden werden gehalten, aber nicht realisiert.

Alla
2 Jahre zuvor

„«Wir haben die Verpflichtung, die Kinder sehr zeitnah in Schule zu bringen», sagte die SPD-Politikerin. Das solle zunächst in den vorhandenen Klassen passieren. «Wenn in jeder Klasse ein zusätzlicher Stuhl steht für ein Kind mit entsprechender Ausstattung, ist das zu verkraften», sagte Giffey. «Das machen wir, das bereiten wir vor.» Die Willkommensklassen seien eine Perspektive für die Zeit danach.“
Das ist dermaßen zum fremdschämen, dass sich diese Frau mit so einer Äußerung an die Öffentlichkeit wagt!

„Wenn in jeder Klasse ein zusätzlicher Stuhl steht“: Ich würde auch noch einen Tisch vorschlagen, aber was weiß ich schon, bin ja nur GS-Lehrerin.
„für ein Kind mit entsprechender Ausstattung,“ Was ist ein Kind mit entsprechender Ausstattung? Ranzen, Federmäppchen, Bücher, Hefte, Arbeitshefte? Wer besorgt und bezahlt diese?
„Das machen wir, das bereiten wir vor.“ Nein, ihr macht das nicht und bereitet das auch nicht vor! Das machen die Lehrkräfte und Hausmeister an Schulen. Schmückt euch nicht mit fremden Federn!

Die BRD leistet sich den Bundesnachrichtendienst (BND) mit mehreren 1000 Mitarbeitern im In- und Ausland. Aber unsere Politiker scheinen kein bisschen besser informiert zu sein als Otto Normalbürger! JETZT bereiten sie etwas vor, um die Flüchtlingskinder in die Schulen zu bringen (einen Stuhl und „Ausstattung“!).

Die Sprachbarriere ist kein Problem, das weiß ich auch. Bin ein großer Fan der Klitschko-Brüder gewesen. Wenn diese sprachen, habe ich alles verstanden! Ukrainisch und Deutsch unterscheiden sich kaum! (Ironie off!!!)

Erinnert mich an einige jüngst vergangenen Krisen wie das Hochwasser.
Die „Vorbereitung“ der Politiker sah so aus, dass Sirenen abgebaut wurden, die irgendwann einmal durch eine Warnapp ersetzt werden sollten. Eine ganz tolle Idee, besonders für ältere Mitbürger, die die nicht vorhandene Warnapp auf ihr nicht vorhandenes Smartphone nicht installiert hatten und den Warnton deshalb in der Nacht nicht hörten!

Nur die in Deutschland gut funktionierende Kultur der Ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer hat noch Schlimmeres verhindert! Tausende von Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehren und des THW, hunderte von Bauern mit ihrem schweren Gerät, freiwilligen Helfern, Spendern von Sachspenden und Geldmitteln haben etwas bewirken können!
Während unsere Politiker, mir regelkonformen Gummistiefeln an den Füßen, sich erst einmal vom Hubschrauber aus einen Überblick über die Lage verschafften um anschließend auf dem Boden vage Versprechungen zu tätigen und „Betroffenheit“ zu zeigen. A.Laschet gelang selbst das nur teilweise.

Wird auch jetzt nicht anders sein. Unsere Afghanistan-Flüchtlinge/Helfer haben seit der Machtübernahme der Taliban eine kaum noch sichtbare Rolle gespielt und genauso wird es mit den Ukrainern sein. Ein Stuhl und ein Federmäppchen werden es richten, währen schon jetzt von privaten Initiativen Geld- und Sachspenden gesammelt werden, um die Flüchtlinge zu unterstützen, die in Turnhallen untergebracht werden können (Landkreis Vechta). Zumindest ist der Schulweg dann nicht so weit!

Im Moment kann man durch einen überbordenden Benzin/Heizölpreis noch jede Menge Steuergelder eintreiben und der Aktienkurs von Rheinmetall steigt! 100 Milliarden Euro für die bis dato kaputtgesparte Bundeswehr, schade dass ich keine Aktien in der Rüstungsindustrie habe! Könnte dann einige ukrainische Flüchtlingskinder mit dem Gewinn „ausstatten“!

Eleonore Neumann
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

Sie sprechen mir aus dem Herzen. Super!

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

@Alla
Auch Ihnen „Danke.“ für den Beitrag.

Und zum Punkt „Freiwillige“:
Ich habe in gegen 14 Uhr ( also aktuell ) in der ARD eine Live-Schalte zum Reporter auf dem Berliner Hauptbahnhof gesehen.
Die Hilfe ( Lebensmittel, Getränke, Fahrkarten, Wege erklären, Ausgabe von Hygiene-Artikeln, … ) erfolgt durch … RICHTIG: Freiwillige, gut organisiert.

Und dann gibt es noch das andere Berlin, mit Giffey&Co-Phantasia-Land-„Attraktionen“, dazu genügt heutzutage schon ein Stuhl.
Meine Güte!
Man will das Geschwaller nicht mehr hören/lesen.
Man will sich nicht mehr fremdschämen müssen.
Schön wäre es, wenn diese Schreibtischtäter ihre eigenen Stühle „spenden“ würden, nachdem sie die frei gemacht hätten zugunsten von … vielleicht Freiwilligen.
Dann wären auch auf einen Schlag eine Menge Räume da, ganze Gebäude ( gut erreichbar gelegen ) würden zeitgleich verfügbar.
Vermutlich würden die Freiwilligen auch da gut organisiert binnen 24 Stunden wenigstens die Strukturen ( auch von Schule und ihren Bedarfen ) VERSTEHEN.
Nochmal 24 Stunden später würde man nicht mehr davon plappern, „etwas“ „auf den Weg zu bringen“ – da wäre man vermutlich schon ins echte Handeln gekommen.

Stichwort „Handeln“.
Das werde ich jetzt auch mal wieder priorisieren und mich vom Schreiben von Posts wieder mehr aufs Lesen von Posts und andere Aufgaben verlegen.

Beste Wünsche an alle, die hier mitlesen!

kanndochnichtwahrsein
2 Jahre zuvor

» Schon jetzt unterstütze das Ministerium Lehrkräfte gezielt im Umgang mit dem Krieg in der Ukraine und habe ihnen eine digitale Materialsammlung zukommen lassen.“

Das war heute!
Nach einer Woche. Wir mussten spätestens letzten Donnerstagmorgen aktiv werden, die Fragen der Kinder beantworten – einige schon Tage vorher.

Das KM hinkt wie immer mit allem hinter der Entwicklung hinterher.

Das überdurchschnittliche Engagement wird den Unterschied machen.
Nicht das, was das KM „tut“…

Wir haben es immer schon gemacht, werden es diesmal machen und danach wird es bei der nächsten Krise wieder heißen: „Keiner konnte das wissen! Woher sollten wir wissen, dass wir Ressourcen hätten vorhalten müssen?“

Wer ein bisschen weiter guckt als die im KM, der weiß das alles seit 30 Jahren und länger.
Das konnte – musste – man voraussehen!!

Sie werden kommen, all die Menschen, die in ihrer Heimat nicht bleiben können – wegen Klimaveränderungen, Bürgerkriegen, kriminellen Überfällen auf fremde Staaten, Arbeitslosigkeit, Krankheiten und fehlender Gesundheitsversorgung… bis es uns selbst (be)trifft und unsere eigenen Strukturen zusammenbrechen, total überreizte Ressourcen ausgebrannt sind, die Gesellschaft in Lager verfällt, bis es Streit und Neid um „Begünstigte“ und die anderen gibt – bis wir das alles eben dann nicht mehr stemmen können oder bis wir persönlich nicht mehr können.
Schon heute fragen die ehemals Schüler: „Warum helfen jetzt alle, warum haben sie mir nicht geholfen…?“
Ich kann das erklären, kann ihnen sagen, dass ich finde, dass man jedem helfen muss, egal warum er kommt und welche Probleme er hat. Einige sehen das jetzt schon anders. Auch unter den zugewanderten Eltern.

Wenn Integration nicht wirklich gut gemacht ist und breit getragen wird, wird es sehr, sehr schwer.

Ich sehe mich/uns Lehrer nicht gut getragen, geschweige denn die Sache gut gemacht.

Zu Ende gedacht: Wenn wir das jetzt nicht gut machen, werden wir die künftigen Soldaten nicht haben oder die, die wir dann kriegen könnten, nicht haben wollen!
Um – wenn auch eigentlich vor meinem Gewissen nicht zu verantworten – das eigene Land oder die Staatengemeinschaft militärisch – wenn auch als letztes, allerletztes Mittel – schützen zu können, müssen wir bei der BILDUNG anfangen!
Lesen, schreiben und rechnen solltens ie können, die, die uns demnächst verteidigen müssten. Vor allem auch hakt es bei der Werte-Bildung!
Das haben wir jetzt zur Genüge erfahren!

Lehrer brauchen wir, Leute die Zeit und Nerven investieren – der Stuhl und das Federmäppchen sind zweit- oder drittrangig.
Solche kleinen Probleme lösen wir alle am Samstagabend kurz vor Mitternacht.
Lehrer backen können wir aber selbst wir erfahrenen und leidgeprüften Lehrer leider nicht!

Realist
2 Jahre zuvor

Und falls die Integration nicht klappt, haben wir doch gleich wieder den passenden Sündenbock: Hat sich die Lehrkraft nicht genug bemüht, dabei wurde doch von höchster Stelle ein Stuhl, die „Ausstattung“ (Mäppchen) und digitales Material zum Selberausdrucken bereitgestellt.

Nicht einmal vernünftig integrieren können die faulen Säcke. Dabei sollte das doch jeder Mathe-Lehrer spätestens im Studium lernen…

MeMyselfAndI
2 Jahre zuvor

… na Hauptsache es werden digitale Materialien zur Verfügung gestellt… dann kann ja nix mehr schief gehen und das Meiste wurde uns abgenommen, andere Probleme wird es ja nicht geben… (*Ironie off*)

TaMu
2 Jahre zuvor

Zunächst müssen traumatisierte und emotional belastete Kinder eine fundierte und liebevolle Behandlung bekommen, bevor sie gefördert und ganz schnell auch überfordert werden. Ich bin immer wieder verblüfft, wie die Schule als Allheilmittel dargestellt wird, bei Corona schon und nun womöglich auch bei Kindern, die unter Beschuss geflohen sind, die all das gesehen haben, was bei uns in den Nachrichten nur sehr vorsichtig teilweise gezeigt wird, damit die Ethik gewahrt bleibt. Diese Kinder und Jugendlichen mussten ihre Väter und Brüder in einem brutalen Krieg zurück lassen. Ich habe den Eindruck, dass sie nun in Deutschland schulpflichtig sein müssen, egal wie es ihnen geht. Ich glaube nicht, dass diese Kinder „funktionieren“. Dafür haben sie zu viel erlebt, was zuerst heilen muss. Wo sind die Psychologenteams, die das auffangen? In jeder Gemeinde müsste es ein Zentrum dafür geben. Schulpflicht statt Traumabehandlung ist wieder einmal die Billigantwort, die ich seit den letzten beiden Jahren sehr kritisch sehe. Selbstverständlich bin ich aber dafür, dass jedes Kind zur Schule gehen darf, wenn es bereit dafür ist!

kanndochnichtwahrsein
2 Jahre zuvor
Antwortet  TaMu

Ja, und Schule darf dann nicht „Schule wie immer“ sein.
Die Gleichmacherschule mit Prüfungen und Abschlüssen nach O815-Geldsparmodell geht gar nicht mit zugewanderten Kindern, vor allem nicht solchen aus Krisengebieten oder mit persönlichen Problemen.
Das ging aber noch nie.
Trotzdem hat Schule nicht die Freiheit, das beste für die Kinder zu tun, sondern muss Lehrer „abstellen“, die den Kindern in zwei Jahren Deutsch „beibringen“, sie in die „Schulpflicht“ zwingen, angeblich damit sie „chancengleich“ ihre Abschlüsse machen… manche halten so viel „normal“ einfach nicht aus, brauchen anderes.
Illusion ist noch eine milde Bezeichnung für diese Vorstellung vom Umgang mit diesen Kindern.
Wenn schon der „normale“ Schüler unter den ganz „normalen“ Umständen des Lernens leidet, sich verweigert oder Auszeiten nimmt, Ausweichverhalten oder Agressionen verschiedener Ausprägung zeigt, Verhaltensauffälligkeiten oder psychische Belastungssymptome entwickelt… wie kann man dann die nach zwei Jahren Pandemie akut aus Kriegsgebieten zugewanderte Kinder allein mit einem „Zusatzstuhl“ integrieren????

Die brauchen ganz was anderes. Vor allem brauchten sie, dass wir Lehrer flexibel handeln könnten. Wir investieren so viel, um Schule aufrechterhalten zu können – für alle Kinder – dann sollten wir das wenigstens so investieren können, dass es nach unserer Erfahrung den besten Erfolg für den einzelnen Schüler bringen kann.

Mit flexibleren Zeiten, weniger Lerndruck, kleineren Gruppen, zusätzlichen Bezugspersonen könnte viel mehr erreicht werden als das, was die KM uns zu erreichen vorgeben und zugestehen.

Pit2020
2 Jahre zuvor

@kanndochnichtwahrsein

„wie kann man dann die nach zwei Jahren Pandemie akut aus Kriegsgebieten zugewanderte Kinder allein mit einem „Zusatzstuhl“ integrieren????“

Das kann ich mir auch nicht vorstellen.
Allerdings fehlt mir auch die spezielle Spezialisten-„Kompetenz“ derer, die in den oberen Rängen die richtig tollen Ideen haben. … Ups! Ein bissl Ironie ist mir wieder reingerutscht, tatsächlich.
Bestimmt kommt morgen jemand besonders Schlaues ums Eck und hat noch eine bessere Idee, quasi eine … optimierte Idee so in der Art von: „Statt eines Stuhls empfiehlt Minister XYZ einen Melkschemel, da dieser flexibler einsetzbar ist und den zu integrierenden Kindern auch eine größere Mobilität ermöglicht (abgesehen vom Kostenfaktor, denn ein Stuhl hat VIER Beine und auch noch eine Lehne!).“ An dieser Stelle muss man sich den tosenden Applaus der geschlossenen Gesellschaft von Fachleuten 😉 vorstellen …

Im Ernst: Danke für Ihre Ausführungen, denen kann ich nur zustimmen.

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  TaMu

Ich bewerte es ein wenig anders:
a) Wenn man warten will, bis etwas geheilt ist, hat man eine Begründung dafür, warum man diesen Kindern alles Mögliche vorenthalten kann. Das haben Sie nicht so gemeint, es kann aber trotzdem dazu führen, dass weiter gespart wird.
b) Ich bin fest davon überzeugt, dass es vielen Kindern gut tut, unter Kindern zu sein, spielen zu können. Es nimmt die Sorgen nicht, aber es lenkt davon ab. Wie vielen Menschen fehlte unter Corona die Ablenkung, das Zusammensein, der Sport, die Musik … trotz Corona.
Dass es dabei auch Schattenfamilien gibt und Trauernde kommt hinzu und wird zu häufig vergessen. Ähnlich muss man bei den Flüchtenden die Sorgen bedenken, aber den Alltag nicht verwehren, sondern vehement Unterstützung einfordern, wenn ein winziges Bisschen davon in den Schulen ankommen soll.

Die Kinder werden vorher da sein! Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

AusderPraxis
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Palim
Ich glaube, niemand will den Kindern etwas vorenthalten. Aber der „Präsenzunterricht “ alleine wird es nicht richten, auch nicht mit Stuhl und Ausstattung, auch dann nicht, wenn zusätzlich ein Tisch bewilligt werden sollte.
Ich kann mir nicht vorstellen, was eine Flucht für ein Kind bedeutet! Aber ich weiß aus meiner Kindheit, was es bedeutet, plötzlich in eine Klasse geschoben zu werden in der ich die Sprache nicht verstehe, die Mitschüler nicht kenne, die Schrift nicht lesen kann, angestarrt zu werden, mich auf dem Schulhof wie ein Fremdkörper zu fühlen!
Und ich war keinesfalls ein Flüchtling, mein Vater war ein privilegierter Ausländer, der als Ingenieur das x-fache der einheimischen Bevölkerung verdiente. Wir lebten luxuriös, keinesfalls in Flüchtlingsunterkünften oder Turnhallen!
Trotzdem habe ich jeden Tag Angst vor der schulischen Situation gehabt. Nachmittags hatten wir Kinder eine Privatlehrerin, die uns in Sprache und Kultur unseres neuen Landes unterrichtete und auch manchmal vormittags zur Schule kam, um uns zu helfen!
Und wie geht es Flüchtlingskindern hier?
In Schulen, in denen jetzt schon aufgrund des Lehrermangels kein DaZ Unterricht stattfindet?
Wo eine Vertretung nach der anderen den „Unterricht“ übernimmt oder die Kinder auf andere Klassen aufgeteilt werden?
Wo Sozialpädagogen und Schulpsychologen Mangelware sind?
Wo einfach kein Personal und keine Zeit vorhanden ist, die Kinder zu unterstützen und zu begleiten?
Wo man sich nicht darauf verlassen kann, dass die „russischen“ Kinder, die zu Hause von „RT“ beeinflusst sind, die Neuankömmlinge nicht mobben? Ich verstehe weder Russisch noch Ukrainisch! Und ja, es ist jetzt schon extrem schwierig, gegen die News von „Russia Today“ anzureden!
So gerne ich den ukrainischen Kindern ein herzliches Willkommen in Deutschland bereiten möchte, mit Slogans wie „Wir schaffen das“ ist es nicht getan!
Leider ist von „oben“ nicht mehr zu erwarten! Wie auch? Es gibt einfach kein Personal!

Sissi
2 Jahre zuvor

@ TaMu
Danke!