„Die Mehrheit sind Reformer!“ Vier von fünf Schulleitungen stellen den althergebrachten Fächerkanon infrage

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BERLIN. Deutschland braucht eine „neue Kultur des Lernens“, damit Schulen zukunftssicher werden. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Umfrage unter Schulleitungen des FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie aus Berlin im Auftrag von Cornelsen. Danach ist für 82 Prozent der Befragten die gebundene Ganztagsschule das Modell der Zukunft, das ganz wesentlich zur Chancengleichheit in der Bildung beitragen kann. Sogar der althergebrachte Fächerkanon steht zur Debatte: 82 Prozent halten diesen nicht mehr für zeitgemäß und fordern eine grundlegende Überarbeitung.

Schulleiterinnen und Schulleiter würden mit ihren Kollegien gerne mehr gestalten, als sie derzeit können. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Was muss Schule künftig für junge Menschen leisten? Unter Deutschlands Schulleiter:innen herrscht darüber große Einigkeit. Praktisch alle Befragten (97 Prozent) sind der Meinung, dass Schulen die Chancengleichheit in der Bildung ermöglichen müssen. 92 Prozent setzen dafür auf individuelle Förderangebote, um allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden. Und 93 Prozent wünschen sich, dass im Unterricht mehr Lebenskompetenzen vermittelt werden, um Schüler:innen besser auf das Erwachsensein und die Arbeitswelt vorzubereiten.

Weitere wichtige Themen sind „Digitale Bildung und Mündigkeit“ (92 Prozent), „Gesundheit und Ernährung“ (90 Prozent) sowie „Demokratie“ (88 Prozent). Eine wichtige Rolle im Schulalltag spielt die Digitalität. So haben 97 Prozent angegeben, dass Schüler:innen den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien in der Schule lernen sollten. Darüber hinaus sehen viele die Möglichkeiten, die digitale Technologien für den Schulalltag bieten. 87 Prozent der Schulleitungen glauben, dass Apps und andere digitale Programme in Zukunft individualisiertes Lernen – und damit auch die Chancengleichheit – unterstützen können. Rund acht von zehn Schulleitungen (78 Prozent) sind außerdem überzeugt, dass sich das Schulmanagement durch die Einbindung technischer Hilfsmittel vereinfachen lässt.

Die Ganztagsschule ist für Schulleitungen das Modell der Zukunft – insbesondere in einer gebundenen Form

Es gibt eine klare Tendenz zu einer stärkeren inhaltlichen und fächerübergreifenden Verflechtung von Unterrichtsinhalten. Jede zweite Schulleitung (51 Prozent) nennt projektorientiertes Arbeiten als Zielmodell, 28 Prozent würde eine fächerübergreifende Konzeption ausreichen, 20 Prozent stehen dem interessengeleiteten Lernen offen gegenüber.

Die Ganztagsschule ist das Modell der Zukunft: Insbesondere in einer gebundenen Form ermöglicht sie Schüler:innen aus Sicht der Schulleitungen, den eigenen Interessen entsprechend über einen längeren Zeitraum und in Gemeinschaft zu lernen und sich zu entfalten. Der gebundene Ganztag wird als ausgleichender Faktor für Bildungschancen gesehen (82 Prozent).

Deutschlands Schulleitungen sehen also große Veränderungen auf die Schulen zukommen, die sie auch gerne vorantreiben würden. Sie wollen mehr gestalten und wünschen sich Freiräume. 80 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass sich Schulleitung auf die Strategie- bzw. die Unterrichtsentwicklung und den Lernerfolg der Schüler:innen konzentrieren sollte. Daher wünschen sich 75 Prozent eine bessere Aufgabenverteilung und Entlastung auf der Leitungsebene. Um Lernschwierigkeiten, Leistungsdruck, familiären Herausforderungen und einem guten Miteinander gerecht zu werden, fordern zwei von drei Schulleitungen den Ausbau multiprofessioneller Teams als zentralen Baustein, um Schule weiterzuentwickeln.

Schulleitungen fordern mehr Autonomie und Gestaltungsfreiheit: Dazu gehören neben der Befugnis zur Ausgestaltung der schulischen Bildung (77 Prozent) eine umfassendere Entscheidungsbefugnis bei der Auswahl des Personals (54 Prozent), die eigenständige Organisations- und Unterrichtsentwicklung (46 Prozent) sowie Mittelvergabe (44 Prozent).

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Fast drei Viertel aller Schulleitungen (72 Prozent) schauen unzufrieden auf das vergangene Jahr zurück

Der Alltag sieht allerdings anders aus. Rund die Hälfte der Befragten gibt an, maximal drei Stunden pro Woche für das Thema Schulentwicklung zur Verfügung zu haben. Was beschäftigt Schulleitungen derzeit am stärksten? 67 Prozent nannten digitale Ausstattung, 62 Prozent bauliche Themen, 58 Prozent die Digitalisierung des Unterrichts und 54 Prozent die Personalgewinnung. Einen Großteil der Arbeitszeit beanspruchen administrative Aufgaben. Immerhin 54 Prozent der Schulleitungen verbringen damit wöchentlich mehr als 10 Stunden.

Das mag vielleicht ein Grund sein, weshalb fast drei Viertel aller Schulleitungen (72 Prozent) unzufrieden auf das vergangene Jahr zurückschauen. Doch obwohl die meisten Herausforderungen noch auf ihre Lösung warten – die Zukunft sieht die Mehrheit der Befragten positiv. Denn immerhin 52 Prozent gaben an, der Zukunft optimistisch entgegenzusehen.

Bei der Interpretation der Ergebnisse zeigt sich der renommierte Bildungsforscher Prof.  Klaus Hurrelmann, der an der Studie beteiligt war, überrascht: „Wer hätte das gedacht? Die Mehrheit der deutschen Schulleiterinnen und Schulleiter sind Reformer. Die Cornelsen Schulleitungsstudie widerlegt das Bild von Schulleitungen als bürokratischen und einfallslosen Behörden. Die befragten Schulleiterinnen und Schulleiter leugnen nicht, dass es in deutschen Schulen immer noch verkrustete Strukturen gibt, die tief im Alltag verankert sind. Aber genau diese wollen sie überwinden.“

„Als Schüler mit einer komplizierten Schullaufbahn weiß ich: Schulleitung ist in unserer Gesellschaft eine Schlüsselrolle“

Weiter betont er: „Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der Schulleitungen in Deutschland ihre Rolle aktiver und souveräner wahrnehmen möchte als bisher, aber dafür nicht die politische und rechtliche Unterstützung erfährt.“

Die Cornelsen Schulleitungsstudie wurde 2021/2022 erstmals durchgeführt. Dafür hat das FiBS mehr als 1.100 Schulleiterinnen und Schulleiter unterschiedlicher Schulformen und in ganz Deutschland online befragt, welche Erwartungen sie an die Schule der Zukunft haben. Mit 50 Schulleiter:innen wurden ergänzend tiefergehende Einzelinterviews geführt. Das FiBS hat die Studie unter Beteiligung von Hurrelmann realisiert. Dieser hat ein ganz eigenes Verhältnis zu Schulleiter:innen: „Als Schüler mit einer komplizierten Schullaufbahn weiß ich: Schulleitung ist in unserer Gesellschaft eine Schlüsselrolle, die von Bedeutung für die gesamte weitere nicht nur bildungspolitische, sondern auch familien-, kultur- und kommunalpolitische Entwicklung ist.“ News4teachers

Hier lässt sich die vollständige Studie herunterladen.

Schulleitungskongress: Frust über Corona-Politik, Anerkennung vom Bundespräsidenten

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Georg
1 Jahr zuvor

Das Gesamtschulsystem scheint so notwendig zu wirken, weil es echte gymnasiale Kinder im Sinne von denen, die vor 30 Jahren das Abitur mit einem Schnitt unter 2,5 geschafft hatten, immer weniger gibt, und gleichzeitig der Abiturschnitt auf 60% steigen soll. Das alles wird sich bitter rächen.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@ Georg
Eine merkwürdige Definition, was echte gymnasiale Kinder sind. Finden Sie nicht auch selber?

Woher wissen Sie denn, dass es immer weniger gibt?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Willkommen zurück. Die Antwort wissen Sie selbst. Vergleichen Sie die Lehrpläne von damals mit heute und überlegen Sie, wer von der heutigen Schülerschaft die damaligen Anforderungen bewältigen könnte.

Den Rest erledigt der demographische Wandel, weil die ehemals gymnasiale Klientel später und weniger Kinder in die Welt setzt.

Tina+2
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Der Film „Idiocracy“ lässt grüßen 😉

Und ja Georg, ich stimme Ihnen insofern zu, dass ich es erschreckend finde, wenn Kinder im 5. Schuljahr auf dem Gymnasium nicht flüssig (vor-)lesen können.

War das vor 30 Jahren auch schon so? Sind die dann wirklich in der richtigen Schulform?

Tina+2
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tina+2

Und noch ein Gedanke:

Sind diejenigen Kinder, die schon im 4. Schuljahr Nachhilfe bekommen, um es mit Ach und Krach aufs Gymmi zu schaffen, wirklich dafür geeignet? Ist da nicht eine permanente Überforderung oder gar das Scheitern vorprogrammiert?

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@ Georg
„Den Rest erledigt der demographische Wandel, weil die ehemals gymnasiale Klientel später und weniger Kinder in die Welt setzt.“

Hier lässt Herr Sarrazin durch Sie grüßen

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Widerlegen Sie mich bitte durch Statistiken.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Das Gesamtschulsystem – ja welches den, IGS oder KGS?

Hier wird wieder der Erfahrungshorizont mit dem Radius Null als Standpunkt vertreten.

Wenn etwas mehr 40% der Grundschüler in eine gymnasiale Laufbahn wechseln, dann müssen fast 60% eines Jahrganges immer noch schulisch versorgt werden. Und in diesen 60% sind die Leistungsunterschiede deutlich größer als bei den 40% am GY. Machen Sie doch einfach einen Vorschlag, wie Sie für die 60% einen Schulabschluss, der auch einen Übergang ins Berufsleben ermöglicht gestalten wollen.
Gy mit AHR und dem Studienwunsch „iregendetwas mit Medien“ ist auch nicht zielführend für die Allgemeinheit. Dann doch lieber HSA und eine abgeschlossene Klempnerausbildung.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Die Art der Gesamtschule interessiert mich nicht, es geht ja bei der Umfrage um den Abiturschnitt.

Wiedereinführung des Leistungsprinzips und Wiederbelebung des Hauptschulabschlusses auf einem abgemessenen Niveau für praktisch begabte Jugendliche, Realschule für auch kaufmännisch (auch, wenn wegen KI viel kaufmännisch wegfallen wird), Gymnasium für akademisch. Dazu die Elternverantwortung.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@ Georg
„… für praktisch begabte Jugendliche“: Diese schwachsinnige Formulierung „liebe“ ich. Ich hoffe nur, dass Ihr Zahnarzt oder Chirurg auch praktisch begabt ist.
Haben Sie noch nicht mitbekommen, dass der Mythos von den 3 Begabungstypen aus dem vorletzten Jahrhundert widerlegt ist?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ja, nur Kann man die AHR außer am GY auch an einer GE oder einem BK ablegen. Der Schnitt ist übrigens außer in NC-Fächern vollkommen obsolet. Entweder man har die AHR oder eben nicht. Beim Führerschein fragt Sie auch keiner nach der Punktzahl im Test.

Es soll sogar Studierende ohne AHR geben, die einen besseren Studienabschluss hingelegt haben als ehemalige Gymnasial-Entlassene.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

„Abgemessenes Nieveau“ – diese Freud’sche Vertipper passt zu Ihrer Vorstellungswelt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Danke für den Hinweis. Das Niveau wird heute wirklich abgemessen — in kleinen Schritten bei den zentralen Prüfungen. Angemessen ist es dadurch aber nicht mehr.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

@ Georg
Sie sind gut. Sie stellen Behauptungen ohne Belege auf und fordern mich auf, Ihre unsubstantiierten ad hoc Meinungen (siehe PaPo zur Wissenschaftspropädeutik) durch Statistiken zu widerlegen. Ein rationaler, ernst gemeinter Diskurs sieht anders aus!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Meine Aussage war:

Die Bevölkerungszahl in Deutschland würde ohne die Migranten schrumpfen. Das liegt daran, dass die ethnisch deutschen Frauen im Durchschnitt sowohl weniger Kinder kriegen als auch beim ersten Kind älter sind als die ethnisch nicht deutschen Frauen. Der gymnasiale Anteil ist bei ethnisch deutschen Kindern im Schnitt nach wie vor höher, wenn auch zwangsläufig mit absteigender Tendenz, als bei ethnisch nicht deutschen Kindern.

Sie haben mich der Falschaussage bezichtigt. Wenn das so sein sollte, dann widerlegen Sie meine Konkretisierung bitte. Das sollte nicht so schwierig sein.

@Bernd, Hirn, Unfassbar usw. : Ich möchte hiermit keine Ausländerdebatte anstoßen, es geht mir nur um die Statistik. Mir ist auch bewusst, dass Gerd Möller genau weiß, was ich meinte, dumm ist er ja nicht.

HerrWirfHirnVomHimmel
1 Jahr zuvor

Georg sehnt sich nach der Mitte des letzten Jahrhunderts zurück. Dass es dahin zum Glück nicht mehr zurück geht, wird er wohl nie verstehen.

Georg
1 Jahr zuvor

Zeiten, in denen die kleinste Abweichung vom als richtig definierten Narrativ mit wüsten Beschimpfungen niedergebrüllt wird, wären zur Abwechslung mal wieder ganz angenehm. Es muss wieder auf den Inhalt ankommen, nicht auf die Quelle.

Im Übrigen hat die Abkehr vom Leistungsprinzip langfristig den Niedergang einer Gesellschaft zufolge. Dagegen, den Niedergsng, sollten sogar Sie etwas haben.

HerrWirfHirnVomHimmel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Was auch immer…
Wo sind hier wüste Beschimpfungen Georg? Was ist das als richtig definierte Narrativ? Das existiert doch nur in deiner Fantasie.
Die Frage ist doch eher, wieso du immer noch denkst, es gäbe ein zurück ins letzte Jahrhundert. Du solltest dich mit den heutigen Gegebenheiten abfinden und nach Lösungen im hier und jetzt suchen. Alles andere ist wirklich unprofessionell.

Georg
1 Jahr zuvor

Ich mache genügend Vorschläge, die jedoch nicht in Ihr wokes Weltbild passen. Passen Sie bloß auf, dass Sie selbst für Twitter nicht irgendwann selbst zu rechts werden.

HerrWirfHirnVomHimmel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Welche Vorschläge denn Georg? Du beschwerst dich doch immer nur. Mehr kommt doch nie. Habe auch kein wokes Weltbild. Mit rechts kennst du dich besser aus, da bin ich leider raus.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Seit wann sind homogene Gruppe, Leistungsprinzip, hohe Anforderungen usw. keine Vorschläge?

Sie gehen ausschließlich auf die persönliche Ebene, rein emotional, unsachlich, voll auf Linie und damit neofeministisch-linksgrün und damit woke. Von Ihrer Position bin ich wohl tatsächlich rechts. Zum Glück.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

qGeorg – rechts? Hinterweltlerich trifft’s eher.
’ne homogene Schülergruppe – ja wo wollen sie denn die her nehmen? Schülergruppen sind genauso wie andere Gruppen per se inhomogen, da sie aus Individuen bestehen.
Was Sie unter Homogenität verstehen ist zwangsweise Gleichschaltung. – Und die gibt es rechts wie links. Da sind sie nämlich in den Konsequenzen unterschiedlos, da in beiden Fällen diktatorisch. Die Gleichschaltung ist nämlich Folge von Repression.

HerrWirfHirnVomHimmel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

In deiner rechten Gedankenwelt will ja auch keiner leben Georg. Soviel Wahn hält ja niemand aus.

Nochmal: deine homogenen Gruppen gibt es nicht mehr. Finde dich damit ab oder such dir nen anderen Beruf liebe Studienrat.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@dieckbank Zwangshomogenisierung im Sinne von Gleichstellung auf niedrigem Niveau finde ich viel dramatischer als aus Schülern das Maximum rauszuholen, was möglich ist. Das Gesamtschulsystem in dem Sinne ist keine Diktatur, aber Kommunismus oder Marxismus. Der hat, wie auch Sie wissen sollten, noch nie funktioniert.

HerrWirfHirnVomHimmel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Na endlich da ist dein Trauma wieder Gerog. Der böse Kommunismus oder Marxismus. Drunter machst du es nicht, wenn es um deinen Feind die Gesamtschule geht. Dass du dich damit so dermaßen lächerlich machst, merkst du bestimmt schon wieder nicht.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Was ist am Kommunismus besser als am Kapitalismus? Bitte am Beispiel der DDR kurz vor der Wende verdeutlichen. Danke. Insbesondere müssen Sie erklären, weshalb überzeugte westdeutsche Antikapitalisten nicht scharenweise in die DDR geflohen sind oder es zumindest versucht haben. Klientel wie aus der Roten Flora und der Rigaer Straße meine ich damit zum Beispiel.

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich glaube, mit Homogenität ist ausgänglich ein engeres Spektrum einer gewissen Leistungshomogenität kognitiver und motivationaler Art gemeint. Also Schülergruppen, bei denen es abseits der Standardabweichungen in der Leistung hier und da insg. keiner Binnendifferenzierung bedarf, weil sie alle prinzipiell gleich beschulbar sind und unter Maßgabe des gleichen Bildungsziels beschult werden.

Wenn ich am Gymnasium in einer Q1 im Englischunterricht 3/4 Schüler sitzen habe, die einfachste Syntax und grundlegendes Vokabular nicht beherrschen, sprachunabhängig mit gar nicht soooo komplexen Phänomenen (Inhalten, Ideen etc.) überfordert sind, nicht nur keinerlei intrinsische Motivation zeigen, sondern ein Verhalten zeigen, dass ich sie wie kleine Kinder disziplinieren muss (und nein, das ist kein Problem, das exkl. an meiner Person festgemacht werden kann), dann ist das halt ein Problem.

Ebenso, wenn ich ähnliche Probleme in Unter- und Mittelstufe habe, weil dort Schüler sitzen, für die andere Schulformen geeigneter wären. Ich unterrichte nicht zieldifferent, das kann auch am Gymnasium nicht die Maßgabe sein. Zudem habe ich mich expl. für ein Gymnasium und keine Gesamtschule entschieden.

Wir brauchen diese leistungshomogen Gruppen, wollen wir das Abitur am Ende nicht noch weiter entwerten

HerrWirfHirnVomHimmel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich kann dir bei deinem Trauma nicht helfen Georg. Das musst du selbst in die Hand nehmen.
Du hast die Gesamtschule mit dem Kommunismus verglichen, nicht ich. Und der Vergleich ist von dir zu belegen. Sonst ist es nur eine Behauptung.
Wie jemand anderes hier schon treffend schrieb: das einfordern von Belegen, obwohl man selbst immer nur unbelegte Behauptungen aufstellt, ist echt daneben. Aber das kennen wir von dir Georg ja nicht anders.

Bodo
1 Jahr zuvor

Dass die „heutigen Gegebenheiten“ (Schülerschaft, Elternhaus, Zugangsmöglichkeiten, abgesenkte Lernniveaus) also doch so ganz anders sind, wird von Ihnen wenigstens anerkannt.

Xxx
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Meine Mutter, Bauerntochter, musste in den 60ern dem Apothekersohn in der Grundschule immer Mathe erklären. Quizfrage: Wer von beiden ging aufs Gymnasium und machte Abitur?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Xxx

Die Zeiten sind glücklicherweise bzgl. Schulwahl und leider zunehmend bzgl. Mathehilfe seit Jahrzehnten vorbei.

Tom
1 Jahr zuvor

Sorry @Georg, klingt für mich lebensfremd.
Da gibts die Baustelle „Gy mit AHR i.V.m. Studienabbrecher“. Schon oft war der Weg ins Akademische gleich kurz nach dem Abi so einfach erstmal zu Ende. Für einige schloss sich dann die Berufsausbildung ab, für die man aber kein AHR benötigte. Das Leben ist eben keine Einbahnstraße, auch nicht für SuS aus Gymnasien, die ‚fürs akademische‘ ausewaehlt sind.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tom

Das verbietet auch keiner. Man könnte aber die schulischen Anforderungen wieder so weit erhöhen, dass „wissenschaftspropädeutik“ keine leere Hülse mehr ist.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@ Georg
Sie nutzen aber gerade Wissenschaftspropädeutik als leere Hülse. Aber nicht nur Sie.
Kenne keine Definition, was damit eigentlich gemeint ist. Wird eher als Abgrenzungs- und Selektionsinstrument genutzt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Die Schülerinnen und Schüler sollen gerne in der Mittelstufe für sich selektieren, ob die Oberstufe etwas für sie ist, und in der Oberstufe, welche Fächer auf Hochschulniveau etwas für sie sein könnten. Das beziehe ich sowohl auf Interesse als auch auf Bewältigen können. Dafür müssen allerdings die Anforderungen wieder massiv angehoben und die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler gestärkt und gefordert werden,

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Der Leistungsgedanke wird ja auf diversen Ebenen (systemisch) immer mehr konterkariert:
Viele Kollegen vermeiden (versetzungsrelevante) Defizitbenotungen (zumindest, wenn nicht noch eine Mehrheit der Kollegen dies mit gleicher Notengebung stützen), weil man…

… (I) damit im Ernstfall ggf. ein exorbitantes, unverhältnismäßiges Mehr an Arbeit haben könnte: Es könnte z.B. ein Widerspruch drohen. Die Hürden für das Einlegen eines Widerspruchs sind ja ein Witz, denn dieser kann komplett formlos und ohne Begründung erfolgen. Die Kollegen sind aber ungeachtet dessen ggf. zu wochenlanger Arbeit genötigt, da man hier (ganz im Widerspruch zum in dubio pro reo-Prinzip) seine ‚Unschuld‘ beweisen muss. Ein entsprechender Widerspruchsfall in jüngerer Vergangenheit, ob erfolgreich oder nicht, kann ein Kollegium entsprechend längerfristig sensibilisieren und u.U. auch einen Dammbruch bei entsprechenden Sorgeberechtigten führen.

… (II) entsprechenden Konflikten (generell) aus dem Weg gehen will, Sorgeberechtigten, Schülern, der Schulleitung etc.

… (III) eine gewisse Bindung zu seinen Schülern aufgebaut hat und deren Leistungen (infolge eines entsprechenden Bias) u.U. zu gutmüt bewertet.

… (IV) oftmals in Konkurrenz zu anderen Schulen ist und sich auch mit den Kollegen im eigenen Haus vergleichen lassen muss und es dort eben eine Noteninflation und es dort auch aus den skizzierten Gründen eine Abwärtsspirale geben kann. Ein Bsp.: Wenn unsere Schüler systematisch bei uns rigider bewertet würden als an anderen Schulen im Kreis, wir also im Mehr angemessenere, aber schlechtere Noten verteilen würden, hätten wir zum einen das Problem, dass wir unseren Schülern schlechtere Startmöglichkeiten für das Berufs- bzw. Studentenleben mitgeben würden, zum anderen würden unsere Anmeldezahlen noch weiter sinken, weil Sorgeberechtigte das für ihre Kinder natürlich nicht wollen… ein Teufelskreis.

Zudem sind geringere Bestehenshürden etc. ja auch politisch so gewollt, von den Bezirksregierungen bis hin zum Ministerium. Praktisches Beispiel aus meinen Fächern:
Während man früher bei nur 50 % erzielter Punkte bestenfalls ein „mangelhaft“ hatte, hat man jetzt ein „ausreichend“ (ggf. mit einem Minus). Man kann also die Hälfte falsch haben und hat dennoch bestanden. Mit einem Blick auf manche Bewertungsraster (in den i.w.S. sozialwissenschaftlichen Fächern) ist es in manchen Klausuren z.T. fast unmöglich, ein „mangelhaft“ zu bekommen, wenn man nicht komplette Aufgaben gar nicht(!) bearbeitet.

Und Letzteres ist diesbzgl. nur die Spitze des Eisberges.
Weitere Probleme sind ja evident:

An vielen Schulen gibt es in der Mittelstufe und selbst in der gymnasialen Einführungsphase gar keine Tendenznoten, also bspw. keine Differenzierung zwischen 4+, 4 und 4-…

Manchem käme jetzt mglw. auch die Kompetenzorientierung als ein Problem in den Sinn, aber nicht die Kompetenzorientierung ist das Problem, vorausgesetzt man realisiert, dass pragmatisches Wissen, Methoden und Techniken (also das „know how“ resp. die Kompetenz) nicht isoliert von inhaltlichem Fachwissen (Daten, Fakten etc.) existiert. Das eigtl. Problem ist die Orientierung an Lern- statt an Lehrzielen.Man ist zu sehr darauf bedacht, dass am Ende bei allen auch alle Lernziele zwingend ankommen, da gibt es dann scaffolding, wird der Schüler quasi über die Schwelle zum Erfolg getragen, wird das Niveau gesenkt, als sei jeder zu allem in der Lage, würde er nur entsprechend unterstützt, geleitet etc. – eine an Naivität kaum zu überbietende Idee:
Jeder Lehrer dürfte (eine Variante) einer sehr bekannten Karikatur kennen, in der eine Reihe von Tieren (Vogel, Affe, Elephant etc.) vor einem Lehrer aufgereiht steht und letzterer instruiert: „Zum Ziele einer gerechten Auslese lautet die Prüfungsaufgabe für Sie alle gleich: Klettern Sie auf dem Baum!“ Hier wird genau das gerade Kritisierte insinuiert, alle müssten auf die Spitze des Baumes befördert werden, ansonsten wäre die Aufgabe ungerecht… dabei hat der karikaturist ja shcon unbedacht selbst das problem dargestellt: Es sind nicht alle gleich, es haben nicht alle die selben Fähigkeiten und auch nicht dieselben Potenziale, dieselben Ziele zu erreichen.

Auch deshalb sind ja Selektion und Allokation Hauptaufgaben eines Lehrers.
Schule soll Menschen nach ihrer Befähigung(!) auf eine mögliche Rolle in dieser pluralistischen, freiheitlich-demokratischen Grundordnung als eigenverantwortliche und gemeinschaftsfähige demokratische Staatsbürger vorbereiten, der gesellschaftlichen Nichtpartizipationsfähigkeit von Bürgern (die diese Bezeichnung dann nicht mehr verdient hätten) einerseits und damit anomischen Gesellschaftstendenzen andererseits vorbeugen.

Und auch deshalb hat das Konzept der Einheitsschule, hat die Gesamtschule ein strukturelles Problem. Trickle-Down-Effekte zugunsten leistungsschwächerer Schüle, die von leistungsstärkeren Schülern profitieren können sollen, haben ja keinerlei strapazierfähigen empirischen Beleg… insb. (I) nicht in überfüllten deutschen Unterrichtsräumen, (II) nicht angesichts der exorbitanten Stundendeputate für die Lehrer an diesen Schulen, die zudem im immer zunehmenderem Maße mit zusätzlicher (zudem i.d.R. unbezahlter) Mehrarbeit (Konferenzen, Verwaltung etc.) belastet werden, so dass sie (selbst bei entsprechender Motivation) überhaupt keine Zeit mehr haben, adäquate Binnendifferenzierungen zu kreiren, durchzuführen und zu evaluieren, und (III) nicht angesichts entsprechender Probleme bei der Schülerschaft (Motivation, Disziplin, Leistungsfähigkeit). Regelmäßig mündet das in einer Anpassung nach unten hin………

Bei all dem Gerede übers Fordern (der Leistungsstärkeren) und Fördern (der Leistungsschwächeren) ist es am Ende nur Letzteres. Die Schwachen dominieren die Schulformen und überfüllten einzelnen Klassen/Kurse allerorts. Liegt an den oben skizzierten Mechanismen, die die eigentliche Aufgabe von Lehrern, die Selektion und Allokation, unterminieren, i.V.m. dem Problem, dass in den meisten Bundesländern die Grundschulen nicht mehr verbindlich die Kinder zu weiterführenden Schulen zuweisen, sondern nur noch eEpfehlungen geben, denen die Eltern im Gros nicht folgen… wer will sein Kind schon an der Hauptschule anmelden, wenn man es direkt am Gymnasium anmelden könnte, dort könnte es ja doch klappen. Ein Unding. Unsere Gymnasien werden immer mehr zu Gesamtschulen. Das sind längst keine Instituionen mehr mit einer tendenziell homogenen, besonders Leistungsfähigen Schülerschaft.

Wichtig wäre damit eine Rückbesinnung auf Lehrziele: Der Lehrer vermittelt Kompetenzen (im oben skizzierten Sinne)… und die die Schüler kommen damit zurecht oder nicht, denn nur darauf kann Selektion und Allokation überhaupt basieren. D.h. nicht, dass es nicht Hilfestellung etc. geben soll, wir dürfen ja auch nicht in das Extrem verfallen zu glauben, jeder könnte alles auf Anhieb richtig oder eben nicht. Wir sollten uns aber zum Wohle unserer Gesellschaft und(!) der Schüler vom naiven Irrglauben verabschieden, dass jeder Schüler alles kann, wenn man ihn nur entsprechend fördert, als wären alle Menschen kognitiv/intellektuell gleich leistungsfähig etc., als wären Probleme etwa nur das Problem vermeintl. Unterschiedlicher ‚Lerntypen‘. Und wir sollten i.d.S. auch bedenken, dass zur Feststellung von Leistungsfähigkeit auch gehören kann, bspw. Probleme mit konkret vorgegebenen Methoden und ggf. Hilfsmitteln in einer konkreten Form und innerhalb eines konkreten Zeitrahmens zu lösen: Wenn zur Lösung einer Aufgabe Person A zwei Zeitstunden innerhalb einer Klausur zur Lösung braucht, Person B aber erst nach zwei Wochen zu Hause und nach unzähligen Förderversuchen zum gleichen Ergebnis kommt, ist die Leistungs- bzw. Entsprechende Problemlösefähigkeit faktisch nicht die gleiche.

Aber nein, man muss ja eine Abiturientenquote erfüllen und sei es nur auf dem Papier und nicht bei der tatsächlichen Befähigung, dass wir dann XX % an Abiturienten haben, die nicht lediglich die Studierberechtigung, sondern die -befähigung haben.

Ungenommen dieser Einwände ist es natürlich legitim und angemessen, bspw. über konkrete Lehrinhalte und auch -methoden zu diskutieren.

tl:dr
Viel wichtiger wären (I) kleinere Klassen, (II) mehr Lehrer, die (III) stärker entlastet werden, damit sie (IV) ihrem eigtl. Kerngeschäft nachgehen können, auch ohne dass das (V) von außen (pol. Prestigeprojekte, Wünsche von Personensorgeberechtigten, pädagogische/didaktische Trends ohne empirische Fundierung etc.) torpediert wird, (6) eine Rückbesinnung auf den Leistungsgedanken (statt Kuschelpädagogik, die ausschl. ‚vom Kind her‘ denkt) bei (7) gleichzeitiger Aufwertung (bzw. Wiederherstellung der Relevanz) von Hauptschulen und Realschulen etc.

Und zum Stichwort Wissenschaftsprpädeutik…
Ist doch eigtl. ganz simpel, was damit gemeint ist, nämlich „die Hinführung zu wissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen, zu Methoden des Erkenntnisgewinns und allgemein zu Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorien“ (wikipedia.de). Also u.a. die Heranführung bzw. Vermittlung von kritisch-rationalem (intersubejktivierbarem) Denken auf Grundlage von Hermeneutik, Heuristik und Empirie, auch disziplinspezifisch, also im Grunde dieAufklärung gegen unsubstantiierte ad hoc Meinungen auf Grundlage von Emotionen, Gefühligkeit, unkritisch-affirmativer Reproduktion u.ä.
Da greifen die Fächer auch im Idealfall ineinander, wird bspw. in Mathe Stochastik vermittelt, betrachtet man in Sozialwissenschaften die (darauf basierenden) Methoden und Techniken empirischer Forschung, appliziert man das ganze beim naturwissenschaftlichen Experiment etc.
… kann man nicht früh genug mit anfangen, sollte viel mehr in den Fokus rücken und schulformübergreifend stattfinden, dann hätten wir mglw. ein viel kleineres Schwurblerproblem, als es der Fall ist.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

PaPo
„… Also u.a. die Heranführung bzw. Vermittlung von kritisch-rationalem
(intersubejktivierbarem) Denken auf Grundlage von Hermeneutik, Heuristik und Empirie, auch disziplinspezifisch, also im Grunde die Aufklärung gegen unsubstantiierte ad hoc Meinungen auf Grundlage von Emotionen, Gefühligkeit, unkritisch-affirmativer Reproduktion u.ä.“ und „… kann man nicht früh genug mit anfangen, sollte viel mehr in den Fokus rücken und schulformübergreifend stattfinden, dann hätten wir mglw. ein viel kleineres Schwurblerproblem, als es der Fall ist.“

Ja, damit bin ich voll einverstanden. Das sollte aber für alle Schüler gelten und nicht als Selektionskriterium für den Besuch einer bestimmten Schulform missbraucht werden.

In Zeiten der Hochkonjunktur von Verschwörungstheorien umso dringender
Beste Grüße

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

@ PaPo
„…Also u.a. die Heranführung bzw. Vermittlung von kritisch-rationalem (intersubejktivierbarem) Denken auf Grundlage von Hermeneutik, Heuristik und Empirie, auch disziplinspezifisch, also im Grunde dieAufklärung gegen unsubstantiierte ad hoc Meinungen auf Grundlage von Emotionen, Gefühligkeit, unkritisch-affirmativer Reproduktion u.ä.“
und
„… kann man nicht früh genug mit anfangen, sollte viel mehr in den Fokus rücken und schulformübergreifend stattfinden, dann hätten wir mglw. ein viel kleineres Schwurblerproblem, als es der Fall ist.“

Ja, da stimme ich Ihnen voll zu. Das muss aber für alle Schüler gelten und nicht als Selektionsinstrument für bestimmte Schulformen, wie es Georg meint, benutzt werden.
Das ist gerade in Zeiten der Hochkonjunktur von Verschwörungstheorien notwendig.
Beste Grüße Gerd Möller

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Sie wissen, dass PaPo im Endeffekt genauso wie ich eine Rückbesinnung auf leistungsorientierte leistungshomogene Klassen fordert?

Tom
1 Jahr zuvor

Defizite fallen mir spontan bei der Digitalisierung und der Lehrerausbildung ein. Der „schwarze Peter“ liegt nicht allein bei der Schülerschaft.

laromir
1 Jahr zuvor

Außer im Bereich „was mit Medien“ sehe ich bei uns leider wenig Reformwillen, was frustrierend ist, wenn man gerne mal was anders machen würde. Und ja, Real- und Hauptschule sollten gestärkt werden und SuS auf eine gute Ausbildung vorbereiten. Was sagt schon ein Abitur, wenn es am Ende alle machen können, aus? Und es gibt auch genügend Erkenntnisse, dass eine zu große Heterogenität keinem wirklich nutzt. Zumindest nicht, wenn das System ist, wie es ist. Offene Lernkonzepte mit Prüfungen für alle nach 9, 10 und dann eben Abi, wäre was. Aber dafür sind sind Gebäude nicht ausgelegt, die Lehrpläne nicht gestaltet und Personal gibt es dafür auch nicht genug. Von daher alles utopisch. Allerdings sollte man, so lange es eben noch das aktuelle System gibt, auf dem Gymnasium eben auch gymnasialen Niveau unterrichten können. Das ist leider in vielen Klassen nicht mehr möglich. In manchen Klassen schaffen nur noch 1/3 bis 1/4 der SuS wirklich gut die Anforderungen von vor 5 Jahren. Die Hälfte schwimmt irgendwie und der Rest kämpft ab Klasse 5, spätestens in Klasse 7 mit dem Stoff. Nach der 10 sind viele nicht für die SekII bereit, teils durch die Arbeitshaltung, teils intellektuell, Teil durch falsche Vorbereitung. Früher hat Sek II Spaß gemacht, jetzt ist es manchmal ein Kampf die Kinder irgendwie durchzubringen. Das sieht es für eine Studium nicht gut aus. Ohne Abi allerdings oft keine Ausbildung, weil Vermutet wird, daß RealsSus noch schlechter sind. Ein Teufelskreis und unbefiredigend für alle.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

@Gerd Möller, bitte entkräften Sie das, Danke. Aber nicht durch reformpädagogisches Geschwurbel.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@Georg (30.3; 14:04)
zu den Begabungstypen:
Ihr Rückgriff auf Begabungstypen sollte mittlerweile durch einen weiten psychologischen und pädagogischen Konsens überwunden sein. Es handelt
sich dabei um die Dichotomie zwischen praktischer Begabung auf der einen und theoretischer Begabung auf der anderen Seite.
Dazu schreibt Elsbeth Stern, die renommierte Kognitionspsychologin der UNI Zürich:
„Verfechter des gegliederten Schulsystems argumentieren gern damit, dass es »begabungsgerecht« sei, also die Kinder ihren Fähigkeiten und Talenten entsprechend fördere. Die Hauptschule für den praktisch-handwerklich Begabten, das Gymnasium für den theoretischwissenschaftlich Begabten und die Realschule für einen Begabungstyp, der irgendwo dazwischen liegt. An diese Aufteilung haben sich viele so sehr gewöhnt, dass sie sie als naturgegeben betrachten. Nun ist die Gewohnheit eine starke Macht, doch eine wissenschaftliche Begründung für die Gliederung des Schulsystems entlang der unterschiedlichen Begabungen der
Schüler gibt es nicht“ (Stern 2006).

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Leider hinter einer Paywall, aber die Überschrift genügt schon:

https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/viele-eltern-ueberschaetzen-dieintelligenz-ihrer-kinder/story/24570705

Jetzt sind Sie wieder dran.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@ Georg
Ja, gerne und auch ohne paywall. Überschriften reichen wohl bei der Bildzeitung, aber nicht in seriösen Publikationen:
http://www.in-einer-schule-gemeinsam-lernen-bw.de/sbw/wp-content/uploads/2016/02/Stern-Elsbeth-neu.pdf

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Danke, hat nur nichts mit dem lesbaren Teil des Artikels zu tun. Falsche Elternentscheidungen sind ja hauptursächlich für das überwiegende Einbahnstraßensystem bei Schulformwechseln. Wenn Intelligenz zudem zur Hälfte genetisch bedingt ist, müssen gerade Kinder mit unterdurchschnittlicher Intelligenz umso mehr arbeiten, um mit stark überdurchschnittlichen, aber lernfaulen Kindern mithalten zu können. Das geht in halbwegs homogenen Gruppen am besten.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Bei den Übertrittsquoten ist doch klar, welche Schulform die Schule ist, die hauptsächlich die Grundschüler*innen übernimmt – folglich die Hauptschule ist.

Wenn in Folge der hohen Übertrittsquoten an die GY und des demographischen Wandels eine ortsnahe Beschulung im SekI-Bereich aufrechterhalten bleiben soll, dann muss es integrierte oder Kooperative Schulformen für den SekI-Bereich geben. Mir gefiele im übrigen – auch um die leidige Diskussion ad absurdum zu führen – reine OberstufenGymnasien, also Schulen einzig und allein der SekII, die für alle Inhaber*innen eines FOR-QE oder FOR-QQ offenstehen, um so die Vergleichbarkeit der Abschlüsse herzustellen.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

„80 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass sich Schulleitung auf die Strategie- bzw. die Unterrichtsentwicklung und den Lernerfolg der Schüler:innen konzentrieren sollte. Daher wünschen sich 75 Prozent eine bessere Aufgabenverteilung und Entlastung auf der Leitungsebene. “

Die 80% kriegen ihre Fleißbildchen – sehr schön gelöst!
Aber die 75% müssen ihre Hausi echt nochmal machen, die steckt ja voller Denkfehler, also wirklich …

PS: Mich hat übrigens noch immer niemand angerufen vom Kulturminnersterium, ob ich Schulleiter machen will. Mama ist es Wurst und Fraulau hat auch gelächelt, als ich ihr meine Idee gesagt habe. Deshalb fülle ich mich volle kompetent. Ich weiß auch schon viel über Disziplin-Masnamen, aber das muss unter uns bleiben bitte.

anonyma
1 Jahr zuvor

Ich habe nur noch die Schnauze voll von ständigen Reformen, die großmäulig immer wieder eine „neue Kultur des Lernens“ versprechen, aber im Endeffekt vor allem Schrott fabrizieren.
Ein Luftschloss nach dem anderen wird gebaut und wer genau hinguckt, statt dauernd nur leere Versprechungen irgendwelcher Schlaumeier nachzuplappern, um ja als kluger und fortschrittlicher Mensch dazustehen, kann sich nur noch die Haare raufen.

Tom
1 Jahr zuvor

Es ist doch vollkommen egal, wo jemand sein Abitur macht (Gym, IGS, GemeinSch, BK,…). Hauptsache man hat dann das Abi.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tom

Niveau ist auch egal, Hauptsache das Zeugnis der Fäule äääh Reife.

Tom
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@Georg: Der spätere Brötchengeber sucht sich die für ihn geeigneten Bewerber selbst aus. Die Einstellungstests gewinnen nicht unbedingt die „reinen“ Gymmer mit Notenschnitt von 1,… Neben dem Abitur spielen z.B. außerschulische Kompetenzen eine sehr große Rolle. Auch so ein bisschen Erfahrung in den Bereichen Integration und Inklussion können da von Vorteil sein. Viele G9er aus Gemeinschaftsschulen machen nach der Schule einen tollen Weg. Die Welt ist eben nicht schwarz-weiß.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tom

Eben darum kann man gerne das Niveau am Gymnasium wieder so weit anheben, dass ein Abitur mit 1,x wieder etwas aussagt.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Sagt nur nichts aus.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Bei heutigen Abitur nicht. Da haben Sie recht. Bei dem Ihrer Großeltern schon. Das gilt auch für die damaligen Real- und Hauptschulabschlüsse.

Taratuga
1 Jahr zuvor

Die Unterrichtsstunden sollten eher auf 40 Minuten reduziert, maximal 6 Unterrichtsstunden am Tag unterrichtet und der Unterricht erst um 8:30 Uhr begonnen werden. Das würde die Schule erheblich humanisieren und durch ausgeschlafenere Schüler einen höheren Lernerfolg bewirken.

Tom
1 Jahr zuvor

@Georg, liest sich wie die berühmte Rolle rückwärts, frei nach dem Motto: „Früher war alles besser.“ War es das wirklich?

In dem Forum hatte ich an anderer Stelle von ‚Gymnasiasten und Resteschülern‘ (sinngemäß) gelesen. Wie vernebelt muss man bei solchen Sichtweisen sein?

Ein Abitur kann man eben nicht nur auf einem Gymnasium machen. Das ist gut so, nennt man auch Bildungsgerechtigkeit. Für mich waren öffentliche bzw. staatliche Gymnasien nie die sogenannten Kaderschmieden von Eliten
Warum? Hier gab / gibt es auch solche leicht vergessene Karrieren: 1.) Studienabbrecher, 2.) Berufsstudenten 3.) erwerbslose bzw. (gefühlt) unterbezahlte Akademiker etc. Ich bekenne mich zu meinen Oberstuflern (G9) auf meiner Gemeinschaftsschule. Das sind tolle SuS, die ihren Weg gehen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tom

Wenn man ganz ehrlich ist, die Übertrittsquoten an das Gymnasium beachtet und die Bewerbungsmöglichkeiten ohne Abitur oder gar mit Hauptschulanschluss, dann ist das mit der Resteschule leider nicht von der Hand zu weisen. In einigen Jahren wird es vermutlich Bachelor und Resterampe für den Arbeitsmarkt bedeuten, weil dann sogar Abitur und Berufsausbildung nicht mehr zählt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tom

Ach ja: Augen auf vor der Studienwahl gilt heute mehr denn je angesichts der Studentenflut. Mit einem Bachelor in was mit Medien oder vielen geisteswissenschaftlichen Disziplinen kann man in der richtigen Partei noch Berufspolitikerin werden, in der freien Wirtschaft wird das schwer, als Mann sowieso. Im Handwerk körperlich arbeiten ist ja nicht mehr gewünscht.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@ Georg
ich gebe es auf, Ihre vielen Stereotypen und Vorurteile aufzuarbeiten. Sie wollen aus Ihrer Blase ja gar nicht raus. Sprechen Sie aber bitte nicht mehr von Wissenschaftspropädeutik!

Halleluja
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Soviel Unwissenheit und Vorurteile in einer Person ist schon wirklich bemerkenswert Georg. Da macht dir so schnell niemand was vor. Chapeau

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Halleluja

Klären Sie mich auf. Gerd Möller tut sein bestes, wenngleich Leistungsorientierung und Wissensvermittlung bei ihm weit hinter Abitur für alle stehen, Sie bleiben auf der emotionalen Konfrontationsebene, also ohne Inhalt. Ich habe zum Beispiel noch immer nicht verstanden, was an der Reaktivierung von Dingen, die in früheren Zeiten besser waren als heutzutage, so schlimm sein soll. Das machen die Grünen doch auch, nur noch einige Jahrzehnte weiter zurück und mit Dingen, die nicht besser funktionierten oder mittelfristig großen Schaden anrichteten.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor

@ Georg
Doch noch ein Kommentar:
Wie kommen Sie darauf, dass ich gegen Leistungsorientierung und Wissensvermittlung und Abitur für alle bin. Ich bin allerdings gegen Sortierung und Ausschluss von Schülerinnen und Schülern in einer Schulstruktur, die ihre Wurzeln in der Ständeschule des vorletzten Jahrhunderts hat.
Ich bin allerdings erstaunt, wie Sie darauf kommen, dass „Dinge(n), (die) in früheren Zeiten besser waren als heutzutage“. Was meinen Sie denn damit?

Tom
1 Jahr zuvor

Es sollten alle SuS ein Abitur machen dürfen, die das Zeug dazu haben und es wollen. Das muss nicht auf einem Gymnasium erfolgen.

Tom
1 Jahr zuvor

Und der Übergang in die gymnasialen Oberstufe entscheidet sich nach Klasse 10- und nicht mit einer „Abschulung“ nach Klasse 6.

Heidger Brandt
11 Monate zuvor

Liebe Redaktion,

da der Text, anders als bei den Einstellungen, bei der Implementierung wahrscheinlich zufällig seine Gliederung verloren hat und deshalb im Prinzip nicht mehr lesbar ist (auch wenn ihn hier kaum jemand lesen wird), anbei noch einmal die leicht veränderte Endfassung. Und vielen Dank.

Mit herzlichen Grüßen,
Heidger Brandt

Eine kritische Analyse

Die Mehrheit sind Reformer!resümiert die Überschrift des Berichts zur rund 100 Seiten starken „Schulleitungsstudie 2022“ Schule zukunftsfähig machen“, beauftragt und herausgegeben vom Cornelsen-Verlag, einem der größten Anbieter von digitalen Bildungsmedien. Und „Vier von fünf Schulleitungen stellen den althergebrachten Fächerkanon infrage.“

Zugleich wird deutlich: Es geht um die „Reform“ des bestehenden Schulsystems, genauer, wie sich im Verlauf der „Studie“ zeigt, um die Abwicklung des bereits deutlich erodierten mehrgliedrigen deutschen Schulsystems und seines lehrergeführten Fachunterrichts.
Angeblich fordert die überwältigende Mehrheit der Schulleitungen eine neue Kultur des Lernens“, damit Schulen zukunftssicher“ werden.

Was mit „zukunftssicher“ gemeint ist, wird nicht definiert. Aus den Fragestellungen ergibt sich jedoch die Konstruktion einer Schule, die Chancengleichheit“ herstellt, indem Lehrerinnen und Lehrer in „multiprofessionellen Teams“ „experimentelles und kreatives“ „gemeinsames Lernen von Schülern und Lehrern“ inszenieren und „individualisiertes Lernen“ mit „digitalen Tools“ und „Apps und anderen Programmen“ in „inklusiven Gruppen“ im „gebundenen Ganztag“ „begleiten“. Vom Träger des Unterrichts, der den Bildungsprozess plant, initiiert, gestaltet und durch die unmittelbare Interaktion zwischen Lehrer und Schülern zu den gewünschten Lernzielen und Entwicklungserfolgen führt, werden Lehrerin und Lehrer zu Betreuern des „selbständigen“ und „interessengeleiteten Lernens“ mit digitalen „Programmen“.

Angeblich ist es diese Schule, die von den Schulleitungen alsSchule der Zukunft“ gesehen wird.

Ein Blick auf die tatsächlichen Aussagen ergibt ein anderes, gegenteiliges Bild.

Gelinde gesagt handelt es sich bei den Ergebnissen der „repräsentativen Befragung“ um die gezielt freie Überinterpretationen von Antworten auf Suggestivfragen. Fragen, die so formuliert sind, dass sie zu den gewünschten Antworten führen. Und um die Umdeutung von nicht erwünschten Ergebnissen der Befragung. Die „Studie“ ist damit weder wissenschaftlich noch seriös, sondern hochgradig manipulativ angelegt.

Dies beginnt bereits mit dem Umstand, dass das Proporz-Verhältnis offen bleibt: Wenn minutiös aufgelistet wird, dass an der „repräsentativen Befragung“ „insgesamt 1.116 Schulleiter:innen aus allen 16 Bundesländern beteiligt“ waren, „darunter 171 stellvertretende und 24 kommissarische Schulleitungen“, stellt sich doch die Frage, weshalb keine Information darüber erfolgt, wie viele Grund-, Förder-, Haupt-, Real-, Gemeinschafts-, Gesamtschul- und Gymnasialschulleitungen teilgenommen haben?
Eine solche Information ist aber essentiell, wenn mitgeteilt wird, dass „für 82 Prozent der Befragten die gebundene Ganztagsschule das Modell der Zukunft“ ist, „das ganz wesentlich zur Chancengleichheit in der Bildung beitragen kann.“

Wird genauer auf die Formulierung geschaut, ergibt sich, dass 82 Prozent der Schulleitungen es lediglich für möglich halten, dass „die gebundene Ganztagsschule ganz wesentlich zur Chancengleichheit beitragen kann“.Alles im Konjunktiv. Daraus zu schließen, dass die Schulleitungen in der gebundenen Ganztagsschule“ das Modell der Zukunft“ sehen, ist eine Überinterpretation und wird den Befragten in Form einer Behauptung als Kuckucksei untergeschoben:
Die Ganztagsschule ist das Modell der Zukunft: Insbesondere in einer gebundenen Form ermöglicht sie Schüler:innen aus Sicht der Schulleitungen, den eigenen Interessen entsprechend über einen längeren Zeitraum und in Gemeinschaft zu lernen und sich zu entfalten. Der gebundene Ganztag wird als ausgleichender Faktor für Bildungschancen gesehen (82 Prozent).“

Diese Aussage in der Studie, dass der „gebundene Ganztag … als ausgleichender Faktor für Bildungschancen gesehen“ wird, im übrigen eine Aussage, die jeder Pädagoge bestätigen wird, heißt aber nicht, dass 82 Prozent der Schulleitungen die „gebundene Ganztagsschule“ als generell zukünftiges Schulmodell ansehen, wie durch die vorgestellte Behauptung unterstellt wird.

Offen gelassen wird zudem, welche Schulform sich hinter der gebundenen Ganztagsschule“ verbirgt, die angeblich als Modell der Zukunft“ gesehen wird.
Aus dem Kontext kann gefolgert werden, dass die eine Schule für alle“ gemeint ist und nicht etwa ein „gebundenes Ganztagsgymnasium“.
Für eine Zwangsverpflichtung der Gymnasiasten zur Nachmittagsanwesenheit an mindestens drei Wochentagen wird es mutmaßlich keine Zustimmung von den Schulleitungen und schon gar nicht von den Eltern und Schülern der Gymnasien geben, die in einem großen Umfang vielfältigen Nachmittagsaktivitäten wie Unterricht an Musikschulen, diversen Leistungssportarten wie Turnen, Tanzsport, Ballett, Leichtathletik, Schwimmen, Hand- und Fußball in Vereinen bis hin zu Reiten und umfangreicher Pferdebetreuung auf Ponyhöfen und damit dem Bedürfnis nach eigener Freizeitgestaltung außerhalb der Schule nachgehen.

Das Gegenteil ist denn auch der Fall: Gerade die „eine Schule für alle“ mit ihrer „Total-Inklusion“ auch von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf, die den Schulleitungen von den Autoren der Studie als „Schule der Zukunft“ angedichtet wird, wird mit großer Mehrheit abgelehnt: Der Blick auf die im – offensichtlich von den Autoren selbst erstellten – Bericht nicht zitierten Frageergebnisse zeigt, dass die „Integrierte Schule“ als Einheitsschule für alle explizit nicht gewünscht ist. So stimmten lediglich „8% der Schulleitungen“ der Aussage zu, „dass die Differenzierung in verschiedene Schulformen später erfolgen sollte.“

Das heißt im Umkehrschluss: 92 Prozent befürworten die frühe Differenzierung nach verschiedenen Schulformen.
Und heißt weiter, dass die Überführung des gegliederten Schulsystems in die „eine Schule für alle“ mit großer Mehrheit abgelehnt wird: Lediglich „20% der Schulleitungen sprechen sich für ein integrierendes Schulsystem aus, in dem alle Kinder bis zum jeweiligen Abschluss ganztägig gemeinsam lernen. Dabei ist der Wert an Schulen, die zum Abitur führen, mit 16% etwas niedriger.“

Das heißt: 80 Prozent der Schulleitungen, bei Schulen die zum Abi führen sogar 84 Prozent, sprechen sich gegen ein „integrierendes Schulsystem aus, in dem alle Kinder bis zum jeweiligen Abschluss ganztägig gemeinsam lernen.“

Bei den Schulleitungen der Gymnasien wird die Ablehnung noch einmal deutlich höher liegen, was nicht mitgeteilt wird.

Im Folgenden wird Schritt für Schritt auf die Etablierung eines generellen, angeblich gewollten digital individualisierten“ Lernens hingearbeitet:

Dies beginnt mit der immer wieder betonten Chancengleichheit“, die sich ebenso wie die Inklusion, das individualisierte Lernen und die Digitalität wie ein roter Faden durch die „Studie“ zieht:
Was muss Schule künftig für junge Menschen leisten? Unter Deutschlands Schulleiter:innen herrscht darüber große Einigkeit. Praktisch alle Befragten (97 Prozent) sind der Meinung, dass Schulen die Chancengleichheit in der Bildung ermöglichen müssen.“
Ebenso wenig wie „zukunftssicher“ wird auch nicht definiert, was mit „Chancengleichheit“ konkret gemeint ist. Aber wer würde schon behaupten, dass die Herstellung von „Chancengleichheit“ nicht das Ziel ist?

Aus dem Kontext wird jedoch deutlich: Die „individuelle Förderung“ durch „digitale Tools“ in inklusiven, klassenübergreifenden offenen Gruppen der „gebundenen Ganztagsschule“ soll bzw. wird, so das dahinter stehende Versprechen, das Wunder der Herstellung von „Chancengleichheit“ vollbringen.

Eingegangen wird dagegen nicht auf den Sachverhalt, dass „Chancenungleichheit“ bzw. extrem ungleiche Voraussetzungen für den Bildungserfolg bereits bei der Geburt und maßgeblich in der frühkindlichen Entwicklungsphase geschaffen und manifestiert werden und später, nach Eintritt in die Schule, nur noch in seltenen Fälle ausgeglichen werden können.

So ist es denn wohl auch kein Zufall, dass keine einzige Frage und keine einzige Forderung nach den tatsächlich notwendigen Maßnahmen zur Erhöhung von Chancengleichheit erscheint:
1. Die Forderung nach einer frühkindlichen bzw. vorschulischen Förderung von Kindern aus sogenannten bildungsfernen Familien, insbesondere wenn dort kein Deutsch gesprochen wird.

2. Die Forderung nach einer Lösung des wachsenden Problems, dass in den Grundschulen bereits 50 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund haben, Tendenz durch weiter zunehmende (Armuts-)Zuwanderung aus den „Krisenstaaten“ rund um Europa aber auch Südost-Europas stark ansteigend, ohne dass das deutsche Schulsystem dafür personell ausgestattet ist und ohne die komplexen Folgen im Blick zu haben, die sich für die Funktionsfähigkeit des Bildungssystems und die Gesellschaft insgesamt ergeben, wenn diese innerhalb weniger Jahrzehnte durch anhaltende Massenzuwanderung aus anderen Kulturkreisen bei eigener, auf Aussterben stehender Geburtenrate vollständig neu formatiert wird.

3. Verstärkt durch das Problem, dass eine große Anzahl von Kindern bereits eingebürgerter Migranten, die in der Statistik nicht mehr als Menschen mit Migrationshintergrund geführt werden, teilweise selbst in der 3. Generation nur rudimentäre Deutschkenntnisse mitbringen aber dennoch eingeschult werden und die Schule in erschreckend hoher Zahl als funktionale Analphabeten und ohne berufliche Perspektive verlassen.

4. Entsprechend fehlen Forderungen nach einer flächendeckenden frühkindlichen Sprachförderung und der Wiedereinrichtung der – weggesparten – Vorschulen.

5. Und die Forderung, dass Kinder erst in den Regelunterricht eintreten dürfen, wenn sie diesem folgen können, um Unterricht für alle zu ermöglichen und das Unterrichten für Lehrerinnen und Lehrer überhaupt leistbar zu machen.

Statt dessen ergibt sich aus den Fragen: „92 Prozent setzen dafür auf individuelle Förderangebote, um allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden.“
Und: „Weitere wichtige Themen sind „Digitale Bildung und Mündigkeit“ (92 Prozent).“, wobei bereits die unmittelbare Verknüpfung von „digitaler Bildung“ und „Mündigkeit“ fragwürdig ist, wenn die „individuellen Förderangebote“ in Form der Übergabe des „Bildungsweges“ an einen „digitalen Coach“ erfolgen.

Nach einem kurzen Einschub anderer Anliegen heißt es wieder:
Eine wichtige Rolle im Schulalltag spielt die Digitalität. So haben 97 Prozent angegeben, dass Schüler:innen den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien in der Schule lernen sollten.
– Wer würde dem widersprechen oder es anders sehen? – Um so zum eigentlichen Anliegen zu kommen:
Darüber hinaus sehen viele die Möglichkeiten, die digitale Technologien für den Schulalltag bieten. 87 Prozent der Schulleitungen glauben, dass Apps und andere digitale Programme in Zukunft individualisiertes Lernen – und damit auch die Chancengleichheit – unterstützen können.“

Damit ist zugleich der Zielpunkt wie in einer Beweisherleitung erreicht:
Das „individualisierte Lernen“ mit „Apps und anderen digitalen Programmen“ kann „Chancengleichheit unterstützen“. – Auch alles wieder im Konjunktiv der Suggestivfrage, denn wer will oder kann schon behaupten, dass individualisierte Lernprogramme keine Hilfe sein können? Das bedeutet aber nicht, dass der Einsatz von „Apps und anderen digitalen Programmen“ gefordert oder generell gewünscht wird. Dieser Eindruck soll aber abschließend entstehen.

Auch die Eingangsbehauptung, „Vier von fünf Schulleitungen stellen den althergebrachten Fächerkanon infrage“, stellt sich bei genauerer Betrachtung der in der Studie zitierten Formulierung anders dar: „Es gibt eine klare Tendenz zu einer stärkeren inhaltlichen und fächerübergreifenden Verflechtung von Unterrichtsinhalten“, heißt es hierzu.

Auch dies bedeutet nicht, dass die Gliederung von Unterricht bzw. Schule nach Fächern infrage gestellt wird. Offenbar wurde lediglich an die tatsächlich sinnvolle Verknüpfung von Inhalten gedacht, die jedes Fach in den Kontext des großen Ganzen stellt, wie auch von den Lehrplänen vorgesehen.

Schaut man auf die Zahlen und Aussagen zum Unterricht, ergibt sich ebenfalls keine Erhärtung der Aussage, dass „vier von fünf Schulleitungen den althergebrachten Fächerkanon infrage“ stellen: „Jede zweite Schulleitung (51 Prozent) nennt projektorientiertes Arbeiten als Zielmodell, 28 Prozent würde eine fächerübergreifende Konzeption ausreichen, 20 Prozent stehen dem interessengeleiteten Lernen offen gegenüber.“

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Aussagen von Prof. Hurrelmann als frei erfunden:

Bei der Interpretation der Ergebnisse zeigt sich der renommierte Bildungsforscher Prof. Klaus Hurrelmann, der an der Studie beteiligt war, überrascht: ,Wer hätte das gedacht? Die Mehrheit der deutschen Schulleiterinnen und Schulleiter sind Reformer.´

Auch die folgenden Feststellungen sind gezielte Überinterpretationen:
Die Cornelsen Schulleitungsstudie“ würde das „Bild von Schulleitungen als bürokratischen und einfallslosen Behörden“ widerlegen. – Einmal davon abgesehen, dass das „Bild“ von Schulleitungen als einer „einfallslosen und bürokratischen Behörde“ gar nicht existiert, sondern erfunden wird, um den angeblichen Paradigmenwechsel umso stärker hervortreten zu lassen.

Hierzu heißt es weiter in eigener Sache und im Widerspruch zu den tatsächlichen Aussagen frei interpretiert:
„Die befragten Schulleiterinnen und Schulleiter leugnen nicht, dass es in deutschen Schulen immer noch verkrustete Strukturen gibt, die tief im Alltag verankert sind. Aber genau diese wollen sie überwinden.“
Mit „verkrusteten Strukturen“ ist das mehrgliedrige deutsche Bildungssystem mit seinem nach Fächern gegliederten Unterricht gemeint, das die „befragten Schulleiterinnen und Schulleiter“ angeblich „überwinden“ wollen. Angesichts der tatsächlichen Aussagen eine gezielte Falschaussage.

Mehr als fragwürdig mutet auch die Darstellung der Schwerpunktsetzung der Schulleitungen an. Diese ergibt sich lediglich aus den auf diese „Schwerpunkte“ begrenzten Fragestellungen:
Was beschäftigt Schulleitungen derzeit am stärksten? 67 Prozent nannten digitale Ausstattung, 62 Prozent bauliche Themen, 58 Prozent die Digitalisierung des Unterrichts und 54 Prozent die Personalgewinnung.“

Hierzu wird ausgeführt: „Schulleitungen fordern mehr Autonomie und Gestaltungsfreiheit: Dazu gehören neben der Befugnis zur Ausgestaltung der schulischen Bildung (77 Prozent) eine umfassendere Entscheidungsbefugnis bei der Auswahl des Personals (54 Prozent), die eigenständige Organisations- und Unterrichtsentwicklung (46 Prozent) sowie Mittelvergabe (44 Prozent).“
Die diesbezüglich immer wieder eingestreuten, teilweise verstörenden Einzeläußerungen erfordern eine gesonderte Analyse.
Besonders auffallend ist jedoch die Diskrepanz zwischen dem, was Schulleitungen gemäß – dem gelenkten – Umfrageergebnis am meisten beschäftigt und dem, was Lehrerinnen und Lehrer als „Hauptprobleme“ ansehen.

Aufschlussreich sind die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2016, die in einem diametralen Gegensatz zu dem stehen, was die Schulleitungen – angeblich – am meisten beschäftigt und durchsetzen wollen:
(https://www.news4teachers.de/2016/04/umfrage-unter-lehrern-zur-belastung-im-beruf-90-prozent-arbeiten-regelmaessig-am-wochenende/)

Einleitend heißt es: „Immer mehr schwierige Schüler, Inklusion – und jetzt noch die Flüchtlingskinder: Die Lehrkräfte in Deutschland sehen sich immer größeren Herausforderungen gegenüber.“
Und: „Über 90 Prozent der Teilnehmer empfinden den Beruf mittlerweile als „stark belastend“ oder sogar „übermäßig belastend“.“
Zu hohe Klassen- und Lerngruppenstärken empfinden über 70 Prozent der teilnehmenden Lehrer als „stark“ oder „sehr stark“ belastend.“
Sogar noch problematischer werden die Zunahme des Integrationsaufwands auffälliger, schwieriger oder lernschwacher Schüler und die wachsende Heterogenität der Klassen bzw. Lerngruppen empfunden – rund 90 Prozent sehen sich dadurch „stark“ oder sogar „sehr stark“ belastet. Statement eines Umfrageteilnehmers: „Zu viele Kinder, die zu fördern sind, zu viele Seiteneinsteiger, zu viele psychologische Problemfälle.“
Auch die Inklusion – genauer: die fehlende Unterstützung etwa durch Doppelbesetzungen – wird als schwierig empfunden; hierdurch fühlen sich 85 Prozent „stark“ oder „sehr stark“ belastet.“
Die Inklusion belastet besonders stark. Es fehlen Personal und Unterstützung. Die hohe Belastung führt zu qualitativ schlechterem Unterricht“, so kommentiert einer der Teilnehmer.“
Und: „Man kann nur den Kopf schütteln über die schlechte Personalausstattung. Viele Migrantenkinder erhöhen den Bedarf weiter.“

Sämtlich Situationen und Belastungen, die seit 2016 von Jahr zu Jahr weiter verschärft wurden und heute zu vermehrt frühzeitigem Ausscheiden, vermehrter Teilzeit und vermehrten Studien- und Ausbildungsabbrüchen führen, sobald die angehenden Lehrer/innen mit ihrer zukünftigen Berufswirklichkeit in Kontakt kommen.

Besonders auffällig: Keine der von den Lehrerinnen und Lehrern aufgelisteten Problemfelder taucht 6 Jahre später in der „Studie“ auf, weder als Fragenkomplex noch als Gegenstand in den Einzelgesprächen.

Aufschlussreich ist auch, dass gerade die Gestaltungsvorhaben“ von Schulleitungen und die dadurch verursachten zusätzlichen Inanspruchnahmen und Eingriffe zu den größten Belastungen von Lehrerinnen und Lehrern gehören:
Sogar 95 Prozent nennen als „starke“ oder „sehr starke“ Belastungsfaktoren zunehmende außerunterrichtliche Aufgaben wie Konferenzen, Schulprogramm, Beratungstermine, runde Tische, Förderpläne, Feste, Aufführungen oder Tage der offenen Tür.“
Also die Vorhaben, mit denen die Schulleitungen die Schule „gestalten“ und „Außenwerbung“ betreiben und die sie zukünftig, so die zitierten Aussagen, noch verstärken wollen.
Offenbar geraten dabei diejenigen aus den Augen, die dies alles umsetzen müssen und zukünftig stärker kontrolliert und dirigiert werden sollen.

Abschließend hierzu eine Einzelaussage: „Von uns Lehrern wird erwartet, dass wir alle Mehrbelastungen stillschweigend akzeptieren, auch wenn wir dabei unsere körperliche und psychische Belastungsgrenze regelmäßig überschreiten. Gesundheitliche Konsequenzen bleiben nicht aus.“
– Sämtlich Probleme, die in der „Cornelsen-Studie“ und bei Herrn Hurrelmann keine Rolle spielen, so, als würde es diese in der heilen Welt des „individualisierten digitalen Lernens“ nicht geben.

Entsprechend finden sich auch keine Fragen nach der Fürsorgeverantwortung der Schulleitungen und der übergeordneten Behörden und Ministerien.
Dafür wird umso mehr der „Wunsch“ nach eigenständiger und ausreichender Mittelvergabe immer wieder herausgestellt. Denn dies ist ja der maßgebliche Baustein bei der „Gestaltung“ und Ausstattung der „Schule der Zukunft“, in der angeblich „Chancengleichheit“ durch Inklusion, Auflösung der Fächer, Klassen und Klassenräume im „gebundenen Ganztag“ durch „individualisiertes Lernen“ mit „digitalen Tools“ und per „Apps und anderen digitalen Programmen“ hergestellt wird. Zu diesem Zweck ist es notwendig, die „Einheitsschule“ mit der „einen Klasse für alle“ über die Grundschule hinaus zu erschaffen, in der kein Unterricht im Klassenverband und kein Fachunterricht mehr möglich ist.

Genau diese „Reform“ wird aber von den Schulleitungen explizit nicht gewünscht.

Fazit: Nicht die Optimierung des Bildungssystems bzw. die optimale Förderung aller Begabungen ist das Ziel der „Cornelsen-Studie“, sondern die Etablierung eines – milliardenschweren – Geschäftsmodells. Dazu äußerst fragwürdig verbunden mit einer indirekten Privatisierung auch des Bildungssektors, wenn Bildungskonzerne wie Cornelsen mit ihren „Apps und anderen Programmen“ nicht nur maßgeblichen Einfluss auf die Bildungsinhalte, sondern auch einen monopolartigen Zugriff auf die direkte Beschulung erhalten.
Im Ergebnis würde das deutsche Bildungssystem durch die hier konstruierte „Schule der Zukunft“ nicht zukunftssicher“, sondern der Grundlagen echter Bildung und seiner Zukunft beraubt. Nicht die Herstellung von „Chancengleichheit“ wäre das Resultat, sondern der vollständige Zerfall der Bildungs- und Leistungsansprüche im öffentlichen Schulsystem bei gleichzeitiger Verschärfung der bereits massiven Probleme, wie sie sich an den „Brennpunktschulen“ zeigen, die immer mehr zur Regelschule werden. Verbunden mit einer breiten Flucht in den dann auch in Deutschland sprunghaft expandierenden Privatschulsektor.